Als wir Roemer waren
gemacht, Jemima, der Fleck geht nie wieder raus.« Ich dachte, »au nein, was stellt sie wohl als Nächstes an?« Ich dachte, »ich muss sie aufhalten«, und ich sagte, »komm bloß nicht auf die Idee, so was zu machen«, und ich hab ganz leicht mit meinem Kissen an die Wand gehauen. Bloß damit sie sieht, was sie nicht machen soll, aber dabei sind ein paar Gedichte runtergefallen, es war ein Unfall, ich dachte, »der blöde Weihnachtsbär hat sie nicht richtig festgeklebt, er hat nicht genug Tesa genommen.«
Jetzt hat Jemima echt was Schlimmes gemacht, sie hat an eine andere Wand gehauen, und das war kein Unfall, das war Absicht, und plötzlich sind ganz viele Gedichte abgegangen. Ich sagte, »siehst du, was du da angestellt hast?« Ich dachte, »jetzt muss ich sie aufhalten«, und ich hab versucht, ihr das Kissen wegzunehmen, ich hab mit meinem Kissen auf ihres draufgehauen, und ich glaub, ich hab aus Versehen ein paar Gedichte getroffen, aber es hat sowieso nicht funktioniert, weil sie ihr Kissen zu feste festgehalten hat. Ich dachte, »du bist wirklich böse, Jemima«, weil die Gedichte jetzt überall waren, sie flogen durch die Luft, und sie lagen auf dem Boden, es war, wie wenn es Gedichte regnet, aber wer auf ihnen rumgetrampelt hat, das war Jemima, nicht ich, ich bin bloß auf ein paar draufgetreten, weil ich sie aufhalten wollte, sie waren ganz rutschig und raschelig unter meinen Füßen.
Ich dachte, »ich weiß was anderes, wie ich sie aufhalten kann«, und ich bin aus Freddys Zimmer rausgerannt. Ich musste mein Kissen mitnehmen, weil sie ihrs auch mitgenommen hat, aber ich wollte nicht mehr kämpfen, ich hab gesagt, »hör auf, Jemima«, aber sie hat nicht aufgehört, sie ist hinter mir hergerannt bis in das Zimmer von Gus, deswegen war es ihre Schuld, dass die Bücher vom Regal geflogen sind. Ich hab gesagt, »nicht, Jemima«, und bin die Treppe runtergerannt und hab mein Kissen weggeschmissen und gesagt, »hau mich nicht, Jemima«, aber sie hat nicht gehört. Sie hat gequiekt, wie wenn sie denkt, »jetzt kriegt ers aber richtig«, sie hat gekichert, wie wenn sie jeden Moment platzt, und wie wir ins Esszimmer gerannt sind, hat sie mich auf den Arm gehauen, aber wie sie gesehen hat, dass uns alle angucken, hat sie den Mund aufgeklappt wie ein Fisch.
Mum hat geguckt wie von einer großen Biene gestochen, sie hat aufgehört, mit Gus Hund zu reden, und was hat sie dann gesagt? Es war nicht fair, sie hat nämlich gesagt, »Lawrence, was machst du da?« Ich dachte, »wie kannst du nur, Mum«, ich sagte, »das war ich nicht, das war Jemima«, ich sagte, »guck doch, ich hab noch nicht mal ein Kissen.« Aber Jemima ist eine große Schummlerin, sie ist eine Lügnerin, ihre Lippen haben gezuckt, und sie hat angefangen zu heulen, und ich dachte, »du glaubst wohl, du kannst bloß mit Heulen gewinnen«, ich dachte, »kommt gar nicht in Frage«, und ich hab gesagt, »sie hat Freddys Gedichte von der Wand gehauen.« Jetzt war Freddy wie von der Biene gestochen, er ist vom Stuhl hochgesprungen, und Mum hat gesagt, »Lawrence, was hast du getan?«, was blöd war, wo ich ihr doch grade gesagt habe, dass es Jemima war. Es wurde ganz leise, Freddy ist nach oben gerannt, und dann kam so ein Stöhnen, er hatte seine Gedichte gefunden, und ich dachte, »jetzt weißt dus, dass du mehr Tesa nehmen musst.«
Martha hat Mum angeguckt, fast so, wie wenn sie sich ein bisschen freut, was komisch war, und sie hat gesagt, »Hannah, wenn ihr in unserem Haus bleiben wollt, musst du deine Kinder unter Kontrolle halten«, und Mum hat ausgesehen, wie wenn sie gleich doppelt und dreifach platzt, wie wenn sie gleich explodiert, und gesagt, »Lawrence und Jemima, ihr werdet euch jetzt auf der Stelle entschuldigen«, und auf einmal wusste ich ganz genau, was ich sagen muss, es ist mir einfach in den Kopf gekommen, ich habs gesagt, bevor Jemima irgendwas sagen konnte, ich dachte, »genau das Richtige«, und ich hab gesagt, »ich kann dich nicht leiden, Mum, ich hasse dich total«, und ich bin nach oben in die Toilette raufgerannt, bevor sie mich kriegen konnte, und hab die Tür abgeschlossen.
Mum ist oft raufgekommen, sie hat mit der Hand an die Tür gehauen, donner donner donner, und sie hat gerufen, ich muss sie sofort reinlassen, ich muss mich entschuldigen und beim Aufräumen helfen, aber ich hab kein Wort gesagt, ich hab auf dem Boden neben dem Schlüsselloch gehockt, damit ich alles hören kann. Zuerst sind sie ins Zimmer von Gus
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