Alles ist grün
Voraussetzungen« beruhe wie die »realistischen« Fiktionen, die die Metafiktion vom Podest zu stoßen suche – man stellt sich unfreiwillig Nudisten vor, die dem armen Kaiser die Kleider vom Leib reißen und sich dann einen Ast lachen, als würden sie nicht selbst in ihre Glashauskolonien heimkehren –, die dabei ihrerseits, wie die neorealen Typen geltend machen würden, noch abstoßender sei, diese Metafiktion, die schließlich ein Schlag ins Gesicht der Geschichte und der Induktion als des Mit-dem-ist-nicht-zu-spaßen-Spießgesellen der Geschichte sei und einem ganzen stinkenden Schrank voll beliebiger, aufgepeppter, hemmungsloser, freihändiger Pfiffigkeiten Tür und Tor öffne, die, wie Gardner, Conroy, L’Heureux oder, Mensch, selbst Ambrose einem sagen würden, für jeden leidenschaftlichen Möchtegernvirtuosen der ultimative üble Beigeschmack sind – quasi schon auf Tuchfühlung mit dem Verbotenen, dem Tabu, dem Odium, den Asura … – und deswegen wird die Zahl der Zeilen dazwischen nicht erwähnt, obwohl das Nervensägewerk kleiner und hinsichtlich der massiv beschränkten Zeit weitaus ökonomischer gewesen wäre als diese spezielle Betrachtung und Verweigerung –, findet heute eine Vereinigung aller statt, die je in einem der 6659 McDonald’s-Werbespots aufgetreten sind, die von derselben Firma J. D. Steelritter Advertising konzipiert, entwickelt, produziert, gedreht und vertrieben worden sind, die jetzt auch an alle je in ihnen aufgetretenen Schauspieler Myriaden von verführerischen Hightech-Einladungen, Informationspäckchen, Reisegutscheinen, Broschüren und sorgfältig zielorientierten Anspornen und Nötigungen (seltsamerweise aber keine Landkarten) verschickt hat. Und das muss man sich mal reinziehen: Die Vereinigung ist so gut konzipiert und beworben worden, dass alle noch Lebenden ihre Teilnahme zugesagt haben. Einhundert Prozent positive Rückmeldungen sind, wie J. D. weiß, kein Zufall. Die Vereinigung war lange in der Mache. Abgesehen von Dingen, die sich drehen, waren Konzept und Arrangement dieser Gala jahrelang J. D. Steelritters große Leidenschaft. So etwas wie das hier hatte er von Anfang an vorhergesagt. Knapp 44 000 ehemalige Schauspieler, Schauspielerinnen, Puppenspieler und arbeitslose Clowns bewegen sich auf die verschlafene, nach Rosen duftende Stadt Collision zu. Tausende von Pilgern aus allen zwölf großen marktbeherrschenden Klassen von Werbeschauspielern: Weiße, Schwarze, Asiaten, Lateinamerikaner, amerikanische Ureinwohner/Eskimos sowie schließlich die mit leuchtenden Pappmascheeköpfen und Kostümen; zuzüglich der entsprechenden sechs Kategorien von Kinderschauspielern aus den Kinder-Spots, die kathodenstrahlartig den glupschäugigen Samstagmorgen- und Werktagnachmittagmarkt unter Beschuss nahmen. Gratisflugtickets, Freiflug-Shuttles mit LordAloft vom O’Hare zum Central Illinois Airport; clownchauffierter Transport zum Vereinigungsgelände (für die Pünktlichen); goldene Namensschilder zum Behalten; freier Eintritt zur Vorzeigediskothek einer Kette, die aller Voraussicht nach wie ein Krebsgeschwür gedeihen wird, der Ort, an dem man im kommenden Jahrtausend gesehen werden muss; Gratisessen (klaro); die Chance, J. D. Steelritter und die Ronalds 1 und 3 kennenzulernen und mit ihnen zu klönen, Baseballs auf den als Ziel gesetzten Korbtank zu dreschen, über dem Ronald 2 schwebt, sich ganz allgemein orgiastischen Walpurgislustbarkeiten hinzugeben, bei denen Faust einer abgegangen wäre; und um Punkt 12.00 dann endlich direkt über ihnen der Auftritt von Jack Lord, dem Star mit Stierhorn und Plastikgewehr, Jack Lord, eine Scheiß ikone, der hoch droben aus einem Helikopter winkt. Es wird, verspricht die Hochglanzbroschüre, eine Vereinigung, die nie wieder ihresgleichen finden wird. Ausrufezeichen. Und daraus wird der größte McDonald’s-Spot aller Zeiten gemacht. Und sie alle werden noch einmal bezahlt.
Außerdem ist der Neue Realismus, da er jung und realistisch ist, auch ziemlich langsam. Fragen Sie Ambrose. Fragen Sie Mark; der hat das ausprobiert. Er weicht in seiner Langsamkeit von der realen Realität nur in seiner extremen Ökonomie ab, seiner preußischen Verachtung der Muße, seiner Besessenheit von den beschränkenden Grenzen des eigenen Raums, seiner schrecklichen Nähe zum eigenen Horizont. Es gehört zum Herzzerreißendsten, was Sie in einem beliebigen guten Buchladen finden können. Ich würde es ausprobieren.
An der Spitze einer
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