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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Gukhan und er waren den ganzen weiten Weg vom Grasmeer bis hierher geritten, hatten viele Nächte Seite an Seite geschlafen. Nein, es würde ihm ganz bestimmt keinen Spaß machen, seinen Freund zu töten und sein Gesicht mit dem Dolch zu bearbeiten, bis es nicht mehr wiedererkennbar war; aber auf die eine oder andere Weise mußte er Changar einen Kopf liefern.
     
    Nachdem der Hansi-Fährtensucher verschwunden war, bewegten sich die kleinen Wellen auf dem Teich zu den Rändern hin, zitterten einen Moment und glätteten sich wieder. Und dann erhob sich auf einmal aus dem Schlamm ein gewaltiges Platschen, das die Wellen heftig ans Ufer schwappen ließ. Ein triefnasses, schwarzes, über und über mit Algen bedecktes Ding tauchte auf, das sich wie ein moosiges Wasserungeheuer aus den Tiefen des Teiches erhob. Das Etwas spuckte ein langes Rohr aus und rang keuchend nach Luft.
    Dann bückte es sich, wusch sich den Schlamm ab und kam als ein hellhaariger Mann wieder zum Vorschein. Es war Stavan, der auf dem Grund des Teiches gelegen und durch ein Stück Schilfrohr geatmet hatte, während der Hansi-Krieger ihn jagte.
    Stavan zog sich auf das Ufer hinauf und blieb eine Weile kraftlos liegen, bis er wieder zu Atem gekommen war. Er hatte den schwarzen Schatten des Fährtensuchers über sich aufragen sehen und hatte angenommen, der Mann müßte ihn nicht minder deutlich unter der Wasseroberfläche sehen können; aber die Götter waren gnädig gewesen – oder vielleicht sollte er besser sagen, die Göttin, weil es ohne Zweifel sie gewesen war, die ihn im dunklen Schlamm ihres Körpers versteckt hatte. Gelobt sei sie, dachte Stavan dankbar.
    Er setzte sich auf und vergewisserte sich, daß er die stets Unheil bringenden Hansi abgeschüttelt hatte. Dann watete er zurück in den Teich, holte den Speer heraus und glitt leise in den Wald. Obwohl seine Seite noch immer weh tat, hatte der kalte Schlamm den Schmerz der Wunde etwas gelindert, und ihm war nicht mehr schwindlig.
    So schnell er konnte, schlich er immer dicht an den Büschen entlang und hielt ab und zu inne, um auf seine Verfolger zu horchen. Bald war er wieder auf der Lichtung angelangt. Er kauerte sich einen Moment ins Gebüsch, wo er sehen konnte, ohne gesehen zu werden, und pflanzte dann seine Füße genau in die Hufabdrücke der Nomadenpferde, während er das Gelände um sich herum nach Anzeichen des Feindes absuchte. Aber es war nichts zu entdecken außer der gefällten Eiche und ein paar Fliegen, die über der Stelle summten, wo er blutend gelegen hatte.
    Nachdem er sich überzeugt hatte, daß er allein war, erhob er sich und begann, sich den Boden auf Spuren hin vorzunehmen. Das Erdreich war ziemlich aufgewühlt und zertrampelt; trotzdem vermochte er die Fußabdrücke der Fährtensucher auszumachen, die hinter ihm her waren.
    Nach dem Anblick der Spuren zu urteilen, mußten ihm zwei der Krieger bis zum Bach gefolgt sein und hatten sich dann offensichtlich getrennt, wobei der eine bachaufwärts und der andere bachabwärts gegangen war. Auf der anderen Seite des Baches tauchte die Spur › desjenigen Fährtensuchers wieder auf, der zuerst bachaufwärts gewandert war, und sie folgte der Route bachabwärts, die sein Gefährte genommen hatte. Mit ein bißchen Glück würden die beiden noch immer unten am Bach herumwandern, um nach umgedrehten Steinen und abgeknickten Zweigen zu suchen.
    Stavan ging sehr gründlich vor bei seiner Überprüfung und blieb zwischendurch immer wieder stehen, um sich zu vergewissern, daß er die Spuren auf dem Boden auch richtig las. Er sah jeden abgeknickten Zweig, jede offene Rinde, jedes Stückchen plattgetretenen Mooses. Als er sich absolut überzeugt hatte, daß ihm diese Schurken nicht mehr auf den Fersen waren, kehrte er zur Lichtung zurück und begann, einer anderen Spur von Abdrücken zu folgen, so breit wie ein Pfad.
    Hier hatten mindestens ein halbes Dutzend Pferde den feuchten Boden aufgewühlt, lind alles deutete darauf hin, daß sie ein einzelnes Pferd verfolgt hatten, das in halsbrecherischem Tempo den Wald durchschnitten hatte, so dicht an den Bäumen vorbei und unter derart tiefhängenden Ästen hindurch, daß sich dabei nur ein überaus geschickter Reiter im Sattel hätte halten können.
    Sobald Stavan diese Fährte sah, wußte er, daß es Arang irgendwie gelungen war, den Kriegern zu entkommen, und er pfiff bewundernd durch die Zähne. Arang mußte schon ein Wunder gebraucht haben, um in der Lage zu sein, mitten in einem

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