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Als ich lernte zu fliegen

Als ich lernte zu fliegen

Titel: Als ich lernte zu fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roopa Farooki
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Haar kam sie aus der Küche, eine Schürze über der Jeans und der rosa Bluse. Sie und Lila sahen einander verblüffend ähnlich; Asif erkannte, dass Lila sich heute früh bewusst genauso gekleidet hatte wie ihre Mutter.
    »Yasmin, von wem hast du diesen Reim gelernt?«, fragte Mum. Sie ließ sich aufs Gras nieder, damit Yasmin sich, wenn sie wollte, auf ihren Schoß setzen konnte. Yasmin ließ sich sofort auf die ausgestreckten Beine ihrer Mutter fallen, drückte ihr Gesicht an ihre Brust, atmete ihren Duft ein und sprang dann genauso schnell wieder auf, als hätte sie es sich anders überlegt. »Yasmin, von wem hast du diesen Reim gelernt?«, wiederholte Mum geduldig noch einmal im selben Tonfall, da Yasmin von der Ankunft ihrer Mutter im Garten eindeutig so abgelenkt worden war, dass sie die Frage nicht wahrgenommen hatte.
    »V on Lila«, sagte Yasmin, sah auf den Boden und begann wieder ihre Kreise abzuschreiten. Damit entzog sie sich jeder weiteren Diskussion.
    »Ich war’s nicht, Asif war’s«, sagte Lila wenig überzeugend, schob die Hände in die Jeans und kam etwas näher. Sie sehnte sich danach, sich so ungezwungen auf den Schoß ihrer Mutter setzen zu können wie Yasmin, aber es galt die stumme Abmachung, dass Mums Schoß nur für Yasmin reserviert war. Weil Yasmin besonders war.
    »Nein, war ich nicht«, sagte Asif und trat auf den Rasen. Er freute sich, dass Lila seinen Namen erwähnt hatte, freute sich, dass er etwas zu sagen hatte, auch wenn es noch so unwichtig war, und dass Mum vielleicht endlich bemerken würde, dass es ihn gab. Er warf Lila einen dankbaren Blick zu, aber sie nahm seine Dankbarkeit entweder nicht zur Kenntnis oder legte keinen Wert darauf.
    »Halt-die-Klappe-du-Blödmann-du-du-blöder-blöder- KERL «, zischte sie ihn giftig an, als hätte er und nicht Yasmin sie verpetzt.
    »Lila«, sagte Mum tadelnd, stand auf und klopfte ihre Jeans ab, »du weißt, dass du Yasmin nicht solche Reime beibringen solltest. Du weißt, dass sie nicht versteht, was die Worte bedeuten. Es ist grausam von dir, wenn du dich über sie lustig machst.«
    »Es ist doch nur ein Reim«, versuchte Lila zu erklären. »Alle in der Schule …«
    »Du solltest es besser wissen, kleines Fräulein«, fuhr Mum fort. »Ich möchte, dass du bis zum Abendessen in dein Zimmer gehst und darüber nachdenkst, was du getan hast.«
    »Aber es ist doch bloß ein blöder Reim!«, explodierte Lila, wütend über so viel Ungerechtigkeit. »Sie darf sagen, dass sie schlauer ist als ich, aber ich darf ihr nicht einmal einen blöden Reim vorsagen, für den Fall, dass sie ihn nicht versteht. Das ist ungerecht, das ist einfach UNGERECHT !« Sie stampfte mit dem Fuß auf, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, und als ihre Mutter darauf nicht reagierte, presste sie die Lippen trotzig und wütend zusammen und schlug sich selbst ins Gesicht.
    »Hör auf damit, Lila, du weißt, dass du damit nichts erreichst«, sagte Mum. »Und jetzt geh bitte in dein Zimmer. Ich hole dich dann zum Essen.«
    Lila schlug sich noch einmal ins Gesicht, so heftig, dass ihr die Tränen aus den zornblitzenden Augen traten, und lief zur Küchentür; ihre hellen Fußsohlen waren braun von der Gartenerde. »Ich HASSE dich, ich wünschte, du wärst TOT «, schrie sie, knallte die Tür zu und rannte nach oben.
    Yasmin hatte nicht auf Lila geachtet und fuhr fort, Kreise um ihre Mutter und Asif herum zu ziehen; als die Tür zuschlug, sah sie nur kurz auf, als hätte der Knall genauso wenig mit ihr zu tun wie die Fehlzündung eines Autos auf der Straße. Mum sah zu Asif hinunter und lächelte ihn kurz und zuversichtlich an: »Mach dir keine Sorgen, Asif. Sie will eigentlich gar nicht, dass ich tot bin«, sagte sie. »In zwanzig Minuten oder so gehe ich zu ihr hoch.« Zu Yasmin rief sie hinüber: »Komm, Yasmin, Zeit für dein Bad vor dem Abendessen«, und Yasmin folgte ihr ins Haus.
    Asif blieb allein im Garten zurück. Er wusste, dass Lila Mums Tod nicht wirklich wünschte, und hatte den Verdacht, dass sie jemand ganz anderen gemeint hatte. Und am betrübten Blick in Mums Augen, als Lila sich schlug, aufstampfte und schrie, hatte Asif erkannt, dass Mum Lila liebte, auch wenn sie gemein war. Vielleicht sogar, weil sie gemein war, denn damit brachte sie Mum dazu, sie wahrzunehmen, damit stahl sie Yasmin, die so besonders war und Mum mehr brauchte, ein kleines bisschen von Mums liebevoller Aufmerksamkeit. Er wusste, dass Mum später zu Lila ins Zimmer gehen, ihr über

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