Alles Ist Ewig
geöffnet werden. Keine von uns hat gewollt, dass Haven sterben muss, aber Phoebe meinte, es sei unumgänglich, wenn wir den Magos für immer loswerden wollten.«
Leah schüttelte angewidert den Kopf. »Und Sie sind nie auf die Idee gekommen, dass diese Lösung noch andere Konsequenzen haben könnte? Haben Sie etwa gedacht, Phoebe könnte Haven beseitigen, ohne auch Iain zu töten? Und was, dachten Sie denn, würde sie mit mir machen, nachdem ich schon hier aufgetaucht bin?«
»Ist das wahr, Phoebe? Wie lange planst du schon, meinen Sohn zu ermorden?« Virginias Stimme wurde immer lauter. »Das war niemals Teil unserer Vereinbarung!«
»Ich habe dir das Morrow-Vermögen dafür versprochen, dass du uns hilfst«, entgegnete Phoebe. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass es dich interessiert, welche Mittel ich dafür anwende. Du hättest mir sagen sollen, dass du nicht willst, dass Iain zu Schaden kommt.«
»Manche Dinge verstehen sich ja wohl von selbst!«, schrie Virginia so schrill, dass Haven sich beinahe die Ohren zugehalten hätte.
»Tante Virginia.« Calum Daniels schubste Leah aus dem Weg und trat zwischen die beiden älteren Frauen, bevor sie aufeinander losgehen konnten. »Ich fürchte, Mutter hat recht. Wir müssen für das Allgemeinwohl Opfer bringen und tun, was notwendig ist.«
»Wir sind nicht verantwortlich für das Allgemeinwohl«, erwiderte Virginia, als erklärte sie einem kleinen Kind, wie die Welt funktionierte. »Das ist die Aufgabe der Schlangengöttin. Findest du vielleicht auch, dass wir sie umbringen sollten, Calum? Hast du eigentlich eine Ahnung, was passiert, wenn wir ein solches Verbrechen begehen?«
»Wir müssen tun, was notwendig ist«, wiederholte Calum ernst.
»Da würde dir deine Mutter sicherlich sofort zustimmen, Calum«, sagte Haven zu ihm. » Dich hätte sie nämlich auch ohne zu zögern geopfert, weißt du? Nach deiner Verhaftung bin ich hergekommen und habe ihr angedroht, dich durch Adam töten zu lassen, wenn sie Beau nicht freilässt. Phoebe hat gesagt, ich sollte deinen Mord ruhig in Auftrag geben. Sie hat noch nicht mal mit der Wimper gezuckt.«
»Du lügst!« Calum wandte sich an seine Mutter. »Sag mir, dass sie lügt!«
»Haven sagt die Wahrheit«, gab Virginia traurig zu, während Phoebe noch fieberhaft nach einer Ausrede suchte. »Wir waren alle mit im Raum, als deine Mutter die Entscheidung fällte, dich sterben zu lassen. Sie hat nie verstanden, welches Glück sie hat, dich zum Sohn zu haben. Ihr wurde das Geschenk zuteil, dich durch deine erste Inkarnation zu führen, aber sie hat dieses Privileg aufs Schlimmste missbraucht.«
»Meine erste Inkarnation?«, stammelte Calum. »Aber …«
»Phoebe hat dich seit dem Tag deiner Geburt belogen. Dies ist erst dein erstes Leben, Calum.«
»Mutter?«, fragte Calum, als nun auch noch der Rest seiner Selbstsicherheit dahinbröckelte.
Haven musste wegsehen. Was Calum auch getan hatte, sie konnte nur noch Mitleid mit ihm empfinden. Sie dachte daran, wie stolz er auf seine früheren Leben gewesen war. Calums komplette Existenz war auf Lügen aufgebaut, und seine ganze Welt war mit einem einzigen Satz in sich zusammengebrochen. Einen Menschen, der nie gewusst hatte, wer er war, konnte Haven nicht verurteilen.
»Hör nicht auf Virginia, Calum, die ist wahrscheinlich wieder mal betrunken«, sagte Phoebe, die nun endlich zu ihrer Verteidigung anhob. »Sie war schon immer neidisch auf uns, seit …«
»Das reicht jetzt!« Während Phoebe immer mehr in sich zusammensackte, schien Vera immer größer zu werden. »Virginia hat keinen Tropfen Alkohol angerührt, seit sie in New York angekommen ist. Jedes Wort, das sie gesagt hat, ist wahr, Calum. Meine Schwestern und ich sind der Meinung, dass es an der Zeit ist, dir die Wahrheit zu sagen.« Haven bemerkte, dass sieben Horae hinter Vera getreten waren. Vor ihren Augen formierte sich gerade eine neue Ordnung.
Calum schniefte und gab sich alle Mühe, seine Würde zu bewahren. »Ich hab sowieso nichts von all dem für sie getan. Es war nur ein Geschäft. Ich sollte Mutter mit ihrer kleinen Verschwörung helfen und hätte dafür die Ouroboros-Gesellschaft bekommen, sobald Adam aus dem Weg gewesen wäre.«
»Nein, Calum«, korrigierte Vera. »Phoebe hatte nie vor, einem neunzehnjährigen Jungen die Leitung der Gesellschaft zu überlassen. Das war auch eine Lüge.«
Calum fuhr zu seiner Mutter herum. »Du hast es versprochen!«, wimmerte er. »Du hättest nie von Owen erfahren,
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