Althea - Das Erwachen
zurück.
Nirgendwo funktionierte der Strom, also konnte ich auch kein Radio oder einen Fernseher einschalten, der mir vielleicht endlich hätte Auskünfte geben können. Was hätte ich jetzt für eine Nachrichtensendung gegeben! Früher hatte ich oft gelangweilt weggeschaltet, um stattdessen einen schönen Film zu sehen. So verändern sich Interessen manchmal im Leben.
Die Häuser in dem Dorf waren wohl alle verlassen, einige offene durchsuchte ich. Ich fand nirgends Menschen, dafür scheuchte ich ein paar weitere verwilderte und scheue Katzen auf. Nagetiere gab es anscheinend genug, die meisten Katzen waren ziemlich gut genährt, nur ein paar wenige so halb verhungert wie die Erste. Vögel waren in ihren Käfigen verhungert und skelettiert, Aquarien waren ungepflegt und die Fische darin verschwunden. Einige der Häuser hatten verschlossene Türen, bei einigen davon klopfte ich lautstark ohne Erfolg an. Die ganze Stadt war anscheinend völlig menschenleer und verlassen.
Ich hoffte aber immer noch wenigstens auf ein lokales Phänomen; dass noch mehr Städte wie diese hier aussahen, konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.
Ich fühlte mich völlig allein. Hier mitten auf der Straße in Waging fühlte ich mich genau wie in dem Moment, als ich das Bewusstsein verloren hatte. Ich kam mir vor wie der einzige Mensch auf Erden, der Einzige, der überlebt hat. Die Einzige. Eiskalte Schauer liefen mir den Rücken hinunter. Was sollte ich nur tun? Nur nicht den Mut verlieren.
Wenigstens würde ich wohl erst mal nicht verhungern oder verdursten. Ich musste jedoch dringend andere Menschen treffen. Menschen, die mir sicherlich erzählen konnten, was passiert war. Und ich wollte nach Hause. Mein Auto! Ich hatte keine Ahnung, wo es war, irgendwo am Waginger See, vermutlich abgeschleppt. Bei dem Gedanken fiel mir die Polizei ein. Die würden wissen, was mit der Karre war. Also, irgendwie nach Hause kommen, Menschen treffen, Polizei aufsuchen, mein Auto zurückverlangen, ein neues Bild für meinen Führerschein, meine Ausweise … ich stöhnte innerlich auf, als mir meine völlig unmögliche Lage klar wurde.
Aber ohne Hilfe kam ich trotzdem nicht weiter. Wo waren die Menschen nur? Ich wohnte in der Nähe von München, München war ganz sicher nicht verlassen, München war eine Millionenstadt. Ich musste also irgendwie nach München kommen, und am besten gleich noch nach Hause. Ich hatte damals ein Apartment in der Nähe von Riem, ein kleines Kaff mit dem Namen Aschheim. Sie wissen schon, bei Riem, wo mal der Flughafen war und jetzt das große Messegelände.
Ein Auto für den Weg dort hin zu stehlen, der Gedanke behagte mir irgendwie dann doch wieder nicht, das war schon noch mal etwas anderes als ein paar Lebensmittel zu stehlen. Ich musste mich aber für die Reise ausrüsten und mir das Notwendigste aus den Läden hier borgen und hoffen, dass mich niemand dabei erwischte. Was ich aber angesichts der fehlenden Leute für relativ unwahrscheinlich hielt.
Viel mehr Sorgen machte mir eigentlich die Tatsache, dass nicht deutlich mehr geplündert worden war. Was hielt die Leute davon ab, sich den Kram zu holen? Eine biologische Katastrophe? Irgendetwas sehr Gefährliches und Unsichtbares hielt sie vielleicht davon ab, Strahlung oder Kampfmittel oder so etwas in der Art. Dem ich mich dann gerade unwissend aussetzte. So bald wie möglich aus der Gegend zu verschwinden war ganz sicher eine gute Idee für mich. Aber nicht ohne Schuhe und nicht ohne wenigstens ein bisschen Ausrüstung.
Einen Fahrradladen fand ich zu meiner Freude als Nächstes, als ich weiter die Straße entlang lief, neue und schicke Fahrräder waren erwartungsgemäß überall in dem Laden verteilt. Ein Fahrrad war sicherlich ein tolles Fortbewegungsmittel, also betrat ich den Laden. Ein geländegängiges Mountainbike war schnell ausgesucht, und ab da war ich wenigstens schon mal deutlich schneller als vorher unterwegs.
Ich fuhr die Straße ein wenig hoch und fand dort einen Sportladen. Ich war begeistert, das war echt ein Glücksfall. Hier würde ich sicherlich alles finden, was ich gerade brauchte. Ich ging hinein, und der Laden war fast unversehrt. Als Erstes weckte eine Latte zum Messen der Körpergröße meine Aufmerksamkeit, das interessierte mich doch, wie groß ich jetzt eigentlich war. Ich stellte mich an die Messlatte und schob das gepolsterte Holzstück auf meinen Kopf. Ich war fast zwei Meter groß, das waren fast 20 cm mehr als früher, und das als Frau. Ich
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