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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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schlug sie vor. Sie half Akoah auf die Füße und führte sie langsam zum Bach, während sie innerlich flehte, daß ihr Glück sie nicht im Stich lassen würde. Die Männer blickten auf, als sie vorbeigingen, aber sie hielten sie nicht zurück, obwohl einer von ihnen aufsprang, seinen Speer ergriff und ihnen folgte, was die Chance auf einen Fluchtversuch endgültig zunichte machte. Am Ufer des Baches zog Marrah ihre heißen, stickigen Kleider aus und warf sie achtlos zu Boden. Später erfuhr sie, daß sie Glück gehabt hatte, nicht wegen Entkleidens in der Öffentlichkeit geschlagen worden zu sein, aber der Krieger, der sie immer noch als primitive Wilde betrachtete, grunzte nur etwas Unverständliches und blickte in eine andere Richtung.
    Hand in Hand wateten die beiden Frauen in das lauwarme Wasser. Akoah zuckte zusammen, als es ihre Schenkel berührte, aber bald darauf entspannte sie sich mit einem Seufzer und begann sich zu waschen. Nachdem sie und Marrah den letzten Rest von Blut und Schlamm von ihren Körpern entfernt hatten, wuschen sie sich gegenseitig die Haare.
    Bis dahin hatte der Wächter sie gewähren lassen; als sie jedoch aus dem Wasser kamen, um sich ans Ufer zu setzen und sich in der Sonne zu trocknen, zeigte er auf Marrahs Kleider und bestand darauf, daß sie sie sofort wieder anzog. Als Marrah Akoah ihre Tunika geben wollte, riß er sie ihr mit einem scharfen Verweis aus der Hand. Offenbar sollte Marrah so verhüllt sein, daß nur ihre Nasenspitze hervorschaute, und Akoah sollte nackt bleiben. Der Krieger drückte Akoah seine Speerspitze zwischen die Schulterblätter in einer Geste, die ihnen inzwischen vertraut war, und drängte sie vorwärts zu dem Stapel mit Beute, und Marrah folgte ihnen: Als sie wieder allein waren und nebeneinander auf der Decke saßen, wandte sich Akoah zu ihr um.
    »Möge die Göttin dich segnen für den Trost, den du mir gespendet hast«, sagte sie. »Ich werde diese Männer bis in alle Ewigkeit hassen, aber zumindest fühle ich mich wieder sauber.« Sie hielt inne und blickte zu den Kriegern hinüber, die jetzt irgendeine Art Glücksspiel spielten. »Glaubst du, sie werden mich wieder zwingen, mit ihnen zu kopulieren? «
    Marrah erwiderte, sie hoffe es nicht. Akoah seufzte. »Was glaubst du, warum sie über mich hergefallen sind? Es kann nicht aus Lust geschehen sein, denn es war keinerlei Lust damit verbunden. Es war eher so, als wollten sie mich mit ihren Penissen verhöhnen und schlagen und beschmutzen. Sie müssen Geister sein. Kein wirklicher Mann würde etwas so Süßes wie seinen Penis nehmen und ihn wie eine Keule benutzen. Nur ein Geist würde eine Frau so demütigen und verletzen.« Und damit vergrub sie ihr Gesicht in Marrahs Kleid und begann leise zu schluchzen, bis sie schließlich erschöpft einschlief.
    Akoah schlief den Rest des Nachmittags, aber Marrah konnte nicht einschlafen, obwohl sie regelrecht krank vor Müdigkeit war. Gelegentlich fielen ihr ein paar Sekunden lang die Augen zu, doch jedes Geräusch ließ sie erschrocken wieder hochfahren. Manchmal war das Geräusch, das sie weckte, nur das Krächzen einer Krähe oder das rauhe Lachen der Krieger, aber oft war es das Donnern von Pferdehufen. Sie hatte dieses rhythmische Trommeln bis zum heutigen Tag nie gehört, doch es bedeutete bereits Gefahr.
    Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen, als drei Reiter erschienen. Sie mußten einen weiten Weg hinter sich haben, denn das Fell ihrer Pferde war naß vor Schweiß. Sie kamen im Galopp auf das Lager zu, sprangen ab, übergaben ihre Tiere einem wartenden Krieger und tauschten mit leiser Stimme Begrüßungen aus. Dann wandten sie sich ab und strebten auf Marrah und Akoah zu.
    »Wach auf!« flüsterte Marrah. Akoah öffnete die Augen, lächelte, und dann, als ihr wieder einfiel, wo sie war, griff sie angstvoll nach Marrahs Hand und setzte sich auf.
    »Was ist los? Sind sie gekommen, um uns zu holen ?« »Ich weiß es nicht. Ich hoffe nicht.«
    Als die drei näherkamen, sah Marrah, daß der eine von ihnen der braunbärtige Mann war, der ihr den Armreif zugeworfen hatte, der andere ein Krieger mittleren Alters mit einer häßlichen Narbe auf der linken Wange, und die dritte Person war eine junge Frau von ungefähr siebzehn Jahren. Dies war die erste Tiermenschen-Frau, die Marrah zu sehen bekam, und sie musterte sie aufmerksam, doch es war schwierig, ihre Züge zu erkennen. Die Frau trug eine lange, formlose braune Tunika, Beinlinge und einen dunkelbraunen

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