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Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Titel: Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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Partner zur Seite gestellt wird, dann ist das sicher ihr Ehemann oder ihr Bruder“, davon ist der missionarische Puppenvertreter überzeugt.
    Übrigens sehen sich die Zusatzartikel von Barbie und Fulla verblüffend ähnlich. Seien es Standtennis-Sets, Kassettenrekorder mit eingebautem Mikro zum Mitsingen oder das rosenfarbene Kinderfahrrad, sie alle stammen vom gleichen chinesischen Hersteller. Einzig der schrille rosa Fulla-Gebetsteppich fürs erste Mädchengebet bleibt der Fulla-Kollektion vorbehalten.
    Der Streit um die dänischen Karikaturen hat in den arabischen Spielzeugläden auch noch andere Spuren hinterlassen als den Fulla-Boom. „Das ist der Restposten von dänischen Legos.“ Mahgub deutet leicht angewidert auf ein oberes Regalbrett knapp unter der Ladendecke. Wenn jemand so verwegen sein sollte, seit der dänischen Prophetenbeleidigung tatsächlich noch nach diesen skandinavischen Plastikbausteinen zu verlangen, muss der Verkäufer widerwillig eine sperrige Leiter herbeiholen. Selbst das ist vielen seiner Kunden noch eine Beschwerde wert, die nachfragen, warum das unislamische Zeug immer noch feilgeboten wird. Ein vorübergehendes Problem: Denn früher oder später wird das Rest-Lego ohnehin ganz aus dem Regal verschwinden, denn es gibt inzwischen keinen ägyptischen Lego-Importeur mehr. Zumindest diese zivilisatorische arabische Kinderzimmerschlacht ist bald ausgefochten.
    Nachtrag: Auch zwei Jahre später hat Top Toys kein neues Lego im Sortiment, wenngleich die Nachfrage da wäre, wie der Verkäufer zugibt. „Aber nach dem, was uns die Dänen angetan haben …“ In anderen Spielzeugläden Kairos füllen dagegen schon längst wieder Lego-Bausätze die Regale, genauso wie die dänische Butter den Weg in die ägyptischen Supermärkte zurückgefunden hat.
    Und der Herr war zufrieden
    (Kairo, den 29. Januar 1995)
    Ägypten hat seinen eigenen Robin Hood. Mustafa Hassan Al-Ezaby nahm von den Reichen und gab den Armen. Doch zum Kummer vieler kleiner Leute sitzt der Held inzwischen hinter Gittern. Mehr als 300 Wohnungseinbrüche gehen auf sein Konto. Die Polizei ist ihm am Ende nur durch Zufall auf die Schliche gekommen. Als Universitätsprofessor für Islamisches Recht und mehrfacher Millionär passte er nicht ganz ins stereotype Bild des gewöhnlichen Kriminellen. Angefangen hat der „Herr Professor Dieb“ seine Karriere im Gefängnis. Als der Sohn eines algerischen Vaters und einer ägyptischen Mutter Anfang der achtziger Jahre am Kairoer Flughafen ankam, wurde er gleich für mehrere Monate festgesetzt. Er soll der militant islamistischen Gruppe Al-Dschihad nahegestanden haben, die gerade Ägyptens Präsident Sadat ermordet hatte.
    Im Knast erhielt der Professor einen Schnellkurs im Türenknacken. Zu seinen Lehrern gehörte die Crème de la crème der Kairoer Unterwelt. Einmal aus dem Gefängnis entlassen, machte er sich frisch ans Werk. Denn er wusste: „Sich des Besitzes der Korrupten und Verdorbenen zu bemächtigen, ist weder halal noch haram.“ Soll heißen: Einbruch und Diebstahl sind nach der Scharia, dem Islamischen Recht, weder erlaubt noch ausdrücklich verboten, wenn die Aktion zu mehr Gerechtigkeit führt. Und die setzte der arabische Robin Hood auf eigene Faust durch. Mit seiner Beute soll er die Ausbildung der Kinder seiner Mitgefangenen finanziert und ihren verarmten Familien großzügig unter die Arme gegriffen haben. Auch sich selbst vergaß er dabei nicht und legte mehrere Millionen Pfund für den Eigengebrauch auf die Seite.
    Er wusste sein Geld gewinnbringend zu investieren. So mietete er eine teure Suite in einem Kairoer Fünf-Sterne-Hotel an, gab sich als reicher Golf-Araber aus und rief einen stadtbekannten Schwarzhändler an; er wolle auf der Stelle 100 000 Dollar tauschen. Der Mann schöpfte keinerlei Verdacht. Schließlich war sein Kunde gut gekleidet, hatte eine große Limousine und sprach in perfektem Golf-Dialekt. Doch nicht wenig sollte er sich wundern, als sein Klient in einem unachtsamen Moment den Koffer voller Scheinchen griff und sich schnellstens über die Veranda entfernte. Der düpierte Geschäftspartner meldete den Vorfall natürlich nicht der Polizei.
    Überhaupt waltete eine gütige Hand über dem gläubigen Scharia-Dozenten. Denn vor seinen Einbrüchen bat er Gott in einem ausführlichen Gebet um Vergebung. Der ließ ihn dann auch aus allerhand brenzligen Situationen entwischen. Einmal machte sich der Professor gerade an der Tür eines hohen Polizeioffiziers

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