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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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die furchtlose, wilde Art geerbt, die Sabalah einst veranlaßt hatte, den ganzen weiten Weg von Shara nach Xori zu wandern, mit einem neugeborenen Baby auf dem Rücken. Die Wahrheit war, daß Arang überall sein konnte.
    Rhom brachte die Äste herbei, und sie hielten sie in die Flammen, bis sie Feuer fingen. Es waren kümmerliche Fackeln, die schnell brannten und bald wieder verlöschen würden, aber es blieb keine Zeit, um bessere zu machen. Dann schwärmten sie in drei verschiedene Richtungen aus und tauchten in den Wald ein, wobei sie ununterbrochen Arangs Namen riefen.
    »Arang!« rief Marrah aus Leibeskräften. »Arang! Wo bist du, Arang? Arang, antworte mir!« Doch jedesmal, wenn sie stehenblieb, um auf eine Antwort zu horchen, hörte sie nichts weiter als die Rufe von Rhom und Shema. Nach einer Weile wurden ihre Stimmen schwächer und undeutlicher, und bald konnte Marrah nur noch das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln und das gelegentliche Krächzen einer Krähe hören. Die Fackel warf ein zuckendes Licht, das die dämmrigen Schatten zum Leben erweckte, und mehr als einmal glaubte sie, sie sähe eine Gestalt zwischen den Bäumen auftauchen, doch wenn sie vorwärtsstürzte, überzeugt, sie hätte Arang endlich gefunden, entpuppte es sich lediglich als Buschwerk oder ein Rankgewächs, das leicht im Wind schaukelte.
    Als die Fackel heruntergebrannt war, warf Marrah sie achtlos auf den Boden und setzte ihre Suche fort, ohne sich um die Zweige zu kümmern, die ihr ins Gesicht schlugen, und die Dornenranken, die über ihre nackten Beine kratzten und an ihrem Kleid rissen. Die untergehende Sonne spendete ein bleiches, wäßriges Licht, das kaum durch die Blätter drang, doch Marrah hatte scharfe Augen und stolperte nur selten. Einmal bewegte sich irgendein großes Tier schnaufend durch ein Dickicht, und Äste knackten laut in der Stille, und statt zu fliehen, wie sie es getan hätte, wenn sie bei Verstand gewesen wäre, rannte Marrah auf das Geräusch zu, in der Hoffnung, es könnte vielleicht Arang sein, doch als sie ankam, fand sie nichts als plattgetretenes Gras und einen Haufen frischen Bärenkot.
    »Bleib von meinem Bruder weg!« schrie sie, hob einen Zweig auf und schleuderte ihn auf den Kothaufen. »Halt dich von ihm fern, Bärenfrau, sonst sorge ich dafür, daß du es bereust, jemals in diesen Wald gekommen zu sein!« Es war eine verrückte Drohung – sie klang sogar in ihren eigenen Ohren verrückt –, aber es kümmerte sie nicht. Eine ohnmächtige Wut packte sie. Sie hob einen anderen Ast auf und schlug damit wie von Sinnen auf einen hohlen Baumstamm ein. Der Laut war nur gedämpft und wurde von den Bäumen verschluckt, und dennoch trommelte sie unentwegt weiter und schrie nach Arang. Schließlich gab sie auf. Erschöpft ließ sie den Ast fallen und warf sich auf den Boden, wo sie keuchend lag und wieder zu Atem zu kommen versuchte.
    Sie dachte an Stavan und seine Fähigkeit, die Spur eines Rehs selbst über steinigen Boden zu verfolgen, und sie verfluchte ihn, weil er nicht da war, wenn er dringend gebraucht wurde. Warum, im Namen jener verdammten Hansi, von denen er immer erzählte, war er nicht in der Nähe des Lagers geblieben? Wenn er an diesem Abend nicht auf die Jagd gegangen wäre, wäre auch Arang nicht weggegangen. Aber das war nicht fair. Woher hätte Stavan wissen sollen, daß sich Arang ausgerechnet den heutigen Abend aussuchen würde, um allein im Wald zu verschwinden?
    Sie kam zu dem Schluß, daß sie die Sache falsch anging. Es war sinnlos, Stavan oder sonst jemandem die Schuld zuzuschieben. Das einzig Sinnvolle war, zu versuchen, wie Arang zu denken. Entschlossen rappelte Marrah sich auf, klopfte sich den Schmutz und die Blätter vom Kleid und strebte zurück zum Fluß. Als sie zum Lager kam, entdeckte sie, daß Zastra sich dem Suchtrupp angeschlossen hatte. Vielleicht bedeutete das, daß Stavan zurückgekehrt war. Sie warf ein Holzscheit ins Feuer und stand einen Moment lang da, während sie angestrengt lauschte, aber wenn die vier draußen im Wald waren und nach Arang riefen, würde sie ihre Stimmen nicht hören können.
    Sie schloß die Augen. Wenn ich Arang wäre, überlegte sie, was hätte ich dann getan? Wohin wäre ich gegangen? Ich wäre wütend auf Stavan und meine Schwester gewesen und beleidigt über die Vorstellung, wie ein Kind behandelt zu werden, deshalb hätte ich mich weggeschlichen. Und ich hätte mich schnell bewegt, so wie es Leute tun, wenn sie wütend sind, und

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