Allmen und die Dahlien (German Edition)
Homepage einer dieser Firmen. Sie hieß SECURTOTAL AG , und ihr Firmenzweck war Import, Vertrieb, Verkauf, Installation und Unterhalt von Alarmanlagen. Auf der Seite »Management« figurierte er mit Foto als Hauptaktionär und CEO . Sein Lebenslauf verwies auf eine eindrückliche Laufbahn als Unternehmer und Investor. Eine Kontaktadresse fand Carlos nicht, aber wenigstens wusste er jetzt, wie Tenz aussah.
Die Bildsuche im Internet war ergiebiger. Claude Tenz tauchte auf verschiedenen Fotos von Halbprominenten auf, immer lachend, prostend oder umarmend. Auf vielen davon zusammen mit einem gewissen Tino Rebler.
Rebler war eine schillernde Figur: Bauunternehmer, Immobilienhändler, Besitzer mehrerer Nachtlokale, Präsident eines Fußballclubs der zweiten Liga. Es wurden ihm Beziehungen zur Unterwelt nachgesagt, aber nie bewiesen.
Es war nicht schwer, eine Telefonnummer von Tino Rebler zu finden, allerdings nur eine geschäftliche. Er besaß eine Firma, die Rebler+Rebler AG .
Carlos rief an, meldete sich mit seinem richtigen Namen, Carlos de Leon, und wünschte in seinem mittelamerikanischen Deutsch, den Señor Rebler zu sprechen.
Für die Telefonistin waren Anrufer mit diesem Akzent offenbar nichts Ungewöhnliches. Sie fragte lediglich: »Worum handelt es sich?«
»Privat.«
»Moment.«
Kurz darauf meldete sich Rebler. »Ja?«
» Buenos días, ich bin ein Bekannter von Claude Tenz.«
»Ach, Claude. Wie geht es ihm?« Rebler klang aufgeräumt.
»Eben, das weiß ich nicht. Ich bin auf der Durchreise und wollte ihm hallo sagen. Aber er scheint umgezogen zu sein. Haben Sie seine neue Adresse?«
Die Stimme wurde sofort distanziert. »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen«, sagte Rebler und legte auf.
Carlos ging zurück zum Aufsitzmäher und setzte seine Arbeit fort. Der Wind kam von Norden; wenn er eine Südbahn mähte, blies er ihm den Geruch von geschnittenem Gras und Abgas in die Nase. Deshalb fuhr er die Südbahnen etwas schneller. Für die Nordbahnen drosselte er die Geschwindigkeit und dachte nach.
Sein Stolz ließ es in der Regel nicht zu, einen Auftrag seines Patróns nicht zu erfüllen. Aber bei Tenz war er mit seinem Latein am Ende. Die einzige brauchbare Spur führte über Rebler. Und bei dem schien er an seine Grenzen gestoßen zu sein. In diesen Kreisen konnte ein papierloser Guatemalteco nichts ausrichten. Tino Rebler war ein Fall für Don John.
Carlos drosselte den Motor, zog den Zündschlüssel heraus und kehrte zurück zum Gärtnerhaus. Er rief Allmen auf seinem Handy an und lieferte einen mündlichen Bericht ab. Dann ging er zurück zu seinem Mäher.
17
Carlos’ Anruf erreichte Allmen in einem schlechten Moment. Er saß etwas ratlos im abgewohnten Salon seiner Suite vor den Listen mit den Namen der Gäste, die er kontaktieren und befragen sollte. Er wusste nicht, wo anfangen und wie vorgehen. Und selbst wenn er es gewusst hätte: Die Arbeit missfiel ihm.
Solche breitangelegten Überprüfungen und Befragungen waren Aufgaben, die jemand in seiner Position sonst delegierte. Die Gründung von Allmen International Inquiries war nicht dem Wunsch nach einer Arbeit entsprungen, sondern dem Wunsch nach einem Einkommen.
Die Zeit nach dem Frühstück mit den beiden ungleichen Schwestern hatte er mit dem dritten Dauergast verbracht, der seltsamen Teresa Cutress.
Teresa Cutress lebte seit vier Jahren im Schlosshotel. Sie war Schweizerin, hatte aber den größten Teil ihres Lebens in den USA verbracht. Sie ließ sich alle Mahlzeiten in ihrer Suite in der zweiten Etage servieren und wurde nie in den Gemeinschaftsräumen des Hotels gesehen.
Das alles war noch kein Hinweis darauf, dass Teresa Cutress zum Kreis der Verdächtigen gehören könnte. Aber der guten Ordnung halber fragte Allmen doch, ob sich ein Treffen arrangieren ließe. Der guten Ordnung halber und aus Neugier. Die Frau hatte etwas Geheimnisvolles, und Allmen liebte Geheimnisse.
Teresa Cutress empfange normalerweise niemanden, hatte ihm der Concierge erklärt, aber hinzugefügt: »Es sei denn, sie kommen von ganz oben.«
Allmen versicherte sich, dass er es richtig verstanden hatte. »Aus dem Vierten?«
»Mindestens«, grinste Klettmann.
Allmen hatte Cheryl Talfeld angerufen, und diese hatte ihm einen Termin in einer Stunde vorgeschlagen.
Er hatte sich in seine Suite zurückgezogen und eine Flasche Champagner bestellt. Nicht, weil er eine Flasche trinken wollte, einfach, weil er Minibars verachtete und den Roomservice nicht
Weitere Kostenlose Bücher