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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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überlegte, ob sie Postkarten kaufen sollte, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dafür noch nicht genug geleistet zu haben.
    Vier Stunden später – irgendwann hatte sie kapituliert und sich zum Zeitvertreib Zeitschriften gekauft – trafen die anderen ein und mit ihnen ein wenig Trubel. Allison, Sam und Elliot waren zusammen von San Francisco aus geflogen; als sie von Bord gingen, wartete Hannah bereits am Gate. Als sie ihre Schwester erblickte, hüpfte ihr das Herz, wie immer, wenn sie Allison nach monatelanger Trennung wiedersieht. Allison ist ihr so vertraut, jeder Gesichtszug, jede Geste, und sie ist so wunderschön – und sie gehört zu Hannah. Inmitten all dieser Menschen hielt Allison nach ihr Ausschau. Hannah musste tatsächlich ein Tränchen verdrücken.
    Nachdem sie einander umarmt hatten, sagte Allison: »Deine Brille gefällt mir. Damit siehst du aus wie eine echte Intellektuelle.« Hannah sagte: »Ich hab dir ein paar Kekse von meinem Flug mitgebracht, weil sie nach Cheddar schmecken.« Als dann Sam auf sie zukam, wusste Hannah nicht, ob sie einander nun umarmen oder küssen sollten, und sie beschloss, ihn zu umarmen. So, wie er sich zu ihr neigte, wurde ihr allerdings klar, dass Sam sie zur Begrüßung küssen wollte, und in letzter Sekunde drehte sie den Kopf, um seinem Mund die Wange hinzuhalten. Die Hände legte sie etwas hilflos auf seinen Schultern ab. Inzwischen hatte er natürlich begriffen, dass sie mit einer Umarmung gerechnet hatte, und so streifte er mit den Lippen bloß ihre Stirn und warf ihr beide Arme um die Taille.
    »Das ist mein großer Bruder Elliot«, erklärte Sam, nachdem er und Hannah sich losgelassen hatten.
    »Und das ist meine kleine Schwester Hannah«, sagte Allison.
    |139| »Und heute sendet der
Familienkanal
…«, frotzelte Elliot. Er sieht beängstigend gut aus, dachte Hannah, als sie einander die Hand gaben, eindeutig besser als Sam, obwohl sie sich durchaus ähnelten. Elliot war blond und blauäugig, mit gerader Nase und rötlich-blondem Bart. Kein grottiger Professorenbart, auch wenn er gerade promoviert, sondern eine sportliche Version. Als Hannah Sam im Hotelzimmer zum zweiten Mal umarmt, überlegt sie, dass Allison vielleicht lieber Elliot heiraten sollte – rein äußerlich gesehen.
    »Und du bist dann unser Blumenmädchen, stimmt’s?«, antwortet Sam.
    »Sie wird Brautjungfer, du Knallkopf«, sagt Allison. »Damit bist du doch einverstanden, Hannah?« Sie steigt zu Sam ins Bett.
    »Klar«, antwortet Hannah. »Das ist ja toll.« Als sie ihre Schwester neben Sam liegen sieht, wird ihr bewusst, dass die beiden im Grunde ganz gut zueinander passen: Allison ist Sozialarbeiterin, Sam Oberstufenlehrer; gemeinsam bereiten sie ausgetüftelte Abendessen zu, für die frischer Koriander unabdingbar ist; gemeinsam lösen sie Sonntags das Kreuzworträtsel in der
Times
, und in der kalten Jahreszeit tragen beide bevorzugt Mützen und Fäustlinge, die von Bauern in Paraguay gestrickt wurden. Sams Vater ist Geschäftsführer einer landesweiten Drogeriekette, so dass Sam und Allison ihren bescheidenen Einkommen zum Trotz in Alaska Urlaub machen können. (Vermutlich ist Sams Vater indirekt auch für Hannahs Flugticket aufgekommen.) Als Hannah ihrer Schwester gesagt hat, dass sie Sam nicht
nicht
mag, war das keineswegs gelogen. Er verhält sich ihr gegenüber immer freundlich, und wenn sie bei ihnen in San Francisco anruft, fragt er sie gern, wie es ihr im Land der Bohnen und des Kabeljaus ergeht, bevor er den Hörer an Allison weitergibt.
    |140| Als Elliot ins Badezimmer geht, setzt sich Hannah an den Rand des freien Doppelbetts. Ihr ist gerade etwas eingefallen, etwas Verstörendes, das sie gern klären möchte, bevor sie sich hinlegt. »Allison, zum Schlafen legst du dich aber zu mir?«, fragt sie. »Bruder zu Bruder und Schwester zu Schwester?«
    Sam knickt eine Ecke der Karte um, damit sie freie Sicht haben. »Glaubst du, mein Bruder stinkt?« Zunächst denkt sie, er meine damit nein, sie brauche nicht neben Elliot zu schlafen, doch als Sam sich wieder der Karte widmet, fügt er beiläufig hinzu: »Allison und ich schlafen nun einmal gern im selben Bett. Hast du damit ein Problem?«
    »Ich bin einfach davon ausgegangen, dass du und Elliot euch das eine Bett teilt und Allison und ich das andere«, erwidert Hannah. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Sicherlich würde fast jeder mit ihr darin übereinstimmen, dass es nervenaufreibend ist, das Bett mit einem

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