Alles Ist Ewig
förmlich mit ihren Blicken durchbohrte.
»Was ich damit sagen wollte, ist, dass Sie sich bisher einfach mehr auf Ihre Arbeit als auf die oberflächlicheren Seiten Ihres Berufs konzentriert haben. Und jetzt stehen Sie heute Abend hier in einem der umwerfendsten Kleider, die je auf dem roten Teppich der Oscars gesehen wurden.«
»Vielen Dank. Es ist von einer Designerin, die ich selbst entdeckt habe. Ihr Name ist Haven Moore.«
Jack legte den Kopf schräg. »Wo habe ich den Namen schon mal gehört?«
»Sie hat auch Lucy Fredericks Kleid entworfen.«
»Ah ja, das muss es sein«, erwiderte Jack. »Tja, dann gehe ich davon aus, dass dieser Name morgen früh in aller Munde sein wird. Aber da Sie gerade hier sind, Alex, ich bin sicher, unsere Zuschauer würden liebend gern Ihre Meinung über ein paar Ereignisse der letzten Tage hören.«
Alex runzelte die Stirn. »Ich wollte eigentlich nur …«
»Ihr guter Freund, der TV-Schauspieler Calum Daniels, ist heute Morgen wegen Kidnappings verhaftet worden. Was können Sie uns zu dieser überraschenden Neuigkeit sagen?«
»Das ist alles ein furchtbares Missverständnis. Ich gehe davon aus, dass die Vorwürfe jeden Moment fallen gelassen werden.«
»Und was sagen Sie zu dem kürzlichen Wiederauftauchen von Iain Morrow?«, fügte Jack rasch hinzu, bevor Alex sich abwenden konnte. »Sie beide standen sich ja früher einmal sehr nahe. Was ist es für ein Gefühl, dass er jetzt von den Toten auferstanden ist?«
»Ich wünsche Iain nur das Beste.«
»Also glauben Sie nicht, dass er für den Mord an dem Musiker Jeremy Johns verantwortlich ist?«
»Das hier ist Amerika, Jack. Soweit ich weiß, sind wir hier alle unschuldig, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist«, erklärte Alex mit einem boshaften Lächeln.
»Mach den Fernseher aus«, befahl Haven. Der Bildschirm wurde schwarz und Alex’ hübsches Gesicht verschwand.
»Tut mir leid«, sagte Frances. »Ich dachte, es würde dich ein bisschen von morgen ablenken. Ich wusste ja nicht …«
»Schon okay«, versicherte Haven ihr. Sie hatte sie nicht so anfahren wollen, doch der Anblick von Alex Harbridge hatte eine Wunde aufgerissen, die sie eigentlich ignorieren wollte, bis sie getan hatte, was sie tun musste. »Ich geh ins Bett.«
»Bist du sicher, dass du schon schlafen willst?«, fragte Frances. »Iain sollte jeden Moment zurückkommen.«
»Ich hab ja nicht gesagt, dass ich schlafen will«, erwiderte Haven. Sie glaubte nicht, jemals wieder schlafen zu können.
Stattdessen lag sie in Constance Whitmans Zimmer, starrte an die Decke und dachte an Beau. Schon als kleiner Junge hatte er es nicht ertragen, Haven unglücklich zu sehen. Wann immer er sie dabei ertappte, ließ er sofort alles stehen und liegen, um sie zum Lachen zu bringen. Einmal, als Havens Großmutter ihr mal wieder das Leben zur Hölle machte, war er die ganze Nacht aufgeblieben, um eine riesige, exakte Nachbildung eines der Kleider der alten Frau zu nähen. Am nächsten Morgen hatte er es angezogen und direkt unter Havens Fenster einen lauten Vortrag über die Notwendigkeit gehalten, homosexuelle Footballspieler aus der Gesellschaft auszugrenzen. Sein Auftritt hatte dazu geführt, dass Havens Großmutter ihn noch leidenschaftlicher verachtete als sowieso schon, Haven aber hatte einen Sprint ins Badezimmer hinlegen müssen, um sich vor Lachen nicht in die Hose zu pinkeln.
Doch diesmal war Beau nicht da, um Haven aufzuheitern. Er wurde noch immer von den Horae festgehalten, und das war ganz allein Havens Schuld.
Ihre Zimmertür ging auf, und Iain kam herein.
»Hast du Padma gefunden?«, fragte Haven.
»Sie war wieder in ihrem Rattenloch auf der Lower East Side. Sie glaubt, ich bin der Einzige, der weiß, dass sie sich da versteckt, und ich hoffe wirklich, dass sie recht hat.«
»Ist sie bereit, die Akten rauszurücken?«
»Ja.«
»Und wie viel will sie dafür haben?«
»Alles.«
»Alles?« Havens Herz zog sich zusammen.
»Das gesamte Vermögen der Morrow-Familie bis auf den letzten Cent – in der Sekunde, in der wir wieder darüber verfügen dürfen.«
Haven nickte ernst. »Das ist es wert.«
»Ich weiß«, sagte Iain.
»Also, wie geht es jetzt weiter?«
»Padma will sich heute Abend an die Presse wenden. Morgen sitzt sie im Flieger. Und übermorgen wird die Geschichte in allen Zeitungen sein. Wir sollen das Geld auf ein Konto in der Schweiz überweisen, sobald wir es haben.«
»Und dann?«
Iain setzte sich neben sie. »Und dann wird
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