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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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schweigend hin. „In Ordnung. Einen schönen Abend für Euch.“ – „Danke, Euch ebenfalls“, wünschte Miraj. „Wir möchten zum Hohen Rat. Wisst Ihr, wo sich die ehrwürdigen Herren aufhalten?“ – „Sie sollten noch im Sprechzimmer der Universität sein. Aber beeilt Euch, sie dürften demnächst nach Hause gehen.“
    Hinter diesem Steinkreis bot sich Anne ein überwältigender Anblick. Zuvor waren sie durch mehrere kleine Siedlungen geritten, doch dieser Distrikt war eine richtige Stadt. Riesige Villen erstreckten sich am Horizont und über ihnen prangte ein riesiges und prunkvolles Gebäude mit antik wirkender Fassade. Das musste die Universität sein. Auf den hell erleuchteten Straßen waren viele Leute unterwegs, deren Haut olivfarben und irgendwie magisch schimmerte. Ganz wie in meinem Traum, dachte Anne. Die Grünmagier waren fast alle vornehm gekleidet, schlank oder athletisch im Körperbau und strahlten etwas Einnehmendes, Graziles und – ja, Zauberhaftes aus. Wie die Schwarzmagier hässlich waren, waren die Grünmagier schön und ihre gesamte Stadt war es mit ihnen. „Das, Anne, ist Viriditas. Das bedeutet einfach ‚das Grün‘.“ Anne war zu befangen, um ihm zu antworten.
    Das legte sich auch nicht, als sie weiter durch die breiten Straßen ritten. Sie war sprachlos angesichts der Modernität und anheimelnden Zeitlosigkeit zugleich, starrte die Magier an und versuchte, sich ihre Mutter unter ihnen vorzustellen. Das Ambiente zog sie in seinen Bann und ließ sie vergessen, was sie bisher über die Grünmagier zu wissen glaubte. Wie konnte Miraj bloß Abstand von diesen buchstäblich zauberhaften Wesen brauchen und wie hatte Henri ihnen je widersprechen können? Gegen diese Engelsgestalten wirkte selbst Miraj grob und hausbacken. Anne konnte sich nicht satt sehen und gar nicht mehr aufhören, voller Vorfreude auf ihr Leben in dieser Welt zu grinsen. Schließlich fand sie sich vor dem Haupttor der riesigen Universität wieder und Miraj stieg von Animus herab.
     

Kapitel 14: Der Hohe Rat
    Während Anne, noch immer überwältigt und völlig geistesabwesend, vom Pferd stieg, wurde das Tor geöffnet. Im Eingang des Universitätsgebäudes erschien ein etwas buckeliger alter Mann, dessen Hautfarbe verriet, dass er kein Grünmagier, sondern ein gewöhnlicher Mensch war. Sein Gesicht war faltig und vernarbt und er wirkte umso hässlicher in all der Schönheit, die ihn umgab, doch als er aufsah, blickte Anne in Augen voller Güte. „Professor Einar. Wie schön, Sie wiederzusehen!“, sagte Miraj. „Miraj, Junge. Oh, Verzeihung. Ich vergesse immer wieder, dass du nicht mehr mein Schüler bist, sondern mittlerweile selbst ein gestandener Professor.“ Er kratzte sich am Kopf, als wolle er so die Erinnerung wachrufen. Anne lächelte ihn schüchtern an. „Hast du eine neue Studentin bei dir, Miraj?“ – „Nicht ganz, Professor. Das ist Henris Schwester, Anne. Ich habe ihrem Vater versprochen, mich um sie zu kümmern, bevor er starb. Anne, dies ist Professor Einar. Als ich in deinem Alter zum ersten Mal hierher kam, war er einer der berühmtesten Professoren vom gelben Volk und nahm sich meiner Ausbildung an. Heute unterrichtet er nicht mehr, aber er sorgt noch immer dafür, dass hier Recht und Ordnung herrschen. Nicht wahr, Professor?“
    Der Angesprochene war zusammengezuckt, als Miraj Henris Namen erwähnte. Die schmeichelnden Worte danach hatten ihn anscheinend wieder etwas besänftigt, doch als Miraj nun schwieg, schüttelte er den Kopf. „Henri. Dieser Bengel. Nichts als Unsinn im Sinn. Hält sich für den Auserwählten und stürmt allein los, um die Schwarzmagier zu besiegen“, murmelte er vor sich hin. Dann sagte er zu Anne gewandt: „Nichts für ungut, Mädchen, aber dein Bruder ist ein Taugenichts. Da halte dich lieber an Miraj.“ – „Das wird sie auch müssen, Professor“, erwiderte Miraj niedergeschlagen. „Henri ist nicht mit uns zurückgekehrt. Die Schwarzmagier haben ihn gefangen genommen.“ Ein Hustenanfall hinderte den Professor an der Antwort, doch er wirkte nicht sonderlich bestürzt. Als er wieder sprechen konnte, kommentierte er ungerührt: „Wen wundert es? Noch nicht trocken hinter den Ohren und schon hinter den Schwarzmagiern her. Wir haben ihn alle gewarnt, aber er wusste es ja besser. Ach Entschuldigung, Mädchen.“ Der Professor hatte sich in Rage geredet und Anne dabei völlig vergessen. Nun blickte er sie bedauernd an. „Tja, ich will euch nicht aufhalten.

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