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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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erahnen konnte, hielt er an. Er warf die Tür zu, lief zum Eingang und klingelte. Einige Sekunden geschah nichts. Das ganze Haus war innen hell erleuchtet. Es musste jemand da sein. Gerster klingelte nochmals. Dann hörte er Schritte, die sich der Tür näherten. Jemand öffnete.
    »N’abend, Herr Kellermann.«
    Thomas Kellermann sah den Kommissar überrascht an. »Herr – Gerster. Guten Abend.«
    »Entschuldigen Sie die späte Störung. Ich wollte gerade nach Hause, da kam mir eine Sache in den Sinn, die ich Sie gerne noch fragen wollte. Dauert nur eine Minute. Darf ich reinkommen?«
    Kellermann zögerte einen Moment, doch der Regen wurde immer stärker, und es erschien ihm zu unhöflich, den Polizisten vor der Tür stehen zu lassen. Gerster trat ein. Ohne eine weitere Einladung abzuwarten, schritt er voran und betrat ein hell erleuchtetes Zimmer. Der Stadtrat hatte Gäste. Bruno Gerster sah sich um. Als sich seine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, zog er überrascht eine Augenbraue hoch. Dann sagte er: »Dich kenn’ ich doch! Was machst du denn hier?«
    Der Kommissar sah die Bewegung des Mannes. Er wusste auch, dass der Kerl nicht unter die Jacke griff, um ein Taschentuch zu suchen. Trotzdem hatte er seine Hand noch nicht einmal in die Nähe seiner Dienstwaffe gebracht, als der Schuss losging.

20. Kapitel
    Anna Floto schlüpfte durch die geöffnete Tür ins Innere der winzigen Wohnung. Der junge Mann, der ihr geöffnet hatte, fuhr ihr durch das Haar. »Anna, du bist ja völlig durchnässt!«
    »Macht nix!«, rief sie und entledigte sich im Gehen ihrer Jacke, indem sie sie einfach fallen ließ, genau wie ihren Helm. Das machte nichts weiter aus, denn der Boden des Zimmers war sowieso mit allerhand Kram vollständig bedeckt. »Ich will nur kurz heiß duschen. Die Fahrt war ganz schön kalt.«
    »Das geht nicht!« Der Mann lief hinter ihr her. »Ich hab momentan kein heißes Wasser. Irgendwas mit dem Boiler oder so.«
    Anna dreht sich um. »Ach, Nihil. Das Ding war doch schon seit Wochen dabei, den Geist aufzugeben. Hast du nicht mit dem Vermieter gesprochen?«
    Nihil Wedding grinste. »Der fette Kapitalist kann mich am Arsch lecken. Wozu brauche ich heißes Wasser? Einmal die Woche gehe ich schwimmen, und Zähneputzen geht auch kalt.«
    Anna kam lächelnd auf ihn zu. »Soso, und wenn ich komme und mir kalt ist? Wie kriegst du mich jetzt warm?« »Weiß nicht«, antwortete Nihil. »Vielleicht, indem du mir bei diesen Flugblättern hilfst. Die Aktion wegen des Aufmarsches der KAL am nächsten Wochenende in Stolberg, du weißt schon.«
    Anna schüttelte den Kopf. »Spinner!«
    Nihil Wedding lächelte. »Natürlich weiß ich, wie ich dich wärmen könnte. Schön, dass du da bist.« Er machte seinerseits einen Schritt auf Anna zu.
    Die wich jedoch zurück. »Lass mal, deswegen bin ich nicht da. Es gibt ein Problem.«
    »Was denn?«
    »Ich habe eben meinen Alten belauscht. Der hatte Besuch von dem NPD-Schwein Finkel. Hab nicht alles verstanden, aber die scheinen Zoff zu haben. Und dann, als der Finkel weg war, hat mein Alter seine Kumpels angerufen und was davon gesagt, dass sie Juden jagen wollen.«
    »Scheiße«, kommentierte Nihil Wedding. »Das darf doch nicht wahr sein. Weißt du, um wen es geht?«
    »Nee. Aber er sagt was von Mörderjuden. Vielleicht hat das was mit dem Tod von Opa zu tun.«
    »Ganz bestimmt. Welche Mörder sollten denn sonst gemeint sein? Offenbar glauben die Nazis, dein Opa wurde von Juden umgebracht.«
    »Wär das so unwahrscheinlich?«
    »Nee, und gerecht wär es außerdem.«
    »Und jetzt?«
    Nihil Wedding fummelte nachdenklich in seinem Haar herum. »Das stinkt nach großem Ärger.«
    Anna sagte: »Wir werden Hilfe brauchen.«
    »Was meinst du?«, fragte Nihil.
    »Ich meine jemanden, der sich nicht nur mit Flugblattaktionen und Kunst gegen Rechts auskennt.«
    Nihil kniff die Augen zusammen. »Du sprichst von den harten Jungs?«
    Anna nickte. »Ich denke, wir sollten Kalle anrufen.«
    Nihil Wedding trat nah an Anna heran und nahm sie in den Arm. »Das stinkt nach gewaltig großem Ärger.«

21. Kapitel
    Gustav schreckte hoch. Hatte er schon geschlafen? Er sah auf die Uhr – halb zwei in der Nacht. Vor sich, auf dem kleinen Tisch, stand die Kaffeemühle. Sie enthielt Bohnen, die darauf warteten, gemahlen zu werden. Gustav versuchte sich zu erinnern. Hatte er einen Kaffee trinken wollen? War Lorenz nicht eben noch zu Besuch bei ihm gewesen? Er wusste es nicht mehr.
    Der Alte

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