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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Herberge von Canaan zwischen ihnen passiert war, schien sie stärker mitgenommen zu haben, als Matt gedacht hatte.
    Ambre hatte ihre Gefühle nicht mehr im Griff. Sie verspürte körperliche Lust. Und sie hatte Angst, zu weit zu gehen.
    Das Herz der Erde pulsierte in ihr, und trieb sie dazu, die Dinge zu überstürzen. Sie wollte sich ihm hingeben, dem Leben huldigen, es erneuern, es übertragen.
    Mittlerweile wusste Ambre nicht mehr, ob diese Sehnsucht ihre eigene war oder ob sie ihr vom Herz der Erde diktiert wurde. Sie brauchte Zeit, sich über ihre Gefühle klarzuwerden.
    Auch Matt war erschrocken über das, was er empfand. Er hätte Ambre am liebsten pausenlos berührt, und das ständige Bedürfnis nach ihrer Nähe war manchmal richtig beängstigend. Außerdem fürchtete er sich davor, wie ihre Körper aufeinander reagierten. In jener Nacht war Ambre von brennender Leidenschaft gepackt worden, das wusste er. Um ein Haar wären sie einen Schritt weitergegangen. Matt war hin- und hergerissen zwischen dem glühenden Feuer, das Ambre mit jedem Kuss in ihm entfachte, und seiner Angst vor der Liebe.
    Vor allem vor körperlicher Liebe.
    Er wollte es. Und fürchtete sich zugleich davor.
    Wie war es, miteinander zu schlafen? Würde er der Sache gewachsen sein? Noch waren sie nicht so weit, tröstete er sich. Doch allein bei dem Gedanken bekam er weiche Knie.

    An diesem Abend machte Floyd ein kleines Feuer, damit sie etwas Warmes essen konnten, und sie nutzten die Gelegenheit, um ihre Kleider zu trocknen, die noch immer feucht waren, obwohl der Dauerregen nun schon zwei Tage zurücklag.
    Tobias saß neben Matt und beugte sich irgendwann zu ihm. Er flüsterte:
    »Glaubst du, dass Ambres Kraft unbegrenzt ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Jedenfalls war sie in der Lage, Samy zu retten und anschließend den Kopf dieser verfluchten Spinne explodieren zu lassen.«
    »Beim Kampf gegen die Spinne konnte sie ihre Telekinese-Alteration nutzen und sie einfach nur mit der Kraft des Herzens der Erde verstärken. Was allerdings die Heilung betrifft … Tja, das ist neu.«
    »Und wenn –«, setzte Tobias an, verstummte dann aber.
    »Wenn was?«
    »Du wirst das bestimmt dumm finden.«
    »Ach komm, raus mit der Sprache!«
    »Na ja … Was, wenn sie alle möglichen Kräfte in sich trägt? Wenn das der Fall wäre, wäre sie eine … eine Göttin, stimmt’s?«
    Matt kicherte.
    »Eine Göttin? Unsinn!«
    »Überleg doch mal. Wenn sie jedes Leben erneuern oder vernichten könnte, wäre das eine Art göttlicher Allmacht, findest du nicht?«
    Matt zuckte die Achseln.
    »Kommt ganz darauf an, was man unter Gott versteht. Auf jeden Fall rate ich dir, ihr gegenüber kein Wort darüber zu verlieren. Sie würde ausrasten! Deine Spekulationen würden ihr ganz und gar nicht gefallen.«
    »Keine Angst, ich bin doch nicht lebensmüde.«

    Nach dem Essen übernahm Matt die erste Wachschicht. Seit ihrem Aufbruch von Canaan hielten sie nachts reihum Wache.
    Zwei Stunden lang saß er da und sah seinen Kameraden beim Schlafen zu. Seine Gedanken wanderten zu seinem früheren Leben, und er wurde ganz wehmütig. Vor seinem inneren Auge zogen seine alten Freunde – abgesehen von Tobias – vorbei, seine Schule, die Stadt und seine Eltern.
    Als er Floyd weckte, damit dieser ihn ablöste, war Matts Stimmung auf dem Tiefpunkt, und es dauerte trotz seiner Erschöpfung eine Ewigkeit, bis er einschlief.

    An den folgenden beiden Tagen liefen sie westlich an Siloh vorbei. Am Himmel war der aus den Schornsteinen aufsteigende Rauch zu sehen.
    Zur Mittagszeit des zweiten Tages gingen Tania und Floyd auf die Jagd, um ihre Lebensmittelvorräte zu schonen. Nach einer Stunde kehrten sie mit einem Hasen zurück. Als sie ihn zerlegten, wäre Chen fast in Ohnmacht gefallen.
    »Das ist widerlich!«, stöhnte er. »Ich glaube, ich esse nie wieder Fleisch!«
    »Bei all den Strapazen, die du deinem Körper zumutest, brauchst du Proteine«, erklärte Floyd zwischen zwei präzisen Messerschnitten. »Ein Tier zu töten, mag hart sein, aber es ist notwendig. Vergiss nicht, dass niemand hier aus Verschwendung tötet. Es ist der Lauf der Natur.«
    »Ach, und ein Junge, der aus Händen und Füßen Klebstoff absondern kann, um auf Bäume zu klettern, das ist auch der Lauf der Natur oder was?«, scherzte Chen.
    »Du hast dich nicht wegen eines von Menschen durchgeführten chemischen Experiments verändert, vergiss das nicht. Der Sturm folgt einer Logik, die wir nicht begreifen, die aber

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