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Allmen und der rosa Diamant

Allmen und der rosa Diamant

Titel: Allmen und der rosa Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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die zwei Engländer gefesselt auf dem Bauch, rappelte sich Carlos auf. Er trug einen von Allmens ausgedienten und auf seine Größe umgenähten Pyjama, mit dessen Ärmel er sich jetzt das Blut von der Nase wischte. Er ging zu dem Mann mit der schwarzen Strumpfmaske und versetzte ihm einen Tritt. »Uno«, zählte er. Und dann vier mehr: »Dos, tres, cuatro, cinco. Fünf waren es, hijo de puta. «
    Einer der Retter telefonierte leise, der andere half Allmen aus dem Sessel und zerschnitt den Kabelbinder, mit dem er gefesselt war.
    Allmen hob seine gefühllosen Hände und sah sich die Handgelenke an. Das Plastik hatte tief eingeschnitten, an ein paar Stellen war die Haut aufgeschürft und blutete.
    »Are you all right?«, fragte der zweite Retter, zweifellos ein Amerikaner.
    »I’m fine«, behauptete Allmen. Er wollte sein Einstecktuch aus dem Brusttäschchen ziehen und es Carlos anbieten, aber er hatte Mühe, seine Hände zu kontrollieren.
    Carlos sah, was er vorhatte, und winkte ab. Er war schließlich der Mann, der für das Waschen und Bügeln zuständig war.
    Er verließ die Bibliothek. Als er gleich darauf zurückkam, hielt er ein zerknülltes Haushaltspapier an die Nase gepresst.
    Der Amerikaner hatte inzwischen die Eindringlinge auf den Rücken gedreht und ihnen die Strumpfmasken vom Kopf gezerrt.
    Es waren die Engländer vom Grand Duc.
    Der zweite Retter hatte das Telefongespräch beendet und kehrte zurück in die Bibliothek. Es war der Mann, der Martin Sheen ähnlich sah.
    Er streckte ihm die Hand entgegen. Allmen versuchte, sie zu drücken, aber es gelang ihm nicht.
    »Kein Gefühl«, erklärte er.
    Der Amerikaner nahm Allmens schlaffe Hand und schüttelte sie. »Bob«, stellte er sich vor. »And this is Joey.«
    »Hü«, rief sein Partner, ohne die beiden Engländer aus den Augen zu lassen.
    Allmen stellte Carlos vor, der immer noch mit nach hinten gekipptem Kopf und dem Haushaltspapier an der Nase dastand.
     
    10
     
    »Are you all right?«, fragte Bob auch ihn. Carlos antwortete mit einem tapferen »Si, senor«.
    »Danke für die Hilfe. Woher wussten Sie, was hier vorging?«, fragte Allmen.
    »Wir haben Sie ein bisschen, wie soll ich sagen - beschützt?«
    »In wessen Auftrag?«
    »Im Auftrag von jemandem, dem etwas gehört, das Sie haben.«
    »Dasselbe, was die beiden wollten?« Allmen deutete auf die Gefesselten.
    »Dasselbe.«
    »Und für wen arbeiten die?«
    »Für die Konkurrenz.« Bobs Handy klingelte. Er meldete sich, sagte »Okay« und beendete das Gespräch. »They’re here«, sagte er knapp zu dem anderen Mann. Der nickte und ging hinaus.
    Bob ging zum Sekretär und begann zu suchen.
    »Und was ist es, das alle wollen?«, fragte Allmen.
    »Das.« Bob hatte Sokolows rosa usb-Stick gefunden und hielt ihn in die Höhe.
    Der zweite Amerikaner kam in Begleitung von drei Männern zurück. Sie begrüßten Bob wie einen Bekannten und nickten Allmen und Carlos flüchtig zu. Zwei der beiden halfen den Engländern auf die Beine und führten sie weg.
    Der Dritte hielt Allmen kurz einen amtlich aussehenden Ausweis unter die Nase und sagte auf Schweizerdeutsch: »Wir werden Sie kontaktieren.« Er verabschiedete sich und folgte seinen Kollegen.
    Allmen sah Bob an. »Wer war das?«
    »Your Bundespolizei.« Bob zeigte ihm den usb-Stick. »Wie sind Sie in den Besitz gekommen?«
    Allmen improvisierte. »Sokolow hat ihn mir gegeben. Ich sollte ihn für ihn aufbewahren.«
    »Und was ist mit seinem Laptop?«
    »Ich dachte, den haben die Engländer geklaut?«
    »Das denkt die deutsche Polizei auch.« Der Amerikaner steckte den Datenträger in die Hosentasche und machte Anstalten zu gehen.
    »Eine Frage noch, Bob«, sagte Allmen. »Wie kamen Sie aufs Grand Duc?«
    »Wir haben uns den Engländern an die Fersen geheftet.«
    »Und wie kamen die aufs Grand Duc?«
    »Sie haben sich Ihnen an die Fersen geheftet.«
    »Aber weshalb waren Sie damals im Café Viennois?«
    »Weil die Engländer dort waren.«
    Als Bob sich verabschiedete, war das Gefühl wieder in seine Hände zurückgekehrt. Und mit ihm der Schmerz der Einschnitte.
    Carlos’ Nase hatte aufgehört zu bluten. Er begleitete den Amerikaner hinaus. Er kam zurück mit Schaufel und Besen und begann, die Scherben zusammenzukehren.
    »Wissen Sie, wie die Engländer uns gefunden haben, Carlos?«
    »Sí, Don John. Señor Montgomery.«
    »Und was, glauben Sie, ist auf dem kleinen Datenträger?«
    »Ich weiß es nicht, Don John. Aber das ist der rosa

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