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Alles - worum es geht (German Edition)

Alles - worum es geht (German Edition)

Titel: Alles - worum es geht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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sind immer zugezogen, die Fenster stets geschlossen. Die Korbstühle stehen immer am selben Platz, selbst als es Herbst und täglich kühler wird, bleiben sie da. Die Garage ist geschlossen und wird nie aufgemacht, man sieht weder Autos noch Fahrräder und auch keine ausgedienten Kinderwagen, Planschbecken, Fußbälle oder sonstigen Kram, aus dem man schließen könnte, dass das Haus bewohnt ist. Trotzdem ahne ich immer dieses gelbliche Licht hinter den Gardinen, sobald es draußen dunkel genug wird. Irgendwer muss also da leben.
    Ein paarmal bin ich stehen geblieben und habe das Haus beobachtet, doch kein einziges Mal ging die Tür auf. Als ich neulich so dastand, die Beine rechts und links vom Rad, und zur Tür hinüberschaute, da sah ich sie. Beim ersten Mal habe ich gedacht, ich hätte mir nur etwas eingebildet, aber gestern Abend habe ich sie wiedergesehen.
    Erloschene Sonnen, so sahen sie aus.
    »Du machst dir zu viele Gedanken«, sagt Kevin.
    Dann ist alles wie immer. Wir spielen Fußball, und als der Ball gerade über die Seitenlinie gegangen ist, kann ich es mir nicht verkneifen, Kevin zu fragen, ob ihm auch aufgefallen sei, dass irgendetwas merkwürdig ist an dem roten Backsteinhaus in der Elm Street, nur drei Häuser entfernt von der Einmündung der Jackson Hill. Kevin kommt ja jeden Tag zweimal auf dem Schulweg dort vorüber. Irgendwann müssen sie doch mal draußen sein. Die japanischen Mädchen, so nenne ich sie, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob sie wirklich Japanerinnen sind. Aber wir haben gerade in Geschichte Pearl Harbor durchgenommen, und deswegen denke ich immer, es könnten doch Nachkommen von japanischen Piloten sein, die damals gefangen genommen wurden und die seither hinter geschlossenen Gardinen und Türen leben müssen.
    Ab und zu kann man ihre Gesichter am Fenster sehen, sie pressen sich ganz dicht ans Glas, wie kleine runde Scheiben, auf denen nie ein Lächeln erscheint.
    »Mir ist nichts aufgefallen«, sagt Kevin. Aber das ist nicht weiter verwunderlich, Kevin kriegt nie richtig mit, was so ringsum passiert, er erfindet nur dauernd irgendwelche Sachen oder Mechanismen, die wir dann zusammenbauen. Außerdem ist er ein guter Fußballer und in Louisa verliebt.
    Aber bevor wir weiterspielen, verspricht er mir immerhin, mal darauf zu achten. Und es dauert nicht lange, da kommt er mit leuchtenden Augen in die Schule und sagt, jetzt habe er sie gesehen.
    »Die Japanerinnen?«
    Kevin nickt, und wir sind uns einig, dass wir unbedingt weitere Nachforschungen anstellen müssen.
    Es dauert ein paar Tage, bis wir dazu kommen, denn wir haben Projektwoche und ich muss länger in der Schule sein. Mein Vater hat die Abendschicht an der Tankstelle übernommen, aber deshalb muss ich, wenn ich endlich freihabe, schnell nach Hause zu den Zwillingen und kann nicht mehr raus.
    Aber am folgenden Montag können wir endlich mit unseren Nachforschungen anfangen. Mission Erloschene Sonnen nennen wir unser Vorhaben. Sobald mein Vater nach Hause kommt, radle ich zu Kevin, und zusammen fahren wir dann weiter zum roten Backsteinhaus in der Elm Street, jeder mit seinem Penny Board unter dem Arm. Sie sind aus leuchtend gelbem Kunststoff mit orangeroten Rädern, es macht Spaß, damit zu fahren, vor allem aber sind sie unsere Ausrede, weswegen wir da in der Straße sind, in der keiner von uns wohnt.
    Grünes Unkraut, trockene Erde, mehr gibt’s in dem Garten nicht. Er ist genauso leer, wie vorher, als ich vorbeigeradelt bin, ohne persönliche Gegenstände oder sonstigen Kram. Sonst ist der Garten auch nicht anders als der der Nachbarn. Unkraut und Erde. Auch unser eigener Garten, ein paar Straßen weiter, könnte gut etwas mehr Gras vertragen. Hat vermutlich was mit dem Boden und dem Licht zu tun, dieser Teil der Stadt liegt sozusagen im Schatten des Bergrückens.
    Eine Weile stehen wir bloß auf der Straße, unsere Boards unterm Arm, und tun so, als würden wir besprechen, wie wir fahren wollen. Dabei gucken wir immer wieder verstohlen zum roten Backsteinhaus hinüber. Wie üblich ist auch jetzt nicht viel zu sehen. Die Gardinen sind zugezogen, und selbst jetzt, bei Tageslicht, sieht es so aus, als schiene innen dasselbe mattgelbe Licht wie abends. Wir legen unsere Boards auf die Straße und bewegen sie auf dem Asphalt hin und her, nur um ein bisschen Radau zu machen. Aber im Haus rührt sich immer noch nichts, und so fahren wir ein bisschen. Springen die Bordsteinkante rauf und runter, wenden und wiederholen das

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