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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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schien.
    Sabalah liebte es, den Boden zu bearbeiten; es war so friedlich, auf dem Feld zu stehen und den Ozean zu ihrer Seite zu sehen und den Wald zu ihrer anderen, das Blöken der Ziegen zu hören, das stetige Rauschen der Brandung und das fröhliche Lachen der Kinder in der Ferne. Der Geruch frisch umgegrabener Erde hatte eine beruhigende Wirkung, und oft, wenn sie Glück hatte, entdeckte sie etwas besonders Schönes: einen kleinen Schmetterling mit zarten, purpurrot-blauen Flügeln, oder, wenn sie großes Glück hatte, die glänzend schwarzen Augen und den flachen grauen Kopf einer Grasschlange.
    Und dennoch, an diesem speziellen Morgen bereitete ihr die Arbeit keine Freude. Sie arbeitete gedankenlos vor sich hin, während sie sich bückte und ein Unkraut auszog, bückte und zupfte, ohne etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen, ihr Kopf wie von einer Nebelwolke eingehüllt. Sie war so in ihren eigenen Kummer vertieft, daß sie mehrmals ein Weizenpflänzchen statt eines Unkrauts auszog und sich hinknien mußte, um den Sprößling so gut es ging wieder einzupflanzen.
    In einem dieser Augenblicke machte sie einen Schritt vor, um den Schaden zu begutachten, den sie angerichtet hatte, als sie plötzlich etwas Scharfes, Schmerzhaftes in ihre Fußsohle eindringen fühlte. Mit einem Schmerzensschrei ließ sie die Hacke fallen, setzte sich auf den Boden, bog ihren Fuß herum und stellte fest, daß sie in einen langen, scharfen Dorn getreten war. Sie biß die Zähne zusammen und zog daran, doch er ließ sich nicht herausziehen. Sie grub ihre Nägel in das umgebende Fleisch und zog kräftiger, und schließlich kam der Dorn heraus.
    Einen Moment lang saß Sabalah da und betrachtete den Dorn, fragte sich, von welcher Pflanze er stammen mochte. Einen Dorn wie diesen hatte sie noch nie zuvor gesehen. Er war ungefähr fünf Zentimeter lang, dunkelbraun, spitz wie eine Nadel am einen Ende und breit an der Stelle, wo er von einem Busch oder Baum abgebrochen war. Seine Oberfläche glänzte leicht, als wäre der Dorn von etwas geglättet worden, und ihr kam der Gedanke, daß er vielleicht von weit her kam und mit der Meeresströmung angetrieben worden war. Wenn das der Fall war, dann mußte er schon vor sehr langer Zeit an Land gespült worden sein, denn sie hatte noch nie von einem Sturm gehört, der so wild gewesen war, daß er die Wellen den ganzen Weg bis zu den Feldern hinaufgepeitscht hätte, aber sie hatte schon überall Muscheln gesehen, selbst im Wald, deshalb war es möglich, daß der Dorn auf dem Seeweg nach Xori gekommen war.
    Bei diesem Gedanken kam ihr plötzlich schlagartig die Erkenntnis: Dieser Dorn war die Katastrophe, die sie gefürchtet hatte! Sie rappelte sich hastig auf, versuchte zu gehen und stellte prompt fest, daß noch ein Stückchen von dem Dorn in ihrer Fußsohle steckte. Der Splitter verursachte nicht übermäßig große Schmerzen, aber er zwang sie zu humpeln. Sie fühlte sich so erleichtert, daß ihre Knie schwach wurden und sie sich erneut hinsetzen mußte. Dies war es also gewesen, nur dies hier und nichts anderes! Sie hatte Magenschmerzen bekommen beim Anblick des Fremden, hatte eine schlimme Katastrophe befürchtet, aber am Ende war es nichts weiter als ein Dorn gewesen. Wie der Fremde, so war auch der Dorn über das Meer gekommen, aber es war der Dorn, nicht der Fremde, der diesen plötzlichen, unerwarteten Schmerz gebracht hatte. Die Warnung war klar und simpel gewesen, doch sie hatte sie fehlinterpretiert. Ihr Leben würde schließlich doch nicht aus den Fugen geraten. Sie würde nur ein paar Tage lang Unannehmlichkeiten haben, während die Wunde heilte – vielleicht eine Woche, höchstens.
    Als Sabalah zurück zum Dorf humpelte, um die Wunde zu reinigen und die offene Stelle mit einer Salbe aus Lavendel und schwarzen Johannisbeerblättern einzureiben, freute sie sich bei jedem Schritt. An diesem Abend ging sie zum Langhaus von Mehes Mutter und bat ihn, zurückzukommen und wieder das Bett mit ihr zu teilen, und als sie später am Feuer saß mit Mehe an ihrer einen Seite und Arang und Marrah an ihrer anderen, ertappte sie sich dabei, wie sie den Fremden anlächelte, der plötzlich nicht länger gefährlich erschien.
    »Ich werde leider nicht mit nach Hoza gehen können«, rief sie Ama zu, die damit beschäftigt war, die letzten Vorräte einzupacken. »Ich habe mich am Fuß verletzt, und es dauert gute vier Tage, um dorthin zu kommen, und vier weitere, um wieder zurückzukehren.«
    »Bist du

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