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Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman

Titel: Als das Leben ueberraschend zu Besuch kam - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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Leben gelernt haben, dann doch wohl, dass man keine Zeit hat. Die Zeit vergeht und nimmt alles mit. Und alles, was bleibt, ist die verlorene Zeit, die alles mit einem schmutzigen Schleier überzieht. Es dauert nicht lange, bis wir uns nach den schönen Augenblicken zurücksehnen.« Jacquelines Stimme bebte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, doch ihre geröteten Wangen blieben trocken. Nane zitterte ebenfalls. Sie runzelte die Augenbrauen und schloss behutsam den Schrank.
    »Es ist spät«, sagte sie. »Du solltest schlafen gehen. Du bist ganz blass.«
    Sie verließen das Atelier und traten in die Nacht hinaus. Mittlerweile war es dunkel geworden.
    In dem Zwischengeschoss räusperte sich jemand.

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    Versteckt unter dem Surfsegel im Zwischengeschoss in dem Atelier sahen Bruno und Arminda, dass Nane die Deckenlampe ausschaltete und die beiden alten Damen verschwanden. Nane kehrte ins Haus zurück und Jacqueline in das Gartenhaus.
    Bruno starrte im Liegen auf den verschlossenen Schrank unter ihm und räusperte sich.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass es unmöglich ist«, murmelte Arminda vorwurfsvoll. »Sie würde es einfach nicht verkraften, wenn ich sie verlasse, um mit dir zusammen zu sein!«
    Bruno drehte sich zu ihr um. »Du hast doch gehört, was sie gesagt haben. Willst du so lange damit warten, bis auch mein Kopf in einem Schrank steht? Ich bin neununddreißig und du fünfunddreißig. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass wir keine Zeit zu verlieren haben.«
    »So alt bin ich auch wieder nicht ...«
    »Du hast recht. Du siehst aus wie achtzehn. Ein Kind,das sich davor fürchtet, seiner Mutter zu sagen, dass es einen Freund hat.«
    »Du verstehst überhaupt nichts, Bruno. Wenn ich mit dir gehe, verliere ich alles. Ich verliere meine Arbeit ...«
    »Du findest schnell wieder eine neue. Ich mache in der Fischhandlung einen Aushang. Du wirst sehen, dass sich sofort fünf Omas um dich reißen werden.«
    »Ich verliere auch das Haus. Es ist mein Zuhause, und für Matthis bedeutet es alles ... Und ich verliere Nane ...«
    »Du verlierst Nane doch nicht. Sie wird immer zur Familie gehören. Es besteht kein Grund, warum sie dich nicht besuchen sollte.«
    »Und wer kümmert sich um Nane?«
    »Ich hab das Gefühl, dass Jacqueline noch eine Weile bleiben wird. Und wenn nicht, findet sich eben jemand anderes ...«
    Bruno sah, dass Arminda traurig war. Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich.
    »Arminda ... mein Liebes ...«
    Sie schmiegte sich an ihn. Bruno schaute ihr ins Gesicht.
    »Du erinnerst dich, was du mir erzählt hast. Jacquelines Mann hat mit sechsundsiebzig Jahren sein Haus und alles verlassen, was er hatte, um die Loire hinunterzufahren. Das stimmt mich nachdenklich. Er hat keine Angst. Aber wir haben Angst und sollten doch keine haben. Wir sagen uns, dass uns genug Zeit bleibt und dass wir alles später machen, wenn die Umstände günstiger sind. Aber es gibt keine idealen Umstände. Und in nullKomma nichts finden wir uns wie dieser Mann in einem Schrank wieder. Oder wie Jacqueline, die sich mit siebzig Jahren sagen muss, dass sie nicht das Leben geführt hat, das sie führen wollte. Wir können eine Familie sein. Du, ich und Matthis. Jetzt. Ich behaupte nicht, dass es jeden Tag das Paradies auf Erden sein wird. Wir werden in einem kleineren Haus wohnen und nicht im Luxus leben. Aber wenn ich mir Glück vorstelle, dann sehe ich genau das vor Augen, und das ist genau das, was ich will. Und das wollte ich vom ersten Moment an, als ich dich gesehen habe. Es ist morgens, wenn ich aufstehe, mein erster Gedanke und abends, wenn ich schlafen gehe, mein letzter. Und ich denke vor allem daran, wenn wir uns in dem Kastenwagen verstecken, als würden wir ein Verbrechen begehen. Allein bei dem Gedanken daran bekomme ich Magenschmerzen. Ich will mit dir und Matthis zusammen sein. Ich möchte, dass wir eine Familie sind. Du brauchst nur Ja zu sagen. Der Rest findet sich dann schon.«
    Arminda musterte Bruno und streichelte sein Gesicht. Ja, ja, ja, sagten alle Poren ihrer Haut, ihre Finger, ihre Lippen und ihr ganzes Inneres. Doch die Bilder der schönen Jahre in der Villa Jolie Fleur , Nanes Gutherzigkeit und Matthis’ glückliche Stunden, ihr Stolz und ein wenig Angst stürmten auf sie ein.
    »Ich muss darüber nachdenken. Ich weiß es nicht«, erwiderte sie.
    Als Bruno auf dem kleinen Weg stand, zündete er sich eine Zigarette an. Er ging zu seinem Motorrad, das versteckt hinter den Büschen

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