Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
habe einen Film von dem » großen Mord« gemacht. Ry loggte sich ins Internet ein und googelte den Namen. Mehr als achthundert Referenzseiten erschienen. Er ging sie oberflächlich durch, aber nichts sah auch nur ansatzweise hilfreich aus. Ein Hundesalon in Des Moines, eine russische Turnerin, eine Facebook-Seite, die einer Studentin in Berkeley gehörte. Michelle Pfeiffer hatte eine Figur dieses Namens in einem Film namens Das Russland-Haus gespielt.
Und dann fand er sie. Fand er sie vielleicht.
Es war nicht viel, nur ein paar Zeilen in einem Artikel für ein wissenschaftliches Journal mit dem Titel: » Frauen hinter der Kamera. Der feministische Kampf in Hollywood gestern und heute.«
Dennoch verbesserten sich die Aussichten für weibliche Kameraleute in den folgenden Jahren kaum. Selbst die wenigen, die bei den großen Studios auf der Gehaltsliste standen, erhielten selten eine führende Rolle bei einem größeren Projekt zugeteilt. Katja Orlowa, zum Beispiel, absolvierte vier Jahre als zweite Kameraassistentin bei Twentieth Century Fox, ehe ihr Name endlich als Kamerafrau im Abspann von The Misfits auftauchte. Andere Frauen …
Draußen wurde eine Wagentür zugeschlagen. Ry blickte auf; eine der Pferdekutschen für Touristen, die auf der Insel verkehrten, rollte am Fenster vorbei und versperrte ihm momentan die Sicht. Dann sah er eine Frau aus der Richtung eines großen schwarzen Hummers die Straße überqueren.
Er konnte ihr Gesicht durch die vom Regen verschmierte Scheibe nicht deutlich sehen, doch er erkannte allein an der Art, wie sie sich bewegte, dass sie schön war– Schultern gerade, der Kopf hoch erhoben, die Hände tief in den Taschen eines weiten schwarzen Ledertrenchcoats vergraben. Ihre hochhackigen Stiefel klackerten über den Asphalt.
Sie ging unter einer Straßenlaterne durch, und er sah dunkelrotes Haar, das wie nasses Blut glänzte. Die Frau kam aus der Toilette, und sie hatte rote Haare, und nach dem, was Dad gesagt hatte …
Ry warf sich zu Boden, und im selben Moment barst die Fensterscheibe des Cafés unter einem Feuerhagel.
Er rollte unter die Theke, während weitere Kugeln in den großen Boiler der Espressomaschine einschlugen und heißen Dampf austreten ließen.
Ry hatte seine Waffe gezogen, erwiderte das Feuer jedoch nicht. Er hörte den Barmann und den Jungen schreien, konnte sie durch die Dampfwolken aber nicht sehen. Er konnte auch die Rothaarige nicht sehen, aber sie machte auf sich aufmerksam, indem sie den Computer zerschoss, den er benutzt hatte.
Er war dumm gewesen, beinahe tödlich dumm. Er hatte nicht gedacht, dass sie ihn an einem öffentlichen Ort wie diesem angreifen würden, wo Unbeteiligte ins Kreuzfeuer geraten konnten.
Die Frau begann erneut zu feuern und jagte Kugeln in den Sockel der Theke. Ry stieß sich hoch, legte den Arm vors Gesicht und tauchte in den brühheißen Nebel ein, um durch eine Schwingtür in die Küche vorzudringen. Weitere Kugeln schlugen in die Tür ein, als sie hinter ihm zufiel– aber aus einer anderen Waffe diesmal.
Ry rannte durch die Küche, vorbei an Tischen, einem Backofen, Vorratsregalen, einem großen Edelstahlkühlschrank. Verdammt, wo ist der Hinterausgang? Es muss einen geben.
Er fand ihn und stand schließlich draußen auf einem schmalen Treppenabsatz am Ende einer Sackgasse voll Mülltonnen und verfaulenden Holzpaletten.
Gegenüber war die Ziegelwand eines anderen Gebäudes. Keine Tür, nicht einmal ein Fenster, nur eine eiserne Feuertreppe, die vom Dach herunterkam, teilweise ausgeklappt, aber immer noch zu hoch, als dass er sie erreichen konnte.
Er wollte gerade in Richtung Straße rennen, als der schwarze Hummer mit kreischenden Bremsen vor der Einmündung der Gasse zum Stehen kam. Hinter sich hörte er die Schwingtür in der Küche, und er sprang los und schaffte es tatsächlich, die unterste Sprosse der Feuertreppe mit einer Hand zu erwischen. Es gelang ihm, mit den Beinen genügend Schwung zu holen, um sich nach oben zu ziehen, aber schon schlug eine Kugel neben seinem Kopf in die Ziegelwand, so nahe, dass er ihre Hitze spürte.
Er spurtete die Eisentreppe hinauf, während die Rothaarige und ein Typ im schwarzen Kapuzen-Sweatshirt auf dem Absatz des Küchenausgangs standen. An seinem Hals brannte etwas, er fühlte einen Blutspritzer. Er zog sich auf das Dach, und dort hatte er für den Augenblick ein wenig Deckung.
Er lag schwer atmend da und lauschte. Er hörte sie nicht die Feuertreppe hinter ihm
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