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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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verschluckt!« Na, der musste es ja wissen.
    Ich stand also auf, um mir schnell ein Nutellabrot zu machen. Die zugeführte Energie würde für vierunddreißig Minuten und achtundfünfzig Sekunden reichen, danach brauchte ich erneut einen ordentlichen Zuckerschub. Als ich gerade das Brotmesser zur Seite legte, schrie Sophie nach Essen. Das bedeutete: sofort das Messer weg, hinsetzen, Brüste raus. Dann sehnsüchtig das Brot vor mir anstarren, während das Ansaugen einen Feuerschmerz durch meine Brust fahren ließ. Nach einer Viertelstunde dachte ich, sie hätte aufgehört zu atmen, es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sie nur satt war und deshalb die Augen geschlossen hielt. Ich legte sie vorsichtig hin, griff nach dem Brot und biss genüsslich hinein. Meine Zunge schob gerade den ersten Bissen in Richtung Gaumen, als Sophie die Unverschämtheit, die ich ihr angetan hatte, bemerkte. Ihr Schreien erforderte eine erneute Fütterung. Also wieder: Brot beiseite, hinsetzen – es war mehr ein Hinplumpsen, weil ich mich noch nicht gut halten konnte –, Boobies rauszerren, weil das Geschrei immer dringlicher wurde, beim Ansaugen möglichst ruhig bleiben und trotz der Schmerzen weder aufschreien noch das Kind mit einem schlagartigen Ruck nach vorn aus den Händen verlieren.
    Sie trank zwanzig Minuten lang. Ihre Schmatzgeräusche wurden von den Botschaften meines Magens übertönt. Und jetzt musste ich auch noch dringend pinkeln. Als sie endlich fertig war, warf ich sie mehr, als sie zu legen, in ihr Bett und rannte auf die Toilette. Noch während ich da saß, hörte ich sie schon wieder weinen. Schnell wieder zurück, die Brüste waren ja noch draußen, anlegen und möglichst ruhig halten. Oscar blickte in meine Richtung: »Willst du was essen?« »Ja, verdammt!« Tränen rollten mein Gesicht herab auf Sophies Minikörper. Das war die erste und einzige Zeit, in der Oscar mich füttern durfte.
    Andere Mütter und Hebammen hatten immer geschwärmt, wie Stillen die Bindung zwischen Mutter und Kind intensiviert. In der ersten Woche jammerte ich so viel, dass Oscar mir fünfhundert Euro bot, sollte ich tatsächlich – wie geplant – sechs Monate durchhalten.
    Ich hasste es. Ich hatte mich noch nie über zu kleine Brüste beklagt, und jetzt waren sie so überdimensional groß, und ständig floss Milch aus ihnen heraus. Meine T-Shirts hatten immer zwei große nasse Flecken. Nachts wachte ich auf, nicht weil Sophie schrie, sondern weil ich dachte, ich hätte ins Bett gemacht. Dabei liefen nur meine Brüste aus. Jeden Tag verbrauchte ich eine halbe Packung Stilleinlagen, und es gab keinen Still- BH in meiner Größe. Wenn ich lief, schmerzten meine Brüste, und beim Stillen schoss die Milch mit derart hohem Druck, dass Sophie anfing zu weinen. Es schmerzte nicht nur während des Stillens, sondern auch, wenn die Milch gebildet wurde, und zwischen den Mahlzeiten, weil das Kind gar nicht so viel trinken konnte, wie ich im Angebot hatte.
    In den ersten Tagen entzündeten sich meine Brustwarzen, bis sie blutig waren, eine Stillmahlzeit dauerte noch dreißig Minuten. Fünfzehn an jeder Brust. Zudem hielt ich mich strikt an die Dreistundenregel, weil es so schmerzte. Doch natürlich hatte Sophie manchmal auch schon nach zwei Stunden wieder Hunger, und so verbrachten wir täglich viel Zeit mit dem schreienden Kind auf dem Arm, darauf wartend, dass endlich die dritte Stunde heran war und sie mich wieder melken konnte.
    Doch es ist wie mit der vermeintlich verlorenen Jugend: Gut Ding will Weile haben. Inzwischen liebe ich es. Ich habe mich an die Intimität gewöhnt, schließlich trinkt Sophie meine Körperflüssigkeiten (bäh!). Doch ich liebe es so, weil Sophie es so liebt. Wenn sie aufgeregt wie an Weihnachten sucht und den Mund aufreißt, dann kann nur ich ihr geben, was sie will. Wenn das Kind Hunger hat, dann hat es Hunger, und dann ist es egal, ob der Supermarkt gleich schließt oder das Telefon klingelt.
    Die ersten Tage waren also ziemlich schrecklich. Sie vergingen langsam und unendlich zäh. Ich hatte Schmerzen wie nach einer Operation, und in besonders hoffnungslosen Momenten war ich mir sicher, dass es niemals besser werden würde. Wenn meine Mutter mich mal ans Telefon bekam, dann konnte sie ja auch nicht viel mehr machen, als zu sagen, dass es besser werden würde. Ja, ja, dachte ich dann, die hat gut reden.
    Sophie schrie sehr viel, und ich musste immer verfügbar bleiben und konnte nicht rausgehen. Die Lichtblicke

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