Als der Tag begann
witzelte er und schaffte es, dass die ganze Klasse kicherte. Ich strahlte Perry an und war glücklich über seinen Überschwang.
Aber ich wusste auch, dass ich die Schule nicht um der Schule willen liebte. Ich war nie wirklich das, was die Leute »gebildet« nannten, noch konnte ich mir vorstellen, es zu werden. Vielmehr gefiel mir die Tatsache, dass meine Arbeit in einem bestimmten sozialen Kontext bestand, einem, der auf dem Versprechen einer besseren Zukunft basierte. Was ich über alles an der Schule liebte, war die Tatsache, dass die mir gestellten Aufgaben – Lektürevorgaben, Aufsätze oder Referate – untrennbar verbunden waren mit meinen Beziehungen, sowohl zu meinen Lehrern als auch zu meinen neuen Freunden an der Prep . Wenn ich die Schule liebte, dann für das, wozu sie mir Zugang verschaffte: Bindungen zu Menschen aufzubauen, die ich schätzen gelernt hatte. Und nichts war schöner, als an der Seite der Menschen, die ich liebte und die das Gleiche taten wie ich, auf meine Träume hinzuarbeiten.
So wie in den arbeitsreichen Nächten bei Eva, wenn sie, James und ich in ihrem Wohnzimmer lernten, die Bücher und Unterlagen quer über Tische, Sofas und den Fußboden verteilt. Wir arbeiteten Seite an Seite, stundenlang. Ich rollte mich auf der Couch
zusammen, mit dem Kopf auf James’ Schoß, während er mit meinen Haaren spielte. Manchmal zogen wir uns gegenseitig Grimassen oder lachten über irgendeinen blöden Witz, während ich mich auf den Unterricht vorbereitete und James Bücher über Kanji in der japanischen Schrift durchblätterte. Eifrig übte er auf neuen Seiten seines Heftes das Schreiben dieser Schriftzeichen in ordentlichen Spalten. Eva kochte für uns, meistens Pasta mit Huhn und Gemüse in Sahnesoße. Und wenn wir es uns leisten konnten, machte sie dazu Extras wie Portobellopilze oder Avocado. Ich für meinen Teil tauchte gern bei Eva mit etwas Essbarem auf, um sicherzugehen, dass ich etwas zum Abendessen beisteuerte. Trotz meines vollen Stundenplans war es nicht schwer, Zeit zu finden für einen kurzen Zwischenstopp im Lebensmittelladen, der nur zwei Blocks von Evas Wohnung entfernt war, und ein paar Sachen einzukaufen.
Einmal, nach der Abendschule, als ich vom Union Square auf dem Weg zu ihr war, packte mich die Idee, wie ich es früher so oft getan hatte, Lebensmittel im Supermarkt einfach mitzunehmen. Dann könnten James, Eva und ich uns später am Abend vollgefressen auf Evas Couch einen Film ansehen; alle drei würden wir dick und rund und gemütlich in unseren Schlafanzügen herumlungern, ein perfekter Abend. Eva war schon einkaufen gewesen, und weil ich nicht vorhatte, mit leeren Händen aufzukreuzen, versprach ich ihr von einer Telefonzelle auf der 14th Street aus, ich würde Hühnerschnitzel und geriebenen Parmesan (beides Dinge, die ich in Sekundenschnelle in meinem Rucksack verschwinden lassen konnte) mitbringen. Ich hatte sehr wohl Geld, die Lebensmittel zu bezahlen, denn ich schleppte überall meine Ersparnisse aus meinem zweiten Sommer bei der NYPIRG mit mir herum. Aber Geld bedeutete Überleben, und ich tat alles, um es zu behalten. Also betrat ich an diesem Abend wie schon viele Abende zuvor den Supermarkt, und ich hatte nicht die Absicht zu bezahlen.
Zuerst lief alles nach Plan. Ich hatte die beiden Sachen in der
Hand und suchte nach einem Plätzchen, sie unbeobachtet in meiner Tasche verschwinden zu lassen, als ich mich zu meiner eigenen Überraschung selbst davon abhielt. Es war der Anblick des Filialleiters, der mich dazu brachte. Er war klein, dick, ein Latino; er trug eine Krawatte und hatte einen Stift hinters Ohr geklemmt. Ich beobachtete, wie er weiter hinten etwas von einem Klemmbrett ablas, Lieferungen überprüfte und ein paar Angestellte anleitete. Er schwitzte. Ich sah zu der Kassiererin, die die Waren eintippte, und dann zu einer älteren Frau, die ihren Wagen mit Lebensmitteln füllte. Ich stand da und beobachtete jeden Einzelnen von ihnen und begriff, dass ich aus diesem Geschäft nichts stehlen wollte; irgendwas daran war nicht in Ordnung. Da war dieser Manager, der hart dafür arbeitete, damit der Laden lief, und zum ersten Mal war ich in der Lage, so etwas anzuerkennen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wieso mir das nicht schon früher aufgefallen war, und fühlte mich mit Parmesan und Hühnerschnitzeln in der Hand und der Bereitschaft, das alles stehlen zu wollen, plötzlich unwohl, grauenhaft unwohl.
Während des Semesters hatte es an der Schule
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