Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
noch ungewöhnliche Veränderungen.
    Vielleicht hatte er sich an den Gedanken gewöhnt, seine Familie nie wiederzusehen; jedenfalls lernte er allmählich, mit seiner Trauer zu leben. Tief innen schmerzte es immer noch, das spürte er besonders, wenn er sich schlafen legte. Manchmal kamen ihm sogar ein paar Tränen, die er hastig abwischte. War es den anderen Pans genauso ergangen? Wahrscheinlich. Ihm taten vor allem die Kleineren leid, denen die Zuwendung der Eltern fehlte. Sie mussten sich sehr einsam fühlen. Vermutlich hatten sie deshalb diese Fünfer- oder Sechsergruppen gebildet, die wie Pech und Schwefel zusammenhielten und überall die Köpfe zusammensteckten, beim Essen, vor dem Schlafengehen oder bei gemeinsamen Unternehmungen. Doug und die älteren Pans ließen sie gewähren, da sie den Anschluss an die Gruppe zu brauchen schienen wie einen schützenden Kokon, der ihnen menschliche Wärme bot und das Gefühl gab, nicht allein zu sein.
    Eines Nachmittags war Matt gerade dabei, ein Stück Land umzugraben, das sie freigelegt hatten, um Salat anzupflanzen. Da ertönten zwei Trompetenstöße.
    »Was ist das?«, fragte er beunruhigt, als er die anderen aufspringen sah.
    »Das ist der Brückenwächter«, erklärte Calvin. »Zwei Trompetenstöße bedeuten: Weitwanderer!«
    Sie ließen ihre Werkzeuge fallen und rannten zum Weg. Obwohl er bereits seit einer Woche auf den Beinen war, hatte es Matt bisher noch nicht gewagt, sich etwas weiter vom Kraken zu entfernen. Doug hatte ihm eindringlich davon abgeraten, solange er nicht vollkommen genesen war. Er überlegte kurz, ob er sich kräftig genug fühlte, und folgte den anderen Jungen dann in deutlich langsamerem Tempo.
    Sie liefen zwischen Büschen und Bäumen, die links und rechts des Weges undurchdringliche Mauern bildeten. Sie kamen dann zu einem anderen Weg, der sich zwischen Brombeerstauden und Farnkraut dahinschlängelte, stiegen eine kleine Anhöhe hinauf und erblickten vor sich die Brücke im Tal. An ihrem zerstörten Ende ragten große weiße Steinblöcke aus dem Wasser. Sechs Jungen schoben schon eifrig mehrere Rundstämme, um das Loch mit einer schweren Blechplatte zu bedecken.
    Vor dem Waldrand am anderen Ufer wartete der in einen dunkelgrünen Umhang gehüllte Bote auf einem Pferd. Sobald die Platte an ihrem Platz lag, überquerte er den Fluss, dann wurde die Behelfsbrücke eingeholt. Das ganze Manöver hatte nur eine Minute gedauert, dann trennte wieder eine fünf Meter breite Kluft die Brücke vom Festland.
    Aus allen Richtungen liefen Pans herbei, um den Weitwanderer zu begrüßen. Als er an ihnen vorbeiritt, schätzte ihn Matt auf mindestens sechzehn oder siebzehn Jahre. Die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er war schmutzig, seine Wangen und seine Stirn waren blutverkrustet, und auf seiner rechten Hand, mit der er die Zügel hielt, prangte ein riesiger blauer Fleck. Pferde waren kostbar, hatte Matt erfahren. Es gab nur noch wenige, die nicht wild geworden waren.
    Sie führten den Weitwanderer zum Kraken, damit er sich dort ausruhen konnte. Die Tradition verlangte, dass man ihn zuerst essen und schlafen ließ, auch wenn sie es alle kaum erwarten konnten, seine Neuigkeiten zu hören. Der Weitwanderer, der sich als Ben vorgestellt hatte, wusch sich in der Küche das Gesicht, schlang einen Teller Suppe hinunter und verdrückte einen ganzen Laib Brot. Dann fragte er:
    »Wer ist hier der Verantwortliche?«
    Doug trat vor.
    »Das bin wohl ich. Ich heiße Doug. Du siehst müde aus. Wir haben ein Zimmer für dich vorbereitet und das Bett frisch bezogen. Heute Abend, wenn du wieder bei Kräften bist, hören wir dir im Großen Saal zu.«
    »Nein. Rufe umgehend alle Pans deiner Insel zusammen«, sagte Ben und legte seine Satteltaschen ab. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Die wenigen Anwesenden warfen sich beunruhigte Blicke zu. In einer der Taschen sah Matt eine Axt mit stumpfer Klinge und braun geflecktem Griff.
    »Tu, was ich dir sage, Doug«, sagte der Weitwanderer bestimmt. »Was ich zu berichten habe, kann nicht warten. Ich komme mit schlechten Nachrichten.«

    Das Gemurmel im Großen Saal verriet, wie aufgeregt die Pans waren. Eine Versammlung mitten am Nachmittag war ungewöhnlich, und das ernste Gesicht des Weitwanderers trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei.
    Nachdem er seinen verdreckten Umhang abgelegt hatte, stieg er auf das Steinpodest und erbot mit einer Handbewegung Ruhe.
    Matt bemerkte, dass er sich nicht von seinem

Weitere Kostenlose Bücher