Althalus
Wort. Alles Mögliche kann als Metapher erklärt werden.«
»Und was wird tatsächlich mit Argan geschehen -in nichtmetaphorischem Sinne?«
»Sein Körper wird den Zusammenhalt verlieren und die winzigen Staubpartikel, die ursprünglich Argan waren, werden in die Luft schweben. Dann wird das Fenster Bheid eine Brise hereinlas sen. Eine gute steife Brise reinigt die Luft und lässt die Wahrheit ein. Das ist eine andere Art von ›Erleuchtung‹, nicht wahr?«
»Wird Argans Körper je wieder seinen Zusammenhalt zurückbekommen?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Also tötet Bheid erneut, nicht wahr? Es war nur eine Übung, als er Yakhag erstach. Seine eigentliche Aufgabe ist, Argan das Lebenslicht auszublasen. Warum diese ganze Taktik der Täuschung, Em? Warum bist du nicht offen damit herausgerückt und hast mir gesagt, du möchtest, dass Bheid Argan umbringt?«
Sie kniff die grünen Augen zusammen und zischte ihn an. Althalus lachte erfreut. »Oh, ich liebe dich so sehr, Em!« Er nahm sie in die Arme und rieb zärtlich die Nase an ihrem Hals. Plötzlich kicherte sie fast mädchenhaft und zog die Schulter hoch, um ihren Hals zu bedecken. »Bitte tu das nicht, Althalus«, flehte sie ihn an.
»Warum nicht? «, tat er unschuldig.
»Weil es kitzelt.«
»Bist du kitzlig, Emmy?«
»Darüber unterhalten wir uns ein andermal.«
Er grinste sie verschmitzt an. »Ich kann es kaum erwarten.«
40
Man sah es Bheid an, wie unwohl er sich in dem prunkvollen Sessel in Exarch Aleikons ehemaligem Arbeitsgemach fühlte. »Muss ich wirklich dieses Zimmer benutzen, Althalus?«, fragte er kläglich, nachdem sie sich seit etwa einer Woche in Maghu befanden.
Althalus zuckte die Schultern. »Nicht, wenn du es nicht willst. Was hast du daran auszusetzen? «
»Es ist zu luxuriös. Ich versuche Priesteranwärter für einen Bettelorden anzuwerben. Dafür ist das hier wirklich nicht die richtige Umgebung.«
»Dann such dir ein anderes Zimmer aus. Wie kommst du mit der Rekrutierung zurecht?«
»Nicht gut«, gab Bheid zu. »Die meisten Bewerber glauben immer noch, dass der Weg in der Priesterschaft unweigerlich zu Reichtum und Macht führt. Sobald ich erkläre, was von ihnen erwartet wird, erlischt ihr Interesse. Jene, die sich nicht abschrecken lassen, sind gewöhnlich Braunkutten im geheimen Auftrag. Aleikon tut sein Möglichstes, meinen Orden zu unterwandern, doch glücklicherweise macht Leitha mich auf seine Leute aufmerksam. Ich kann froh sein, wenn ich täglich drei brauchbare Anwärter bekomme.«
»Du solltest dich in den Priesterseminaren umschauen, Bheid«, riet Althalus. »Da sind sie jung genug, dass ihnen Idealismus vielleicht noch etwas bedeutet.«
Die Tür ging auf und Leitha trat zögernd ein. »Bist du sehr beschäftigt?«, fragte sie Bheid.
»Kann ich nicht behaupten. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass es mir mit dem Armutsgelübde für meinen Orden ernst ist. Komm, setz dich zu uns.«
Leitha durchquerte das geräumige Gemach. »Könntest du es unmöglich machen, dass wir hier belauscht werden, Pappi?«, fragte sie stumm. »Aleikon hat mehrere Personen hinter den Wänden ver steckt, die ihm jedes Wort berichten.«
»Damit hätten wir rechnen müssen«, murmelte Althalus. Er runzelte die Stirn und blätterte in Gedanken durch das Buch. »Ah, das könnte es zuwege bringen!«
»Warum fragt Ihr nicht Dweia?«, schlug Leitha vor.
»Ich möchte wissen, ob ich nicht selbst das Richtige finden kann«, antwortete Althalus. Er fächelte mit einer Hand in der Luft und sagte: »Kadh-leu.«
»›Kadh-leu‹?«, hörte er Dweias fragende Stimme ungläubig in seinem Kopf.
»Ich habe Schwierigkeiten mit dem Negieren, Em«, gestand er. »Wenn ich jemandem befehlen will, etwas Bestimmtes zu tun, fällt mir meist das richtige Wort ein, nicht aber, wenn ich ihm was verbieten möchte. Hat mein ›Kadh-leu‹ seinen Zweck erfüllt?«
»Auf seine Weise, ja. Aleikons Spitzel werden dich zwar hören, aber nicht darauf achten -oder was sonst jemand sagt. Sie werden von nun an ein wenig seltsam sein.«
»Alle Priester sind seltsam. Anwesende natürlich ausgeschlossen, Bheid.«
»Da ist noch etwas«, fuhr Leitha fort. »Aleikon ist gar nicht glücklich über die Entscheidung, die im Haus getroffen wurde, darum versteckt er viele seiner Braunkutten unter den Bürgern von Maghu, natürlich getarnt. Er hat Prinz Marwain zwar von dem neuen Orden erzählt, aber Bruder Bheids Namen nicht erwähnt -noch nicht. Marwain ist
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