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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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sprang so heftig auf, daß mein Stuhl gegen die Wand krachte . »Du hast geglaubt, ich hätt mir das ausgedacht, damit ich mitten in der Nacht hierher kommen und zu dir ins Bett kriechen kann!«
    Morellis Mund wurde zu einem schmalen Strich. »Laß mal sehen, ob ich das richtig verstanden hab. Gestern hat tatsächlich jemand dein Auto in die Luft gejagt und deine Wohnung abgefackelt. Und jetzt willst du zu mir ziehen? Sag mal, haßt du mich so sehr? Du bist eine wandelnde Katastrophe! Du bist Calamity Jane in Radlerhosen.«
    »Ich bin
keine
wandelnde Katastrophe!« Aber er hatte recht. Ich war eine wandelnde Katastrophe. Und ich würde gleich zu heulen anfangen. Die ganze Brust tat mir weh, und mein Hals fühlte sich an, als steckte ein Baseball drin. »Scheiße«, sagte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen.
    Morelli streckte die Arme nach mir aus. »Hör mal, es tut mir leid. Ich wollte nicht –«
    »Rühr mich nicht an!« kreischte ich. »Du hast vollkommen recht. Ich bin eine Katastrophe. Schau mich doch an. Kein Zuhause. Kein Auto. Und dann auch noch hysterisch. Hast du schon mal eine hysterische Kopfgeldjägerin gesehen? Bitte sehr!«
    »Vielleicht war Milch in dem Fall nicht das richtige«, meinte Morelli. »Vielleicht wär jetzt ein Schnaps angebracht.«
    »Und das ist noch nicht alles«, schluchzte ich. »Ich hab vierzig Dollar beim Würfeln verloren, und ich war heut abend die einzige, die keine Waffe hatte.«
    Morelli zog mich in seine Arme und hielt mich fest. »Das macht doch nichts, Steph. Vierzig Dollar sind kein Beinbruch. Und es gibt viele Leute, die keine Waffe haben.«
    »Aber nicht in New Jersey. Und nicht unter den Kopfgeldjägern.«
    »Auch in New Jersey gibt’s Leute, die keine Schußwaffen haben.«
    »Ach, ja? Nenn mir einen!«
    Er hielt mich ein Stück von sich ab und lachte. »Ich denke, wir sollten dich jetzt ins Bett bringen. Morgen geht’s dir bestimmt wieder besser.«
    »Apropos Bett –«
    Er schob mich zur Treppe. »Ich hab ein Gästezimmer.«
    »Danke.«
    »Und ich laß meine Tür offen, falls du dich einsam fühlst.«
    Und ich würde meine Tür absperren, falls ich schwach werden sollte.
    Als ich erwachte, starrte ich einen Moment völlig desorientiert an eine fremde Zimmerdecke. Ach ja, dachte ich. Meine Zimmerdecke zu Hause war schwarz. Diese hier war weiß. Die Wände waren in blassem Grün mit einem kaum noch erkennbaren Rankenmuster tapeziert. Tröstlich altmodisch. Morelli hatte das Haus von seiner Tante Rose geerbt und hatte nicht viel darin verändert. Die schlichten weißen Vorhänge an den Fenstern waren wahrscheinlich auch noch von Rose ausgesucht worden. Es war ein kleines Zimmer mit einem Doppelbett und einer einsamen Kommode. Auf die Holzdielen vor dem Bett hatte Morelli einen kleinen Flickenteppich gelegt. Es war ein sonniges Zimmer und viel ruhiger als mein eigenes Schlafzimmer, das zum Parkplatz rausging. Ich hatte in einem T-Shirt von Morelli geschlafen und mußte jetzt der rauhen Realität ins Auge sehen, daß ich nichts anzuziehen hatte. Keine saubere Unterwäsche, keine Shorts, keine Schuhe, rein gar nichts. Als erstes würde ich zu Macy’s fahren müssen, um mir eine Notgarderobe anzuschaffen.
    Auf der Kommode stand ein Radiowecker. Es war neun Uhr. Der Tag hatte ohne mich angefangen. Ich machte die Tür auf und schaute vorsichtig in den Flur raus. Alles war still. Keine Spur von Morelli. An meiner Tür klebte ein Zettel. Er sei schon zur Arbeit gefahren, hatte Morelli geschrieben, und ich solle mich wie zu Hause fühlen. Auf dem Küchentisch liege ein Zweitschlüssel für mich, und er habe mir im Bad frische Handtücher bereitgelegt.
    Ich duschte, zog mich an und ging nach unten, um zu frühstücken. Nachdem ich mir ein Glas Orangensaft eingeschenkt hatte, schaute ich nach Rex.
    »Es gibt leider nichts dran zu rütteln, daß ich mich gestern nacht total lächerlich gemacht hab«, sagte ich.
    Rex schlummerte in seiner Suppendose und zeigte wenig Anteilnahme. Er hatte schon des öfteren erlebt, daß ich mich lächerlich machte.
    Ich aß eine Schale Cornflakes und besichtigte das Haus. Es war sauber und aufgeräumt. Im Schrank standen die Grundnahrungsmittel, die Töpfe waren zweite Generation. Sechs Gläser. Sechs Teller. Sechs Suppenschalen. Schrankpapier aus Tante Roses Tagen. Er hatte eine Kaffeemaschine, aber er hatte keinen Kaffee gemacht, überhaupt kein Frühstück. Kein schmutziges Geschirr auf dem Abtropfbrett.
    Ich kannte Morellis

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