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Als wäre es Liebe

Als wäre es Liebe

Titel: Als wäre es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicol Ljubic
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seinem Bett stand, der seine Hand hielt, als er gegangen ist. Sie ist kein Engel. Sie lässt ihn los und sieht, wie er davontreibt. Sie war die Frau, mit der er spazieren gehen wollte, das hat er ihr in einem seiner Briefe geschrieben. Sie fragt sich, wie man in seiner Vorstellung zusammen spazierte. Hand in Hand? Hat er sie als Paar gesehen, das Hand in Hand nebeneinanderher ging? War es das, wonach er sich gesehnt hat ein Leben lang? Ihre Hand in seiner? Sie weiß nicht, wohin mit ihrer Hand. Mit ihren Händen. Sie legt sie auf die steinerne Brüstung. Nein, sie hält sich fest. Sie denkt daran, dass er nicht schwimmen kann, und sie sieht, wie weit draußen er schon ist. Zu weit. Sie sieht, wie sich seine rechte Hand bewegt, wie er sie ein wenig aus dem Wasser streckt, wie er die Fingerkuppen bewegt, als winkte er den Möwen, die über ihm kreisen. Er treibt immer weiter davon, sie kann ihn kaum noch sehen. Er muss atmen. Immer weiteratmen. Dann sieht sie, wie die Möwen auf einmal aufsteigen. Mit ein paar Flügelschlägen steigen sie immer höher. Aber ihn sieht sie nicht mehr.
    Nachdem sie das Schiff verlassen hatten, damals, saßen sie eine ganze Weile am Ufer, Fritzmann und der Pfarrer auf einer Bank, sie und Friedrich auf dem Rasen, und warteten auf das nächste Boot, das sie zurückbrächte nach Heidelberg. Kaum dass er sich hingesetzt hatte, waren auch schon wieder Enten da, die sich hinter der kleinen Mauer auf dem Wasser versammelten, es schien, als seien sie ihm die ganze Fahrt über gefolgt, aber das war natürlich unmöglich. Es dauerte nicht lange und die erste kam über die Mauer geflattert, ein kleiner Sprung, dann stand sie etwas verschämt auf der Wiese, steckte ihren Schnabel ins Gefieder und schien auf ein Zeichen von ihm zu warten. Er drehte sich um, von ihr weg, legte sich auf den Bauch, stützte sein Kinn auf die Hände und schaute die Ente an. Dann kam ein tiefes Gurren aus seiner Kehle, sie wollte lachen, weil sie dachte, er hätte sich zum ersten Mal vertan und wie manche Menschen im Ausland Sprachen durcheinanderbrachten, so wären ihm ein paar Taubenvokale in die Entenphonetik geraten. Aber dann zog die Ente ihren Schnabel aus dem Gefieder, blickte ihn erstaunt an, als hätte sie ihn jetzt erst gesehen, und machte dann ein paar Schrittchen auf ihn zu, während hinter ihr weitere Enten auf die Wiese flatterten. Vielleicht sprach er eine Art Tieresperanto, sie schienen sein Gurren zu verstehen, und bald schon war er umlagert von Enten. Sie standen um ihn herum, und sie sagte: »Zeig mir mal deine Hände.« Weil sie vermutete, dass er doch heimlich Brot zwischen den Fingern hatte und kleine Kügelchen auf die Wiese schnippte und ihnen so den Weg zu sich wies. »Friedrich«, sagte sie, »komm, zeig her!« Und als er nicht reagierte, sagte sie: »Hände hoch!« Sie war selbst etwas erschrocken, weil ihr die Stimme so schrill erschien, sie wusste nicht, warum ihr die Stimme ausgerechnet bei den letzten beiden Worten entglitten war, wahrscheinlich war es die Vehemenz, die ihn veranlasste, sein Gurren zu unterbrechen und ihr seinen Kopf zuzuwenden. Sie versuchte, ein Lachen anzuhängen, weil sie selbst kurz erschrocken war. »Los«, sagte sie, dieses Mal in einem übertrieben glucksenden Tonfall, »Hände hoch!« Er richtete sich langsam auf, setzte sich auf seine Unterschenkel, hob die Hände hoch und hielt sie neben seinen Kopf. Nichts hatte er in den Händen. Kein Brotklumpen fiel heraus. Zu sehen waren nur seine Lebens- und Schicksalslinie, die sich wie zwei breite Ströme durch die Haut zogen. Die müsste mal gebügelt werden, dachte sie und versuchte, sich selbst von dieser Situation abzulenken, in die sie sich gebracht hatte. Er hatte bereitwillig die Hände gehoben, und ihr kam zum ersten Mal der Gedanke, dass er sich insgeheim gewünscht haben könnte, jemand hätte ihn viel früher schon dazu aufgefordert. Er hatte, als er von Tausenden Polizisten gejagt wurde, Zuflucht auf einer Polizeiwache gesucht. Er hatte um eine Zelle gebeten, in der er die Nacht verbringen könnte, aber die Polizisten wollten ihn nicht dabehalten. Und später beim Schneider ließ er seine Tasche stehen mit seinem Gewehr und jeder Menge Munition. Der Schneider hatte sie geöffnet und die Polizei gerufen, und als er zurückkam, um seine Kleider abzuholen, wurde er festgenommen.
    »Friedrich«, sagte sie, »ist schon gut, das war nur ein Spaß.« Aber er ließ seine Hände nicht fallen. Er sah sie an und begann mit

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