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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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die diese Kraft nicht haben. Die Schwarzmagier können gerade diese Fähigkeit von dir nutzen, um dich zu erreichen, Anne. Alle Männer und Frauen, die in der Vergangenheit von den Schwarzmagiern verführt wurden und blindlings in ihr Verderben gerannt sind, waren Somniae.“ Anne erschrak und schwieg einen Moment. Dann wandte sie ein: „Aber wo ich jetzt weiß, dass die Schwarzmagier versuchen werden, mich in eine Falle zu locken, würde ich doch niemals darauf hereinfallen.“ Samira zog die Augenbrauen hoch: „Erinnere dich an deinen Traum, Anne. Was hast du dort getan?“ – „Ich bin zu ihnen geschwebt, bis ich eine Melodie hörte. Und dann bin ich umgekehrt.“ Samira nickte ihr zufrieden zu. „Anne, glaubst du, deine Mutter war schwach und wäre ohne Weiteres auf die Schwarzmagier hereingefallen? Um herauszufinden, ob sie eine falsche Vision vor sich hatte, hätte sie doch nur Kontakt zu Gwynda aufnehmen müssen. Warum wohl hat sie es nicht getan?“
    Anne brauchte eine Weile, bis sie die Antwort gefunden hatte. Samira schwieg abwartend, dann fuhr sie fort: „Ich sehe, du kommst der Sache näher. Die Schwarzmagier senden den Somniae nicht einfach nur falsche Bilder. So wie du deine Verwandten gesehen hast, die nach dir gerufen haben, obwohl sie nicht mehr am Leben sind, schicken sie Gestalten, die verführen. Wärst du ihnen im Traum bis in den Norden gefolgt, dann wärest du den Schwarzmagiern ausgeliefert gewesen. Denn so wie dein Körper schlafwandelt, tut dies auch dein Geist, Anne. Sie hätten deinen Geist gefangen genommen. Und sobald du aufgewacht wärst, wärst du von nun an davon besessen gewesen, dorthin zu reiten, um deine Familienmitglieder zu rächen. Keine Macht der magischen Welt hätte dich davon abgebracht. In dem Moment, als die Schwarzmagier den Geist und den Willen eines Grünmagiers oder magischen Menschen gefangen haben, ist er ihnen rettungslos ausgeliefert.“
    Anne schwieg. Panische Angst breitete sich in ihr aus. Genau wie es in dem Traumlexikon geheißen hatte, war ihr Traum also eine reale Begegnung mit den Schwarzmagiern gewesen. „Aber wie konnte ich es schaffen, ihnen zu entkommen?“ Samira lächelte. „Du hast einen starken Willen, Anne. Obwohl du nicht geschult bist. Das ist bemerkenswert. Es hat mich überrascht, wie stark dein Widerstand war – und die Schwarzmagier ebenfalls.“ – „Hatte die Melodie etwas mit meiner Rettung zu tun? Sie kam von Euch, nicht wahr?“, wollte Anne wissen. Samira seufzte. „Ich wünschte, es wäre so, Anne, denn dann könnte ich dich jederzeit wieder retten. Und alle anderen auch. Die Melodie kam von mir, das ist richtig. Aber dass du sie gehört hast, war nicht mein Verdienst. Ich war in Trance, als die Schwarzmagier in deinen Geist eindrangen, und so konnte ich sehen, was geschah. Aber ich habe nur die Macht, zu beobachten, und nicht einzugreifen. Hätte ich versucht, dich zu retten, so hätte ich mich auf ein Kräftemessen mit den Schwarzmagiern eingelassen, dass den gesamten Orden geschwächt hätte. Hätte ich verloren, so wäre mit mir alle Hoffnung erloschen, sie jemals zu besiegen.“ Das verstand Anne nicht. „Aber der Orden ist doch so mächtig?“ – „Du bist wie deine Mutter, Anne. Du möchtest stets die ganze Wahrheit. Ja, ich kannte Isadora gut. Und doch konnte ich sie nicht retten. Du hast doch sicher schon von der Prophezeiung gehört?“ Anne hatte Mühe mitzuhalten, so wie Samira von einem Thema zum nächsten sprang. „Die, dass jemand kommen soll, um die Schwarzmagier zu besiegen?“ fragte sie. „Ganz genau. Diese Prophezeiung stammt von mir. Ich habe sie vor vielen Jahrzehnten ausgesprochen.“ Anne staunte. Ihr wurde immer klarer, mit wem sie hier zusammensaß. „Falls ich sterbe, bevor der Auserwählte kommt, so wird er mit mir sterben. Wir sind untrennbar verbunden durch die Prophezeiung. Das meine ich, wenn ich sage: Wenn ich sterbe, stirbt die Hoffnung. Deshalb darf ich nicht gegen die Schwarzmagier kämpfen, selbst wenn ich es wollte.“
    Anne ahnte allmählich, wie stark die Dinge miteinander verwoben waren. „Aber wenn mein Bruder nun in den Fängen der Schwarzmagier ist, bedeutet das nicht ...“ Samira blickte sie mit ihren ausdruckslosen Augen an. Ihre Züge waren sehr ernst. „Dein Bruder ist nicht der Auserwählte“, sagte sie langsam. „Der Hohe Rat hat ihn dazu bestimmt, doch der Orden hat ihm nie seinen Segen gegeben. Henri verfügt über mächtige Kräfte und der Hohe Rat war der

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