Als wir Roemer waren
habs gesehen.« Aber Mum hat einfach bloß mit ihrer Nichts-Stimme weitergeredet und gesagt, »ich wollte nur nicht, dass er sich noch mehr aufregt.«
Ich dachte, »gut, wenn er sich aufregt«, und ich sagte, »und Gus? Will der auch heiraten?« Ich dachte, »jetzt sagt Mum gleich, der arme Gus ist auch traurig«, aber das hat sie nicht gesagt, plötzlich klang sie stinksauer, und sie hat gesagt, »Herrgott noch mal, sag bloß, darum dreht sich das ganze Theater, Lawrence«, sie hat gesagt, »Gus hat kein Interesse am Heiraten.« Ich sagte, »aber er hat die ganze Zeit mit dir geredet«, und Mum sagte, »das ist wirklich albern. Gus redet eben gern, aber er interessiert sich nur für sich. Wenn Gus irgendwen heiraten würde, dann höchstens sich selbst.«
Ich wollte nicht lachen, ich wollte total ernst bleiben, aber das war sehr schwer, weil es so ein komischer Gedanke war, dass Gus sich selber heiratet, dann wäre er Mr. und Mrs. Gus Hund. Ich hab versucht, auf mein Lachen den Deckel draufzumachen, aber dann ist es plötzlich mit einem lauten Pruster rausgekommen, und ich konnte nicht mehr aufhören. Das war übel, weil Mum überhaupt nicht gelacht hat, sie war ganz still, wie wenn sie denkt, »du bist ja so dumm«, sie hat gesagt, »hör auf, Lawrence, sonst weckst du noch Jemima auf.« Und ich dachte, »jetzt hasst du mich wirklich.« Ich dachte, »wieso hab ich gedacht, dass Gus Hund schrecklich ist, das war blöd«, und auf einmal hätt ich mich am liebsten unterm Bett versteckt, obwohl das natürlich nicht ging, weil es ja bloß eine Matratze auf dem Fußboden war, da konnte keiner drunter, noch nicht mal ein Käfer. Ich dachte, »hätt ich doch bloß die Kissenschlacht nicht angefangen. Hätt ich doch bloß Gus seine Bücher und Freddy seine Gedichte in Ruhe gelassen.«
Dann hat Mum wieder mit ihrer ernsten Stimme angefangen. Sie hat gesagt, »Lawrence, das ist gerade eine sehr schwierige Zeit für uns«, sie hat gesagt, »wir haben kein Dach über dem Kopf, wir brauchen die Hilfe anderer Leute, verstehst du das nicht?«, also hab ich gesagt, »doch, Mum.«
Sie hat gesagt, »ich möchte, dass du mir versprichst, dass du dich von nun an sehr gut benimmst. Versprichst du mir das?« Dann hat sie nichts mehr gesagt, bloß gewartet. Ich wollte es ihr eigentlich nicht versprechen, warum, weiß ich auch nicht, aber ich wusste, ich muss. Ich dachte, »Mum hasst mich jetzt, und wenn ich ihr das nicht verspreche, dann hasst sie mich noch viel viel mehr, dann hasst sie mich wahrscheinlich für immer«, also hab ichs einfach gemacht, ich hab mich dazu gezwungen. Ich hab gesagt, »versprochen, Mum«, und sie hat mich gedrückt, zwar nicht sehr feste, aber das war mir egal, ich habs gebraucht.
Die Sonne besteht aus Gas, sie ist weich, wie ein großer, heißer Wackelpudding. In der Mitte ist die Sonne wie eine Bombe, da explodiert es dauernd, und dadurch werden Wellen nach außen geschickt, wodurch die Ränder alle paar Minuten vibrieren, und das sieht dann fast so aus, wie wenn die Sonne atmet.
Die Wissenschaftler haben sie sich oft angeguckt, sie mussten dazu besondere Fernrohre benutzen, weil sie so hell ist, man darf nie mit den nackten Augen reingucken, sonst verbrennen sie, und man wird blind. Die Wissenschaftler haben bemerkt, dass sich die Sonne dauernd verändert, manchmal ist sie ganz normal, ganz ruhig, und dann tut sich langsam was, wie wenn sie wütend wird, das dauert ewig viele Jahre. Zuerst kriegt die Sonne Flecken, die sind kälter als der Rest, aber natürlich immer noch echt heiß, kochend heiß, und sie sind total riesig, so groß wie ein Planet. Und wenn die Sonne dann richtig wütend geworden ist, spuckt sie große Fackeln aus, die sind aus elektrischem Gas, das heißt Plasma, und die kommen rausgeschossen wie riesige Arme, sie explodieren wie Bomben.
Eines Tages haben die Wissenschaftler hochgeguckt und gesehen, wie eine von diesen Fackeln direkt auf die Erde
zukommt, und obwohl wir Millionen von Meilen von der Sonne entfernt sind, kam sie ganz schnell näher, und sie dachten, »au nein, bald werden wir getroffen«, aber dann ist es doch noch mal gutgegangen, keinem ist was passiert, weil die Fackel nämlich aufgehalten wurde, und zwar von etwas, das Magnetfeld heißt, und deswegen hat sie uns dann doch nicht in die Luft gesprengt, und es hat noch nicht mal einer was davon mitgekriegt.
Aber dann dachten die Wissenschaftler, »diese Fackeln, die können echt gefährlich sein.« Weil sie
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