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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst
Autoren: Christoph Guesken
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Biotop, der sich bedroht fühlt. Ich brauche die Sache für das Seminar in Emsdetten. Wir haben Arbeitsgruppen gebildet.«

    »Da muss ich dich leider enttäuschen. Fricke ist jetzt ein Mordfall und ich habe damit nichts mehr zu tun. Am besten, du wendest dich an Hauptkommissarin Schweikert.«

    »Gibt es denn eine Spur?«

    »Menschliche Finger, die irgendein Spinner ins Essen geschmuggelt hat, sonst nichts.«

    »Na gut, ein Mordfall.« Kittel nickte zufrieden. »Noch keine Spur − umso besser. Dann finden wir eben heraus, wer es getan hat.«

    »Das werden wir nicht tun, Kittel. Diese Detektei arbeitet gewinnorientiert. Wir recherchieren nur, wenn jemand bezahlt.«

    »Die Ermittlung ist aber eine Seminararbeit. Also ist es doch ein Glück, dass wir uns um lächerliche Nebensächlichkeiten wie Miete und Heizkosten von nun an nicht mehr scheren müssen.«

    »Müssen wir nicht?«

    »Deswegen ist sie ja dabei.«

    »Wer?«

    »Kim.«

    »Du meinst, diese Kampfmaschine will für Miete und Heizung aufkommen?«

    »Kims Daddy, Theodore H. Armbruster, ist schwerreich. Er macht in Hundefutter und sponsert eine Detektei wie diese aus der Portokasse.« Kittel setzte ein unsympathisches, geschäftsmäßiges Grinsen auf, das er sich irgendwo abgeschaut haben musste. »Natürlich nur, wenn seine Kim mit von der Partie ist, ist doch klar.«

    »Was soll sie denn tun? Leute verhören, foltern oder Geiseln befreien? Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Firma für sie der richtige Arbeitsplatz ist.«

    »Sei nicht so kleinkariert, Henk. Seine einzige Bedingung ist, dass wir Kim mit ins Boot holen. Na schön, vielleicht sollten wir außerdem noch ein bisschen Werbung für Hundefutter machen. Alles im angemessenen Rahmen.«

    »Du tickst doch nicht richtig, Kittel!«, ärgerte ich mich. »Geh zurück nach Italien und lass dir Betonfüße verpassen. Sonst werde ich es tun.«

    »Tja dann, good luck. Ich halte dich nicht auf.« Er schien amüsiert. »Gibt’s noch Toast?«

    »Gern.« Ich griff in den Vorratsschrank und förderte eine Packung älteren Datums zutage. Zur Hälfte enthielt sie eine hässliche grüne Masse, aber die beiden oberen Scheiben sahen noch passabel aus. Ich versenkte sie im Toaster. »Wo steckt die Tussi überhaupt?«

    »Wovon rede ich denn die ganze Zeit? Sie ist drüben in unserem Büro. Installiert das Programm.«

    »Welches Programm?«

    » Gotcha. Ich hab’s dir doch gerade eben erklärt, Henk: Ab heute spielen wir im einundzwanzigsten Jahrhundert mit. Armbruster, Kittel & Voss. «

    »Du hast mit ihr schon alles besprochen?«, schäumte ich. »Ohne mich vorher zu fragen?«

    »Erstens warst du nicht zu erreichen und zweitens haben wir keine Alternative. Ohne Geldgeber ist dieser Laden tot.«

    Es klingelte. Ich ging öffnen, draußen stand eine schlanke und dennoch kräftige junge Frau mit einer silber gerahmten Sonnenbrille. »Hi«, grinste sie und knuffte mich in die Seite. »Sorry wegen der Sache eben. Ist Bernie da?«

    Kittel stand schon neben mir. Der Blick, mit dem er sie ansah, ließ mich sofort begreifen, was seine plötzliche Bewunderung für den amerikanischen Traum und Baseballkappen mit NYC entfacht hatte.

    »Hast du die Unterlagen?«, erkundigte sie sich.

    »Fricke wurde umgebracht«, berichtete Kittel. »Tragische Sache, aber für unser Seminar geradezu ein Geschenk.«

    »Wer hat ihn denn umgebracht?«

    »Ohne die Sache zu überstürzen, würde ich auf das organisierte Verbrechen tippen. So was wie Fleischmafia.« Kittel tauschte einen vielsagenden Blick mit Kim. »Wir werden das überprüfen.«

    »Blödsinn«, kicherte ich.

    »Du hast doch keine Ahnung!«, blaffte Kittel. »Weißt du, wie viel Fleisch in der EU kursiert, das den Namen nicht verdient? Da sind internationale Konzerne im Spiel, die kaufen Abfälle im großen Stil auf und deklarieren sie als Ökofleisch.«

    »Und wem kommen die Gewinne zugute?«, spottete ich. »Lasst mich raten: dem internationalen Terrorismus.«

    »Nicht in jedem Fall«, erklärte Kim, meine Bemerkung ernst nehmend. »Manchmal geht es auch nur darum, den Westen durch falsche Ernährung zu schwächen. Eine ausgeklügelte Form moralischer Kriegsführung.«

    »Zigarettenmafia, Ölmafia, Fleischmafia«, lästerte ich. »Seit wann machst du in Verschwörungstheorien, Kittel? Denkt ihr denn wirklich, die Welt sei so simpel gestrickt? Das hier ist die Wirklichkeit und keine TV-Serie.«

    »TV-Serien«, widersprach Kittel, »sind lange nicht so simpel,
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