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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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die Nummer.
    Sie war nicht mehr in Betrieb.
     
    15
     
    Sie saßen in der Bibliothek. Ein gleichmäßiger Sommerregen fiel auf das Glasdach. Durch einen offenen Fensterflügel war das Wasser zu hören, das aus einem Abflussrohr in den Kies plätscherte. Carlos hatte Allmens Bericht aufmerksam zugehört. Jetzt sagte er: »Sie sollten Señor Montgomery zu den Engländern und den Gringos befragen.«
    Allmen nickte. Er nahm das Handy, das auf dem Teetisch lag, und wählte. Carlos sah ihm zu, wie er wartete und nach kurzer Zeit auf einen Beantworter sprach und um Rückruf bat. »Dringend,please.«
    Er legte das Telefon zurück und sah Carlos an. »Wer sind sie nur?«
    »Profis«, antwortete Carlos. »Glauben Sie, sie finden etwas auf dem Server?«
    Allmen seufzte. »Sie sind uns immer einen Schritt voraus.«
    »Nicht unbedingt. Wir kennen das Haus. Und wir kennen Maria Moreno.«
    »Viel hat uns das nicht gebracht.«
    »Aber es sind unsere besten Spuren. Da müssen wir ansetzen.«
    Das Handy klingelte. Allmen meldete sich. Es war Montgomery. »Was ist so dringend?«, war seine erste Frage.
    »Haben Sie noch andere Investigatoren beauftragt?«, wollte Allmen wissen.
    »Nein. Weshalb fragen Sie?«
    »Weil wir nicht die Einzigen sind, die Sokolow suchen.«
    Montgomery schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ich hoffe, Sie sind die Einzigen, die ihn finden.« Und legte auf.
    Allmen sah das Handy überrascht an und legte es wieder auf den Tisch.
    »Qua dice?«, fragte Carlos. Was sagt er?
    »No«, antwortete Allmen. »Er hat niemanden sonst beauftragt.«
    Unablässig trommelte der Regen auf das gläserne Dach.
    »Don John?«
    »Hm?«
    »Glauben Sie ihm?«
    »Soll ich?«
    Carlos dachte nach. »Ich weiß nicht. Mir wäre lieber, er würde lügen.«
    Allmen nickte. »Wenn sie für ihn arbeiten, muss man sich weniger fürchten.«
    »Ojald«, antwortete Carlos. Hoffentlich.
    »Und jetzt? Wie weiter?«
    »Maria Moreno.«
     
    16
     
    Maria Moreno war einen halben Kopf größer als Carlos und dennoch eine kleine Frau. Sie trug einen kirschroten Lippenstift und betonte die Mandelform ihrer schwarzen Augen mit einem kräftigen Lidstrich. Wenn sie lachte, konnte man eine Reihe schneeweißer Zähne bewundern. Aber in diesen Genuss sollte Carlos erst später kommen.
    Sie hatten sich im Kakadu verabredet, dem Restaurant des gleichnamigen Warenhauses. Um drei Uhr nachmittags war es leer bis auf ein paar Pensionierte, die dort bei Kaffee und Kuchen schwatzten, und einige Verkäuferinnen mit später Mittagspause.
    Carlos hatte Maria gleich nach der Lagebesprechung mit Allmen angerufen und sich als Assistent von Herrn von Allmen vorgestellt. Es gehe darum, die Details einer eventuellen Anstellung zu besprechen, hatte er gesagt.
    Sie war schon dort gewesen, als er - ebenfalls etwas zu früh - eintraf. Er hatte sie nicht gleich erkannt. Er wusste aus den Personalien, die Allmen aufgenommen hatte, dass Maria Moreno zweiunddreißig war, aber die einzige Latina dieses Alters im Restaurant Kakadu kam ihm zu hübsch vor für eine illegale kolumbianische Putzfrau, zumindest wie er sie sich vorstellte. Es brauchte über zehn Minuten und eine Reihe immer rascher aufeinanderfolgender Blickkontakte, bis Carlos zu ihrem Tisch hinüberging und sich verlegen erkundigte, ob sie zufällig Maria Moreno sei.
    In dem Gespräch, das darauf folgte, fiel es Carlos schwer, den geschäftsmäßigen Ton eines persönlichen Assistenten beim Vorstellungsgespräch einer potentiellen Mitarbeiterin für seinen Chef zu finden. Er konnte sich nicht dagegen wehren, ihr gefallen zu wollen.
    Das erschwerte vor allem das, was er die »Vertiefung der vorliegenden Informationen« nannte. Damit meinte er den Vorwand, mehr über Sokolows Verschwinden erfahren zu können.
    Als er bemerkte: »Sehr ungewöhnlich, dass ein Arbeitgeber nach so kurzer Zeit einfach so verschwindet«, antwortete sie kampflustig:
    »Zweifeln Sie daran?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Es war eine reine Feststellung. Ungewöhnlich, das ist es doch, nicht wahr?«
    »Es ist aber genau so geschehen. Am Morgen davor besprach er noch das Abendessen des nächsten Tages. Am nächsten Tag war er weg.«
    Carlos schüttelte mitfühlend den Kopf.
    »Kalbsleber. Kalbsleber hatte er bestellt. Bis zum übernächsten Tag habe ich sie aufbewahrt. Dann habe ich sie selbst gegessen.«
    »Und er hat nie angerufen? Keine Zeile hinterlassen? Keine Bemerkung, wohin er gehen wollte?«
    »Nada. Nada de nada.« Gar

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