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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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fühlte sich anders an. In der Lobby im Gramercy Gardens hatte Haven einen jungen Mann geküsst. Nun lag sie in den Armen eines unsterblichen Wesens. Sie spürte, wie Adam die Wärme aus ihrem Körper saugte. Ihr Herzschlag verlangsamte sich. Der Tod zog sie in seinen dunklen Schlund hinab, und sie fand nicht die Kraft, sich zu wehren. Ihr allerletzter Gedanke galt Iain.

KAPITEL 45
    S chneeflocken rieselten vom Himmel herab und blieben auf den Gräbern liegen. Die Friedhofswege waren nicht mehr zu erkennen, und Haven irrte in der Dunkelheit zwischen Marmorstatuen und Grabsteinen umher. Der goldene Schlüssel in ihrer Hand brannte wie Eis. Ein kleiner Engel versperrte ihr den Weg. Er hatte die Handflächen wie zum Gebet gefaltet, und seine Augen schienen sie anzuflehen zu bleiben. Haven wollte an ihm vorbeigehen, als sie spürte, wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Es war so kalt, und sie musste dringend schlafen. Ein etwas erhöht liegendes Grab lockte sie mit einer weichen weißen Daunendecke.
    Wie viel Zeit hatte sie in dem Mausoleum verbracht? Es war Morgen gewesen, als sie eingeschlossen worden waren, und jetzt war es schon dunkel. Sie erinnerte sich noch an den Kuss, doch danach verschwanden ihre Erinnerungen in einem schneesturmartigen Nebel.
    Sie legte sich in den weichen Schnee, das Gesicht dem Himmel zugewandt. Die Flocken schmolzen nicht, als sie auf ihrer Haut landeten. Haven schloss die Augen und spürte, wie der Schnee sie langsam unter sich begrub, ein winziger Kristall nach dem anderen. Dann breitete sich mit einem Mal Wärme in ihrem Körper aus, und sie fand sich aufrecht stehend auf dem Balkon ihres Apartments in Rom wieder. Die Sonne schien, und auf dem Platz unter ihr pfiff jemand eine alte Melodie.
    Die Melodie noch immer im Kopf, öffnete Haven die Augen, entschlossen weiterzukämpfen. Auf einem Hügel über ihr sah sie drei helle Lichtkreise auftauchen. Sie kamen auf sie zugerast und wuchsen beim Näherkommen zu blendenden Kugeln an.
    »Da ist sie! Haven!«, schrie eine Stimme.
    Sie blinzelte ins Licht, das sie nun festzuhalten schien. Der Schmerz, der ihren Körper durchzuckt hatte, war wie der eines eiskalten Fingers, den man unter einen heißen Wasserstrahl hielt. Ihre Lider flatterten und schlossen sich wieder. Sie ließ sich abermals fallen und sank zurück in den Schnee.
    Beatrice spürte ihre Knochen knacken, als sie die Treppe hinunterging. Sie war nicht alt, aber sie war auch nicht mehr jung. Die dreißig Jahre, die sie betend auf dem harten Boden der Kathedrale verbracht hatte, hatten ihre Knie kaputt gemacht, während die Schuldgefühle ihre Seele auffraßen. Ihre Geschwätzigkeit hatte ihren geliebten Bruder zum Tode verurteilt. Und sie hatte zugelassen, dass ein anderer für ein Verbrechen eingesperrt worden war, von dem sie sich nicht sicher war, ob er es begangen hatte.     
    Am Fuß der Treppe lag die Tür zu seinem Kerker. Sie lauschte am Schlüsselloch. Es war nichts zu hören. Dann, eins nach dem anderen, löste sie die Bretter, mit denen die Tür vernagelt worden war. Sie holte tief Luft und wappnete sich endlich für ihre Strafe. Dann zog sie die Tür auf. Was würde Adam nach all diesen Jahren zu ihr sagen?     
    »Es geht ihr gut«, hörte Haven einen Mann sagen. »Keine Erfrierungen, und ihre Körpertemperatur ist wieder normal. Wann hat sie das letzte Mal etwas gegessen?«
    Haven hob die Hand und tastete nach ihrem Bauch. Er fühlte sich an, als sei er nach innen gewölbt. Sie hatte ihn seit Tagen nicht mehr gefüllt.
    »Sie hat sich bewegt!« Das war Leahs Stimme.
    »Haven?« Und das Iains. »Haven, bist du wach?«
    Haven öffnete die Augen und sah eine mit Wasserflecken übersäte Zimmerdecke und einen Infusionsständer. »Iain?« Ein Schatten legte sich über sie, und dann spürte sie seine Lippen. Sie waren warm. Sie schmeckte die ganze Welt in diesem Kuss. Haven griff nach oben und zog ihn dichter an sich. Dann ließ sie eine Hand unter Iains Pullover gleiten, nur um sicherzugehen, dass er wirklich da war.
    »Hast du es geschafft?«, fragte Iain und löste sich so weit von ihr, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
    Haven nickte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Er hat mich gelassen.«
    »Er hat dich gelassen ?«
    »Die Horae haben mich ausgetrickst. Sie haben uns beide in das Grab gesperrt. Sie müssen den Verdacht gehabt haben, dass ich ihn eines Tages wieder freilassen würde.«
    Diese Informationen schienen Iain beinahe um den Verstand zu

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