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Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Titel: Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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richtig verzweifelt zu sein. Und die Frau engagiert sich total. Sie ist Patin von siebzehn Kindern.«
    »Von siebzehn Kindern?«, rief Virginie. »Das muss Jacqueline sein! Sie ist auch die Patin von Monette!«
    Thibault bestätigte ihre Vermutung. Er erzählte ihr von seinem Treffen mit Perpétue Glele, der Rektorin der Schule in Djagballo und Kundin der Agentur fabwebcreation. Perpétue, eine kräftige Frau von fünfzig Jahren mit hohen Augenbrauen, die sie immer mit dem Stift nachzog, und in einer Hemdbluse, die mit einer großen weißen Schleife unter dem Doppelkinn endete, empfing ihn in ihrem Büro.
    »Hören Sie, Thibault, die Website gefällt mir sehr gut, aber Sie müssen Mr. Boko sagen, dass er zu teuer ist.«
    »Oh, das fällt nicht in meine Zuständigkeit«, erwiderte Thibault verlegen.
    »Doch, doch, ich bin sicher, Sie können ihn überzeugen. Die Website ist sehr schön. Sagen Sie ihm das. Aber Perpétue hat gesagt, er verlangt zu viel. Er soll mir einen besseren Preis machen.«
    Thibault, der mit der afrikanischen Art, Geschäfte abzuwickeln, noch nicht vertraut war, wechselte das Thema.
    »Madame Glele, ich möchte Sie etwas fragen ... Eine Ihrer Patinnen, Jacqueline de Boislahire, wohnt sie in Benin?«
    »Jacqueline? Nein, sie wohnt in der Bretagne.«
    »Kennen Sie sie?«
    »Das will ich wohl meinen. Sie unterstützt die Schule seit über dreißig Jahren. Ihr ältestes Patenkind ist gerade Großmutter geworden. Sie hat siebzehn.«
    »Verzeihung?«
    »Jacqueline hat siebzehn Patenkinder. Zwölf Mädchen und fünf Jungen. Alle Kinder hier kennen sie. Aber warum fragen Sie?«
    »Ein Verwandter von ihr, ein entfernter Verwandter, hat mir geschrieben. Er hat ihr Foto auf der Webseite gesehen ... Ach, es ist nicht weiter wichtig. Sie scheint sich hier stark zu engagieren, diese Frau.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Perpétue stand mühsam auf, ging stöhnend auf die Wand zu und nahm einen großen Schlüssel vom Schlüsselbrett.
    »Ange, Billy, Monette, kommt mal her. Wir wollen uns ansehen, was sich so alles in Jacquelines Schrank verbirgt. Jeder bekommt ein Heft. Und passt gut darauf auf, sonst nehme ich sie euch wieder weg, okay?«
    Thibault drehte sich um und sah vier Kinder, die ihre kleinen, schwarzen Köpfe durch die Tür streckten.
    »Ja, Madame Perpétue.«
    Als die Rektorin Thibault ein paar Minuten später »Jacquelines Schrank« zeigte, staunte er nicht schlecht. Es war ein riesengroßer Holzschrank, dem die Abdeckung fehlte, und ein Fuß war durch Steine ersetzt worden. Ein Dutzend Kinder standen vor dem Schrank und kreischten vor Ungeduld. Als Perpétue die Türen mit ihren fleischigen Händen öffnete, musste sie die Kleinen sanft zur Seite stoßen. Schließlich enthüllte der Schrank seineSchätze: »Tintin«, »Boule et Bill«, »Asterix«, »Lili«, »Picsou Magazine«, »Bécassine«, »Gaston Lagaffe«, »Le Journal de Spirou« ... Die Bretter bogen sich unter dem Gewicht alter Comichefte aus siebzig Jahren. Einige Exemplare waren heute bestimmt ein Vermögen wert, nahm Thibault an. Es handelte sich zweifellos um Sammlerstücke. Perpétue trennte die Kinder, die sich schon prügelten.
    »Das sind nur die Sachen, die den Kindern gehören, aber die Bibliothek von Abobassam ist auch voller Bücher, die sie uns seit dreißig Jahren schickt. Größtenteils amerikanische Literatur. Eine unglaublich großzügige und bemerkenswerte Frau. Sagen Sie das diesem entfernten Verwandten, Thibault.«
    Thibault beeindruckte diese Frau, die siebzehn Kindern in einem kleinen Nest am Ende der Welt Bücher schickte. Er fragte sich, was für eine Geschichte sich hinter dieser Frau verbarg, und er musste oft an sie denken, nachdem er die Schule verlassen hatte. Von diesen Gedanken wollte er Virginie jedoch nichts verraten.
    »Jacqueline gehört zu unserer Familie«, erklärte Virginie seufzend. »Monette ist ihr siebzehntes Patenkind – das jüngste ... Sie ist wahnsinnig stolz darauf, Jacqueline als Patin zu haben. Du müsstest mal sehen, welche Mühe sie sich gibt, wenn sie ihr schreibt ... Also, ich habe ihre Adresse nicht. Es läuft alles über die Schule ... Ich wusste gar nicht, dass sie verheiratet ist. Ich habe sie mir immer als alte, alleinstehende Frau vorgestellt. Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen. Seltsam, in ihrem Alter zu verschwinden, sozusagen zu fliehen ... Gut möglich, dass es gar nicht ihr Mann war, der dir geschrieben hat, sondern ein Irrer.«
    »Nee, wenn du wüsstest, wie er

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