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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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erzählt.»
    Lupus schlurfte auf Pantoffeln ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sein Gang war unsicher und er suchte nach Halt an der Wand, am Schrank und an der Rückenlehne des Sofas. Er quälte sich ein Lächeln hervor, ließ sich in den Sessel fallen und wischte sich den Schnurrbart aus Schweiß mit einem Stofftaschentuch weg. «Gegen Krebs hilft leider auch dein Speichel nicht.»
    «Aber wir Vampire kennen eine Methode, die alle Krankheiten heilt», entgegnete Kristobal trocken, imitierte mit Zeige- und Mittelfinger eine Messerklinge und zeigte damit auf sein Herz.
    Nanouk stellte das Foto zurück auf die Anrichte. «Was willst du damit sagen?»
    «Das ist ein Angebot.» Mehr sagte der Alphavampir nicht. Sie wussten alle, was er damit meinte.
    Lupus war ebenso überrascht wie Nanouk. Die Werwölfe und die Vampire waren alles andere als befreundet. Was führte Kristobal im Schilde? Nanouk versuchte an seiner Miene und seiner Haltung abzulesen, was er mit diesem Schritt bezweckte, aber der Alphavampir war undurchsichtig wie eh und je.
    «Das ist großzügig, verrückt, aber großzügig, besonders unter den gegebenen Umständen. Aber ich, ein Vampir? Auf mein geliebtes Steak verzichten, nie wieder sehen, wie der Sonnenschein auf der Oberfläche des Cook Inlets glitzert, oder ein Wolfsgeheul von mir geben, in das meine Rudelgefährten einstimmen? Das kann ich mir nicht vorstellen.» Dennoch grübelte Lupus eine Weile. Schließlich schlug er entschlossen auf die Armlehne des Sessels, doch seine Stimme war schwach: «Nein, aber ich danke dir, dass du das für mich tun würdest.»
    «Nicht für dich», Kristobals Blick schweifte zu Nanouk, «sondern für sie.»
    Vierzehn
    Im Nachhinein betrachtet hatte es Nanouk kalt erwischt, wie ein Erdbeben, das ohne Vorwarnung aus dem Nichts gekommen war.
    Kristobals Angebot hatte sie erschüttert, ihre Gedanken und Gefühle verrückt, und nun waren sie nicht mehr an ihrem Platz. Die Vermutung, er hätte nur mit ihr geschlafen, um sie zu manipulieren, war zerbröckelt. Seine Behauptung, er würde auf Werwölfe herabschauen, war auf einmal blass und konturenlos.
    Was sollte sie vom Alphavampir halten?
    Als er sich mit ihr vereint und gemeint hatte, bei ihm könnte sie ihr Schutzschild sinken lassen und sich vollkommen hingeben, denn er würde ihre Schwäche nicht ausnutzen, sondern mit Lust belohnen, hatte er ein Samenkorn in sie hineingepflanzt. Sein überraschender Vorschlag hatte diesem Korn Wärme geschenkt. Es war aufgebrochen und hatte zu wachsen begonnen.
    Nanouk war so durcheinander, dass es ihr schwerfiel, sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Auch weil Lupus abgelehnt hatte. Er würde sterben. Bald. Aufgelöst parkte sie ihren Wagen vor dem Anchorage Zoo und blinzelte beim Aussteigen ihre Tränen weg, damit Lupus, der vom Beifahrersitz aufstand, ihre feuchten Augen nicht bemerkte. Immer stark sein, stets die Haltung wahren – noch nie war ihr das so schwergefallen wie jetzt.
    Erschöpft folgte Nanouk Lupus zum Angestellteneingang, an dem Camille bereits auf sie wartete. In einer Stunde würde sich das Rudel mit den Vampiren treffen, und bis dahin wollte Lupus unbedingt alle Informationen zusammenhaben. Je mehr sie über die Krankheit wussten, die Anchorage heimsuchte, desto effizienter konnten sie darauf reagieren.
    Als Camille sie kommen sah, nahm sie einen letzten Zug von ihrer Zigarette, ließ sie auf den Boden fallen und trat sie aus. Sie lächelte entschuldigend, was das Grübchen auf ihrer rechten Wange in die Länge zog, und hob den Stummel auf. «Eine Mentholzigarette. Ich versuche ernsthaft, davon loszukommen, glaub mir.»
    «Eine Biologin, die raucht, das passt nicht, außerdem ...»
    «... ist es ungesund», vervollständigte sie Lupus’ Satz. Es dämmerte bereits. Die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages, an dem der Winter noch einmal sein frostiges Gesicht gezeigt hatte, ließen ihre weizenblonden Locken leuchten.
    Nanouk schob die Enden ihres Schals unter ihre Jacke. Die beiden hatten diese Unterhaltung ganz offensichtlich schon mehrfach geführt.
    Zu Camilles Erstaunen, lenkte er jedoch dieses Mal ein. «Es gibt Tödlicheres – diesen Virus zum Beispiel.»
    «Aber er befällt doch ausschließlich Canidae, oder?» Sie schaute sich um, fand nichts, worin sie den Zigarettenstummel entsorgen konnte, und ließ ihn schließlich in die Tasche ihres weißen Kittels gleiten. Dann trat sie beiseite.
    «Natürlich.» Lupus warf Nanouk einen

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