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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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vorziehen, auf diese Welt zurückzukehren. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich liebend gern im Land der Toten verweilen.«
    »Warum hast du nicht am Tor auf mich gewartet?«, fragte Haven.
    »Ich hatte eigentlich fast gehofft, du würdest nicht kommen.«
    »Warum hätte ich nicht kommen sollen?«
    »Du hast doch bestimmt die Nachrichten gesehen«, entgegnete Adam.
    »Ja.«
    »Dann weißt du ja, dass die Ouroboros-Gesellschaft am Ende ist. Ich kann dir nun nichts mehr bieten. Aber du sollst wissen, dass ich es versucht habe. Ich habe versucht, dir das eine zu geben, was dir niemand sonst jemals geben kann. Doch es haben einfach zu viele Mächte gegen mich gearbeitet. Ich wollte mich verändern, aber der Rest der Welt hat es nicht zugelassen.«
    »Adam …«
    Er stand auf und zog einen goldenen Schlüssel aus der Tasche. »Da du nun schon einmal hier bist, möchtest du jetzt auch das Innere des Mausoleums besichtigen? Es ist ein Werk von wirklich außergewöhnlicher Schönheit.« Adam stapfte durch den Schnee zum Eingang der Gruft. Die Tür war eine über dreißig Zentimeter dicke Marmorplatte, doch er drückte sie auf, als wäre sie aus Styropor.
    Die Vorhalle war klein mit einer gewölbten Decke. In der Mitte stand ein steinerner Springbrunnen, und das Wasser sprudelte aus dem Mund eines leuchtend blauen Vogels aus Ton. Ein feiner Nebel schien in der Luft zu hängen, und die Wände waren mit Szenen aus einem hübschen Garten voller blühender Obstbäume und vorüberflatternder Vögel und Schmetterlinge bemalt.
    »Sieht schön aus«, bemerkte Haven kühl.
    »Das ist noch nicht alles.« Adam nahm eine Gaslaterne aus ihrer Halterung an der Wand, vergewisserte sich, dass die Flamme richtig brannte, und öffnete dann eine weitere Tür.
    Der Hauptraum war wesentlich größer, als Haven es für möglich gehalten hätte, eine leere Kammer, von der sieben Steintüren abgingen. Auf dem Boden bildeten winzige Glasscherben und Edelsteine ein atemberaubendes Mosaik. Ein Gott auf einem goldenen Streitwagen, der von zwei schwarzen Pferden gezogen wurde, hielt eine sich windende Jungfrau in den Armen. Mitten auf der blühenden Wiese hatte sich ein Loch aufgetan, und die Pferde rasten genau auf diese Spalte zu, voller Ungeduld, in die finstere Welt zurückzukehren, die darunter lag. Haven kannte die Szene nur zu gut.
    »Du hast es den ganzen Weg hierhergebracht? Das Mosaik aus unserem Haus auf Kreta?«, fragte Haven, und ihre Stimme hallte von den Wänden wider.
    »Nein, das hier ist nur eine Replik. Deine Füße haben diese Steine nie berührt. Es ist das Bild selbst, das mir so viel bedeutet. Von dem Moment an, in dem ich dich zum ersten Mal im Garten deines Vaters gesehen habe, wusste ich, dass ich dich niemals verdient haben würde. Ich war überzeugt, dass ich dich, wenn ich dich jemals besitzen wollte, entführen müsste, so wie Hades es in der Sage getan hat, und dich mit einer List dazu bringen, bei mir zu bleiben. Dieses Mosaik hier habe ich neu anfertigen lassen, damit es mich immer an die Fehler erinnert, die ich gemacht habe. Jede der Frauen in dieser Gruft hat mir nur für kurze Zeit gehört. Wie Blumen sind sie dann alle verwelkt und gestorben. Ich hatte gehofft, diesen Zyklus durchbrechen zu können. Diesmal wollte ich, dass du dich aus freien Stücken für mich entscheidest. Und wenn du das getan hättest, hätte ich nie wieder Angst haben müssen, dich zu verlieren. Doch nun scheint es, als wären all meine Mühen vergebens gewesen. Wann hast du beschlossen, auf die Seite der Horae überzutreten, Haven?«
    Die Wände der Gruft schienen plötzlich näher zu rücken, während Haven fieberhaft versuchte zu verstehen, was das alles zu bedeuten hatte. »Du weißt von den Horae?«
    »Ich hatte einen Verdacht. Und er hat sich bestätigt, als du mich für heute hierher eingeladen hast. Aber ich hatte gehofft …«
    Er konnte nicht weiterreden.
    »Du hattest gehofft?«, hakte Haven nach.
    »Ich hatte gehofft, du wüsstest zu schätzen, was ich geändert habe – an mir selbst und an der OG. Ich hatte gehofft, du würdest dich entschließen, Iain zu verlassen und dein Leben mit mir zu verbringen – nicht nur dieses eine, sondern die Ewigkeit. Doch irgendwie ist es den Horae abermals gelungen, dass du dich gegen mich wendest. Was haben sie dir dieses Mal erzählt?«
    »Sie haben gesagt, du hättest im vierzehnten Jahrhundert den schwarzen Tod nach Italien gebracht und würdest eine neue Seuche in New York ausbrechen

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