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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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auf dem Heimweg hielt.
Erst als einer sagte: »Ist er das?« und ein anderer dem ersten antwortete:
»denk schon«, war sich Birne sicher, dass die Schatten ihn meinten. Er wurde
nervös, ging schneller.
    Die Schatten stürzten auf Birne los. Sie gehörten jungen
Leuten, gegen die Birne keine Chance hatte. Im Schatten seines eigenen Hauses,
seines Ziels, holten sie ihn ein und stellten sich ihm in den Weg, sodass er
wieder nicht erkennen konnte, wie die Gesichter der Menschen der Schatten
aussahen.
    »Der Türkenfreund«, sagte eine Stimme, eine männliche, die
den Stimmbruch noch nicht lange hinter sich hatte, und »Guten Abend.«
    Birne war voller Panik, hielt es aber momentan
noch für unangemessen zu schreien, auch weil er es für relativ sinnlos hielt,
schliefen über ihm doch nur Feinde und konnte er nicht mit noch mehr
Heimkehrenden um diese Zeit an diesem verlassenen Punkt der Erde rechnen.
    »Was wollt ihr?«
    »Dich ein bisschen erziehen.«
    »Ich bin erzogen.«
    Birne erntete nach diesem Satz einen Schlag in den Magen.
    »Wir Deutsche, Herr, müssen zusammenhalten, und wenn einer
meint, zu den Türken halten zu müssen, wird er erzogen. Kapiert?«
    »Ja.« Die Schmerzen krümmten Birne, der Schlag hatte ihn gut
erwischt.
    »Was?«, brüllte der erste Schläger und warf sich gegen Birne,
dass der in den Schneematsch, der von gestern noch übrig war, fiel und sich
seine Hose und Jacke beschmutzte.
    »Ja«, schrie Birne zurück, der nun seinerseits keinen Grund
mehr sah, nicht zu schreien.
    Birne bekam Tritte von zweien der jungen Kämpfer und
dazwischen schwach mit, dass der Dritte nur dastand, mit seinem Handy, grinste
und filmte, wie Birne geschlagen wurde. Durch das Bier in seinen Adern spürte
Birne wenig; er wehrte sich nicht und sagte auch nichts, sondern wartete auf
das Ende der Prügel. Das kam bald, denn die Jugendlichen hatten wohl Angst,
einen Menschen zu töten oder auch nur bewusstlos zu schlagen, sodass er in der
Kälte der Aprilnacht erfrieren konnte.
    »Hast du genug?«
    Birne rührte sich nicht.
    »Hat er genug?«, fragte die gleiche Stimme mit etwas Unruhe.
    Zwei Hände packten Birne unter den Schultern und zogen ihn
mühevoll nach oben. Birne blickte in zwei bedrohlich aussehende Augen. Er
erkannte die Jungs aus dem Imbiss wieder.
    »Hast du kapiert, was wir aus dir machen, wenn du noch einmal
mit der Türkischfrau sprichst: Hackfleisch.«
    »Ihr habt eine Anzeige«, erwiderte Birne. Der Junge haute ihm
ins Gesicht, auf die Nase. Es war der Fette, er hatte keine Ahnung von der
Verwendung einer Faust und traf Birne zwar schmerzhaft, aber ohne Folgen.
    »Ich glaube, der hat genug zum Nachdenken jetzt«, sagte der
Hip-Hop-Verschnitt, der in der Nacht einen Anorak trug. Der Dicke ließ Birne
los, die drei staksten wenige Schritte von Birne weg und blieben dann stehen.
    »Ich will sehen, ob er gehen kann«, sagte der Blasse.
    Birne bewegte sich nicht, er blieb an der Hauswand gelehnt,
starrte auf seine Gegner und atmete laut. Die anderen standen ihm stumm
gegenüber und wagten nichts zu tun.
    »Geh schon«, sagte der Dicke, und verlor als Erster die
Nerven.
    Birne schnaufte.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte der Hip-Hopper ,
und als Birne nichts antwortete und nur schwer atmete: »Meint ihr, er ist
verletzt?«
    »Quatsch. Der ist rotzbesoffen , der
erinnert sich morgen nicht einmal daran, dass wir ihm begegnet sind«, beruhigte
der Blasse seine Freunde.
    »Hauen wir ab«, schlug der Fette vor.
    Birne drehte sich langsam an der Hauswand herum und schleifte
sich an der Mauer entlang zur Ecke. Sie hatten ihn nicht schwer verwundet, aber
er hatte durch seinen Rausch wirklich Gleichgewichtsprobleme und war für das
Anlehnen dankbar. Er hielt den Zwischenfall für erledigt und wollte nunmehr
schlafen und vergessen. Dabei wirkte er wohl verletzter und angreifbarer als er
war, denn er hörte den Blassen hinter seinem Rücken sagen: »Wartet, eins noch.«
    Er warf sich von hinten mit voller Wucht gegen Birne und
diesen zu Boden. Birne kam nicht schnell genug wieder auf, sodass der Junge
seine Hose öffnen konnte und sofort auf Birne lospinkelte: »Wir wollen doch
nicht, dass unser Alifreund draußen erfriert. Kommt Jungs.«
    Birne hatte eingesteckt, und er war gedemütigt worden, aber
bepissen ließ er sich deswegen noch nicht. Unbeeindruckt von der gelb-warmen
Brühe, die ihm entgegenschwoll , richtete er sich auf
und richtete seine Hand gegen die dreckig

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