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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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verlangen, daß er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie warf und ihr die Luft aus den Lungen preßte. Sie fühlte, wie er ihre Beine spreizte, aber statt langsam und zärtlich die Innenseiten ihrer Schenkel zu küssen, wie Bere oder jeder andere Mann des Küstenvolks es getan hätte, drückte er sie fest auf den Boden und versuchte tatsächlich, in sie einzudringen.
    »Hör auf damit! « schrie sie und stieß ihn so hart von sich, daß er von ihr herunterfiel. Sie setzte sich auf, zog ihr Kleid herunter und funkelte ihn böse an. »Was glaubst du eigentlich, was du da tust ?«
    Stavan blickte verwirrt. »Ich habe Liebe mit dir gemacht, mein Liebling«, stotterte er.
    Sie würde sich nicht von Kosenamen besänftigen lassen. »Du hast mich niemals gefragt, ob ich die Lust mit dir teilen wollte, und ich habe dir auch nie das Zeichen gegeben «, erwiderte sie wütend.
    »Welches Zeichen?«
    »Den Klaps.« Sie zeigte auf seinen Schenkel. »Ich habe dir niemals einen Klaps auf den Schenkel versetzt. Wie kommst du auf die Idee, ich wollte ein Kind zeugen? Und wie kannst du es wagen anzunehmen, du könntest dich einfach auf mich stürzen, ohne daß ich dich dazu auffordere? Hast du keinerlei Selbstbeherrschung? Weißt du nicht, wie man Liebe macht, ohne eine Frau beinahe zu erdrücken?«
    Stavan blickte sie erstaunt an. »Es hat dir nicht gefallen?«
    Sie zog die trockenen Grashalme aus ihrem Haar und starrte ihn weiterhin finster an, während sie wünschte, er würde einfach verschwinden, damit dieser ganze peinliche Vorfall beendet wäre. »Das ist noch untertrieben. Ich habe es nicht nur nicht genossen, ich hatte auch das Gefühl, daß dir kaum bewußt war, daß ich da war. Wenn das die Art ist, wie deine Leute die Lust teilen, dann begreife ich nicht, wie ihr Hansi es fertigbringt, Kinder zu zeugen. Also, wenn ich eine eurer Frauen wäre, würde ich niemals einen Mann an mich heranlassen.«
    »Marrah«, sagte er sanft, »das wußte ich nicht. Ich dachte, du wolltest mich, ich dachte, ich mache dich glücklich. Ich liebe dich. Ich möchte dich berühren, so wie du berührt werden möchtest, aber ich weiß nicht, wie ich es tun soll.« Er berührte ihr Gesicht zart mit den Fingerspitzen und strich ihr das Haar aus den Augen. »Bring es mir bei, bitte. Laß mich dich lieben.«
    Wenn er irgend etwas anderes gesagt, wenn er auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung gemurmelt hätte, wäre sie aufgestanden und weggegangen, ohne ihm noch einen Blick zu gönnen, aber er war so eindeutig bestürzt darüber, sie beleidigt zu haben, daß es unmöglich war, an der Wahrheit seiner Worte zu zweifeln: Er liebte sie, aber er hatte nicht mehr Ahnung als ein sechsjähriges Kind, wie er diese Liebe zum Ausdruck bringen sollte. Nein, das stimmte nicht ganz. Selbst ein Kind hätte mehr Verstand besessen. Selbst ein Sechsjähriger hätte gewußt, daß Erwachsene niemals die Lust zu teilen versuchten, ohne den anderen zu fragen.
    Marrahs Wut verschwand, gefolgt von etwas, was Mitleid nahe-kam. Armer Stavan. Wie mußte es gewesen sein, in einer Welt aufzuwachsen, wo all die Süße der Liebe auf einen schnellen Kampf reduziert wurde, der Männern wenig Lust bereitete und Frauen überhaupt keine? Jetzt streichelte Stavan ihr Haar, so zärtlich, als hätte er Angst, sie zu verletzen, und als er sie berührte, erkannte sie erneut, daß er tief im Inneren ein guter Mann war, anständig und treu, den die Sitten seines Heimatlandes veranlaßten, grob und unhöflich zu sein, Sitten, die er niemals hinterfragt hatte.
    Sie haben ihm beigebracht, sich dumm und rücksichtslos zu benehmen, dachte Marrah, aber man könnte ihn lehren, einer Frau Freude zu schenken, so wie es unsere Männer tun, und wenn er Freude schenkt, wird er sie vielfach wieder zurückbekommen, und dann wird er wissen, was Liebe wirklich ist. Wie traurig es wäre, wenn er durchs Leben ginge, ohne jemals zu erfahren, was Liebe ist.
    Sie ergriff seine Hand und hielt sie einen Augenblick, dann begann sie, sanft auf ihn einzureden, ihm die einfachen Dinge zu erklären, die er hätte wissen müssen: daß man immer um Erlaubnis fragte, sich niemals einem anderen Menschen aufzwang, daß man seiner Lust langsam, ganz langsam folgte, bis sie stark genug war, um beide Partner in Verzückung zu stürzen. Sie hatte sich nicht bewußt dazu entschieden, seine Lehrerin zu sein; sie tat es instinktiv, sprach mit ihm, wie sie mit einem Kind gesprochen hätte, und beim Sprechen begann sie, Wärme für

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