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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Boden war genauso – anhänglich wie der ganze Rest. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin aufgestanden, um ein Fenster zu öffnen. Er hat mich machen lassen, und ich glaube, unsere Freundschaft hat in dem Augenblick begonnen, als ich mich umgedreht und gesagt habe: ›Ah, so ist es doch viel besser, oder?‹
    Er war ein alter Junggeselle, der ziemlich unsicher war und noch nie Kinder aus der Nähe gesehen hatte, ich war eine künftige alte Jungfer, die sich von einem widerspenstigen Fenstergriff nicht beeindrucken ließ und siebzehn Jahre zu bewältigen hatte. In diesem lauwarmen Lüftchen haben wir uns angelächelt.
    Sam hat ihm erklärt, dass die Eier für den Geburtstagskuchen seiner kleinen Schwester sind. Er hat Harriet auf meinem Schoß angeschaut: ›Hat sie heute Geburtstag?‹ Ich habe zögernd genickt, und er hat hinzugefügt: ›Ich glaube, ich hätte da ein Kuscheltierchen für die kleine Mamselle.‹ Hilfe, waswird er jetzt für ein ekelerregendes Teil anschleppen? Einen rosa Hasen, den er am Schießstand einer Kirmes 1912 geschossen hat?
    Kommt mit, sagte er und half Alice von ihrem Stuhl. Er hat uns zu einem anderen Gebäude geführt und in der Dunkelheit gebrummt: ›Wo haben sie sich nur versteckt?‹
    Die Kinder haben sie dann gefunden, und jetzt musste ich Hattie wirklich loslassen.«
    Charles kannte allmählich das ganze Spektrum an Kate-Lachen, aber dieses hier war noch viel ansteckender.
    »Und was haben sie gefunden?«
    »Kätzchen. Vier winzige Kätzchen, die sich unter einem alten Auto versteckt hatten. Die Kinder sind völlig ausgeflippt. Sie haben ihn gefragt, ob sie sie auf den Arm nehmen dürfen, und wir sind alle hinters Haus gegangen und haben dort im Gras gespielt.
    Während sie mit den Kätzchen spielten, als handelte es sich um Mäusespeck, haben wir uns auf eine Bank gesetzt. Er nahm seinen Hund auf den Schoß, drehte sich eine Zigarette, lächelte, während er ihnen zusah, und gratulierte mir: Ich hätte da eine nette Brut. Ich habe sofort angefangen zu heulen. Ich litt an einem gewaltigen Schlafdefizit, hatte mit keinem wohlwollenden Erwachsenen mehr gesprochen seit – seit Ellen, und ich habe ihm von meiner Schwester erzählt.
    Er hat lange mit seinem Feuerzeug in der Pranke dagesessen und geschwiegen, dann hat er gesagt: ›Die werden trotzdem glücklich, ganz bestimmt. Und? Welches hat sich das Mäuschen denn ausgesucht?‹
    Die Großen hatten für sie entschieden, und ich habe versprochen, das Kätzchen am Tag unserer Abreise zu holen. Er hat uns bis zu den Eichen begleitet. Unser Buggy war unten voller Gemüse aus seinem Garten, und die Kinder haben sich immer wieder umgedreht, um ihm zu winken.
    Als wir in der kleinen Küche unserer Ferienwohnung ankamen, habe ich festgestellt, dass es keinen Backofen gab. Ichhabe eine Kerze auf eine Madeleine gesteckt, und die Kinder sind völlig erschöpft ins Bett gefallen. Uff, diesen verflixten Tag hätten wir hinter uns gebracht. Ich wollte ihn fröhlich haben, aber ohne dieses Haus, dessen Name, wie ich fand, eine schöne Bezeichnung für die Dämmerung war, hätte ich es nicht geschafft.
    Ich rauchte eine Zigarette auf der Terrasse, als Sam zu mir kam und seinen Teddy hinter sich herzog. Es war das erste Mal, dass er so zu mir kam. Das erste Mal, dass er mich umarmte. Und jetzt war es nicht das Feuer, es waren die Sterne, die uns als Fernsehersatz dienten ...
    ›Weißt du, ich glaube, wir sollten das kleine Kätzchen nicht mitnehmen‹, verkündete er mir schließlich feierlich. ›Hast du Angst, dass es sich in Paris langweilt?‹ ›Nein, aber ich will nicht, dass es von seiner Mama und seinen Brüdern und Schwestern getrennt wird.‹
    Oh, Charles. Ich war der reinste Schlosshund. Alles. Alles brachte mich zum Heulen.
    ›Aber wir können morgen noch mal hingehen und es uns ansehen, ja?‹, hat er hinzugefügt.
    Natürlich. Am nächsten Tag sind wir wieder hingegangen und auch am übernächsten Tag, und schließlich haben wir die restlichen Ferien auf dem Hof verbracht. Die Kinder werkelten in der Scheune, während ich die Küche ausräumte, die Sachen nach draußen trug und alles gründlich saubermachte. Dieser Monsieur René mit seinen Hühnern, seinen Kühen, seinem alten Gaul, den er in Pflege genommen hatte, seinem Hündchen und seiner gigantischen Unordnung war zu unserer neuen Familie geworden. Zum ersten Mal fühlte ich mich gut. Beschützt. Ich hatte das Gefühl, hinter diesen Mäuerchen könnte uns

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