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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gute halbe Stunde, ohne auch nur einen einzigen Gedanken zu haben, der sich in klare Worte hätte fassen lassen. Hielt nach einer Tankstelle Ausschau, fand sie hinter einem Supermarkt, brauchte Stunden, um den gottverdammten Knopf zu finden, der die Scheißmechanik des Tankdeckels aktivierte. Machte das Handschuhfach auf, suchte nach der Betriebsanleitung, ereiferte sich noch lautstärker, fand, was er suchte, tankte voll, irrte sich in der Kreditkarte, dann in der Geheimzahl, gab auf, zahlte bar und drehte im nächsten Verkehrskreisel drei Runden, bevor er die Spur seines Gekrakels wiederfand.
     
    Er machte das Radio an. Und wieder aus. Zündete sich eine Zigarette an, drückte sie wieder aus. Schüttelte den Kopf, bereute es. Hatte seine Migräne wieder zum Leben erweckt.
     
    Fand endlich das erhoffte Schild. Hielt vor dem weißen Streifen, schaute nach links, schaute nach rechts, schaute geradeaus und ...
    ... ging seine Konjugationen durch:
    »Ich bin blöd. Du bist blöd. Er ist blöd!«

5
    Sie kramte in ihrer Schürzentasche: »Ja?«
    »Guten Tag, äh. Ich hätte gern ein Stück von dem Schokoladenkuchen, der gestern Abend gegen Viertel vor neun in Ihrem Backofen war.«
    Sie hob den Kopf.
    »Tja«, fuhr er fort und winkte mit einem Heft voller Kontrollabschnitte, »bei diesen Aussichten: Bouleplatz und Riesen-Karaoke. Da hat mich doch das schlechte Gewissen gepackt ...«
    Sie brauchte mehrere Sekunden, bevor sie reagierte, runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippen, um nicht zu lächeln. »Es waren drei.«
    »Wie bitte?«
    »Kuchen. Im Ofen.«
    »Ach?«
    »Ja«, gab sie immer noch gleich spröde zurück, »es ist nämlich so, dass es bei mir keine halben Sachen gibt –«
    »Ich glaube, das hatte ich verstanden.«
    » So ?«
    »Na ja, hm. Vielleicht könnten Sie mir ein kleines Stück von jedem geben?«
    Ohne sich weiter um ihn zu kümmern, schnitt sie drei winzige Stücke ab und hielt ihm den Teller hin. »Zwei Euro. Bezahlt wird bei dem Mädchen hier nebenan.«
    »Wozu wollten Sie mich einladen, Kate?«
    »Zum Abendessen, glaube ich. Aber ich habe meine Meinung geändert.«
    »Ach?«
    Sie bediente schon den nächsten.
    »Und wenn ich Sie einlade?«
    Sie richtete sich wieder auf und ließ ihn freundlich abblitzen: »Ich habe versprochen, beim Aufräumen zu helfen, ich habe ein halbes Dutzend Kinder unter meinen Fittichen, und es gibt in einem Umkreis von mindestens fünfzig Kilometern kein einziges Restaurant, und – ist er gut?«
    »Wie bitte?«
    »Der Kuchen.«
    Äh. Charles hatte eigentlich keinen Appetit mehr. Er suchte nach einer letzten passenden Antwort, als ihm ein Typ, der völlig außer Atem und offensichtlich sehr verärgert war, die Show stahl:
    »Sagen Sie. Sollte Ihr Sohn nicht den ganzen Nachmittag beim Dosenwerfen helfen?«
    »Doch, aber Sie haben ihn gebeten, die Bar zu machen.«
    »Oh, das stimmt! Dann halt nicht, dann werde ich –«
    »Warten Sie«, fiel sie ihm ins Wort und wandte sich an Charles, »Alexis hat mir erzählt, dass Sie Architekt sind, stimmt das?«
    »Äh, ja.«
    »Dann ist das doch genau der richtige Stand für Sie. Konservendosen aufstellen, das müsste Ihnen liegen, oder?« Sie rief den anderen zurück: »Gérard! Sie brauchen nicht weiterzusuchen.«
     
    Während Charles einen Bissen Kuchen in den Mund schob, ließ er sich ans Ende des Vorbaus führen.
    »Hey!«
    Also wirklich.
    Er drehte sich um und fragte sich, welches bloody er jetzt über sich ergehen lassen musste.
    Fehlanzeige.
    Es war nichts.
    Nur ein kleines Augenzwinkern über einem großen Messer.
     
    *
     
    »Die Kinder müssen Ihnen vorher ein blaues Kärtchen geben, sie wissen auch, woher sie die kriegen. Und wer gewinnt, darf sich aus diesem Karton was aussuchen. Ein Elternteil eines Schülers wird Sie am Nachmittag für ein paar Minuten ablösen, falls Sie mal eine Pause brauchen«, erklärte der Monsieur und schob die Kinder beiseite, die sich um sie scharten, »alles klar? Haben Sie noch Fragen?«
    »Keine Fragen.«
    »Dann viel Erfolg. Ich habe immer Probleme, für diesen Stand eine gute Seele zu finden, Sie werden sehen ...«, er tat so, als hielte er sich die Ohren zu, »hier ist es gern etwas laut.«
     
    Während der ersten zehn Minuten begnügte sich Charles damit, die Tickets einzustecken, die Bälle in Form von sandgefüllten Socken auszuhändigen und die Dosen wieder aufzustellen, dann wurde er etwas sicherer und tat, was er schon immer getan hatte: Er optimierte die Baustelle.
     
    Er

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