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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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wartete Livia gar nicht erst auf eine Antwort, sondern legte tatsächlich auf und wählte die Nummer von Frau Baumann. Beim ersten Mal war besetzt, aber schon beim zweiten kam sie durch. Sie erklärte in kurzen Worten, was geschehen war, nahm Frau Baumann das Versprechen ab, Arvin auf keinen Fall allein loszuschicken, und wählte dann die Nummer von Franziskas Mutter. Auch hier erklärte sie kurz die Situation und bat darum, Vanessa etwas früher vorbeibringen zu können. Franziskas Mutter war sofort einverstanden und bot an, auch Vanessas Hausaufgaben mit zu betreuen. Livia bedankte sich überschwänglich und kehrte in die Küche zurück.
    „Franziskas Mutter hat angerufen“, log sie. „Sie lässt fragen, ob ihr heute mal gemeinsam Hausaufgaben machen möchtet. Franziska und du, meine ich.“
    Vanessas Augen begannen zu leuchten. „Geht das denn?“
    „Also, von mir aus …“
    „Au ja!“, freute sich Vanessa und sprang auf. „Wann gehen wir los?“
    „Sofort!“, erwiderte Livia und löste damit einen weiteren Begeisterungssturm bei Vanessa aus.
    Und so kam es, dass die beiden schon wenige Minuten später erneut das Haus verließen und sich auf den Weg zu Franziska machten. Dort angekommen, sah Livia zu, dass sie sich möglichst schnell wieder verabschiedete. Obwohl sie sonst immer noch ein paar freundliche Worte mit Bärbel, so hieß Franziskas Mutter, wechselte, verspürte sie heute keinerlei Drang dazu. Außerdem warf ihr Bärbel eine so brisante Mischung aus mitleidigen und fragenden Blicken zu, dass Livia einfach nur wegwollte.
    Auf dem Nachhauseweg wurde Livia dann von einem Krankenwagen überholt, der mit Blaulicht und Sirene unterwegs war. Ob der zu ihnen nach Hause wollte? Und ob Arvin ihn gerufen hatte?
    Livia beschleunigte ihren Schritt, stellte fest, dass er tatsächlich in ihre Straße abbog, und rannte schließlich in Panik hinter ihm her. Irgendetwas in ihr wollte keinen Krankenwagen … konnte nicht ertragen, dass Karen angefasst werden würde …!
    Als sie schließlich keuchend auf die Einfahrt einbog, fand sie nicht nur den Krankenwagen, sondern auch Arvins Wagen vor. Überdies stand die Haustür sperrangelweit offen.
    Sie lief ins Haus.
    Auch hier standen alle Türen offen. Aufgeregtes Stimmengewirr war zu hören.
    Livia folgte den Geräuschen … rannte dadurch schnurstracks auf Karens Schlafzimmer zu … und sah die beiden Männer in weißer Kleidung. Sie standen rechts und links neben Karens Bett, hatten die Bettdecke zurückgeschlagen und Karens Bluse geöffnet. Da sie ganz offensichtlich keinen BH trug, war jetzt ihre gesamte Brust entblößt. „Aufhören!“, kreischte Livia und stürzte sich wie eine Furie auf den Mann, der links neben dem Bett stand. Sie packte ihn von hinten, rammte ihre Fingernägel in seine Schulter und zog ihn mit aller Kraft rückwärts. „Lassen Sie sie in Ruhe! Sie ist tot!“ Da der Mann in beiden Händen irgendwelche Gerätschaften trug, war er nicht so ohne Weiteres in der Lage, Livia abzuwehren, sondern torkelte rückwärts und wäre wohl zu Boden gegangen, wenn nicht noch jemand anderes eingegriffen hätte.
    Livia wurde im nächsten Moment selbst von hinten gepackt und fand sich in einer eisernen Umklammerung wieder. „Und wenn nicht?“, raunte ihr Arvin zu.
    „Lass mich los! Lass mich los!“, schrie Livia verzweifelt. „Sie sollen Karen in Frieden lassen.“
    Der Mann, den Livia eben noch angegriffen hatte, setzte jetzt zwei graue Rechtecke auf Karens Oberkörper auf, den einen links oben unterhalb der Schulter, den anderen rechts unter der Brust. Dann sagte er: „Jetzt.“
    Daraufhin bediente der andere Mann ein Gerät, das sich in einer schwarzen Tasche befand und neben Karen auf dem Bett lag. Ein Piepen ertönte und Karens Körper wurde wie von unsichtbarer Hand in die Höhe geworfen, um gleich darauf leblos auf die Matratze zurückzufallen.
    „Noch einmal!“, sagte der Mann in Weiß.
    „Nein! Nein!“, kreischte Livia und trat wie wild um sich, um Arvin loszuwerden. „Karen! Karen!“ Was die Männer mit ihr machten, war in ihren Augen schlimmer als eine Vergewaltigung! Karen war tot! Und sie wollte tot sein! Konnten sie das denn nicht sehen? Dass sie freiwillig gegangen war? Dass sie nicht die Absicht hatte zurückzukommen?
    Wieder ertönte dieses schreckliche Geräusch und wieder hüpfte Karens Körper unkontrolliert in die Höhe.
    Livia hatte derweil zu schluchzen begonnen, kämpfte aber immer noch mit ihrer gesamten Kraft gegen

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