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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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zugleich vor Freude. »Du bist zurückgekommen! Der Göttin sei Dank! Du lebst!« Sie stellte ihn auf den Boden und versuchte, ihn streng anzusehen, doch es war hoffnungslos, weil sie von einem Ohr zum anderen grinste. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie schrecklich wir uns um dich gesorgt haben? Wir dachten, du wärst von einem Löwen gefressen worden! «
    »Das wäre ich auch beinahe«, erwiderte Arang stolz. »0 Marrah, es war ja so aufregend! Die Löwin hatte mich auf einen Baum gejagt, und sie wollte mich fressen, aber sie –«, er wies auf die Waldleute, »haben sie gerade noch rechtzeitig erschossen. Du hättest sehen sollen, wie gut sie schießen. Sie sind die Besten.«
    Marrah wandte sich um und sah, wie mehrere Dutzend kleiner, halbnackter Menschen sie mit höflicher Neugier musterten. Sie wollte ihnen danken, aber einen Moment lang brachte sie keinen Ton heraus. Sie hob ihre zitternden Hände und schaffte es irgendwie, ihre Fingerspitzen aneinanderzulegen.
Ich danke euch in Ihrem Namen, daß ihr das Leben meines Bruders gerettet habt,
sagte sie in Gedanken, aber noch immer wollte kein Wort über ihre Lippen kommen.
    Als die Fremden sie das Zeichen der Göttin machen sahen, murmelten sie zustimmend. Die älteste Frau und der älteste Mann traten vor und erwiderten Marrahs Begrüßung. Dann lächelten sie und zeigten auf Arang und den Löwen. Langsam und mit großem Nachdruck begannen sie zu sprechen. Ihre Stimmen klangen heiter und angenehm, doch Marrah verstand kein Wort von dem, was sie sagten. Als sie Marrahs Unverständnis bemerkten, begannen sie, ein paar einfache Worte wieder und wieder zu wiederholen, und bald erkannte Marrah, daß sie irgendeine Variation der Alten Sprache sprachen.
    »Junge«, sagten sie. »Verlaufen. Nicht gut, so jung. Hat seine Bedeckung zu Löwin geworfen. Schlechte Idee.«
    Marrah wandte sich an Arang. »Hast du dem Tier deine Tunika hingeworfen? «
    Arang machte ein verlegenes Gesicht. »Na ja, sie hatte mich den Baum hochgejagt und war drauf und dran, zu mir hochzuklettern«, erklärte er. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich habe ihr auch meine Vögel hingeworfen, allesamt, und ich hatte sogar einen Fasan geschossen.«
    »Das war
Vogelblut
auf deiner Tunika ?«
    Arang starrte beschämt auf den Boden und malte mit einer nackten Zehe ein Muster in den Staub. »Hm, ja. Dumm von mir, nicht?«
    »Und ob das dumm war! « rief sie, und sie wollte ihm gerade klarmachen, wie unglaublich dumm er sich angestellt hatte, als ihr einfiel, daß die Leute des Waldvolks noch immer auf eine Erwiderung warteten.
    »Es tut mir leid, daß euch mein Bruder soviel Mühe gemacht hat«, sagte sie langsam und zeigte dabei auf Arang. »Ich danke euch von ganzem Herzen, daß ihr ihm das Leben gerettet habt. Die Löwin hätte ihn getötet, wenn ihr sie nicht zuerst getötet hättet.«
    Das Waldvolk nickte und lächelte, und die alte Frau streckte eine Hand aus und tätschelte Marrahs Arm, als fühlte sie mit ihr. »Kleine Brüder viel Kummer«, sagte sie. Dann zeigte sie auf den alten Mann. »Er mein kleiner Bruder. Viel, viel Ärger, er.« Sie lachte schallend, wobei sie einen fast zahnlosen Gaumen enthüllte.
    20 5 Gleich darauf stimmte der Rest des Waldvolks in ihr Lachen ein, als wäre dies der beste Witz des Sommers. Marrah hatte das deutliche Gefühl, daß ihr etwas entgangen war, aber sie lachte mit.
    »Wir folgen dir langen Weg, Sabalah-Tochter«, fuhr die alte Frau fort. »Folgen dir den ganzen Weg von Xemta, aber jetzt haben gute Löwenhaut, wie?«
    Plötzlich begriff Marrah. Dies hier waren nicht nur irgendwelche Angehörigen des Waldvolks, sondern dieselben Leute, die den Priesterinnen Bescheid gesagt hatten, daß Marrah und Arang kämen, um die Höhlen von Nar aufzusuchen. Es war nicht nur ein glücklicher Zufall gewesen, daß sie gerade noch rechtzeitig gekommen waren, um Arang vor der Löwin zu retten. Sie hatten ihn schon seit Wochen im Auge behalten und darauf geachtet, daß er nicht in Schwierigkeiten geriet. Sie fragte sich, wohin sie ihn gebracht hatten, nachdem sie die Löwin erlegt hatten, und warum sie ihn nicht sofort ins Lager zurückbegleitet hatten, aber bevor sie fragen konnte, stürmte plötzlich Stavan aus dem Wald heraus, in der einen Hand sein langes Messer, in der anderen seinen Speer.
    »Laßt den Jungen und die Frau in Ruhe!« donnerte er auf shamba.
    Die Waldleute stießen kleine, spitze Schreie der Angst aus und versuchten, sich hinter ihrem Vordermann zu

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