Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
Vom Netzwerk:
sich mit der Übermacht aus einem Privatflic, einem Poeten und einer Handvoll Rentner anzulegen. Dieser Gedanke musste ihm rasch ausgetrieben werden.
    Ich hielt mein Handy mit Fischers Nummer hoch und drückte die Wähltaste. »Machen Sie die Fliege, bevor Sie mit Blaulicht abgeholt werden.«
    Mit geballten Fäusten kam er auf mich zu. Der nutzlose Stöpsel in seinem Ohr sah ungemein spaßig aus. Ich hörte, dass der Anruf entgegengenommen wurde.
    »Kommissar Fischer!«, rief ich, das Handy am Ohr. »Max Koller hier. Vor mir steht ein junger Mann, der Ihnen etwas über sich und seine Auftraggeber erzählen möchte. Bleiben Sie bitte dran.« Wieder streckte ich dem Securitymann das Telefon entgegen. »Bitte laut, damit er Sie versteht.«
    Der Typ zögerte. Sah sich um. Dann schüttelte er drohend eine Faust und zischte: »Du kannst schon mal einen Organspendeausweis ausfüllen, Kleiner.« Damit trollte er sich. Von seinem Dauergrinsen keine Spur mehr.
    »Mamma mia!«, rief Maria im Hintergrund, sobald sich die Tür hinter dem Besucher geschlossen hatte. Die Alten am Stammtisch lachten sich eins.
    »Hallo!«, schallte Fischers ärgerliche Stimme aus meinem Handy. »Was soll das, Herr Koller?«
    Ich stellte mich ans Fenster, um Narben-Ede bei seinem Rückzug zu beobachten. Gerade suchte er unter einem parkenden Fahrzeug nach seiner Pistole. Zumindest nasse Knie würde er bekommen. »Vielen Dank, Herr Fischer«, sagte ich.
    »Wofür?«
    »Wir mussten hier einen Schläger in Uniform rauswerfen, und mit Ihrer Unterstützung ist uns das gelungen.«
    »Wer wir? Wo stecken Sie?«
    »In meiner Lieblingskneipe.«
    Ich hörte Fischer nach Luft schnappen. Dann blaffte er mich an: »Sind Sie verrückt? Als wenn ich Zeit für solche Spielchen hätte!«
    »Keine Spielchen, Herr Fischer. Der Englische Jäger ist von Baukonzernen und Investoren umzingelt. Eben war ein Vorauskommando zwecks Einschüchterung und Mobbing hier. Wenn die Kneipe weichen muss, verlieren etliche Personen, ich eingeschlossen, ihren sozialen Rückhalt. Und bevor Sie sich jetzt aufregen, weil das nicht in Ihren Bereich fällt, geben Sie mir lieber Namen und Nummer des Zuständigen in Ihrer Behörde. Falls es so etwas gibt.«
    Seine Antwort bestand in einer Kette von Flüchen, die sich schließlich zu einem ungnädigen Gemurmel abmilderten, bis er mir am Ende tatsächlich einen Kollegen nannte, an den sich Maria im Fall der Fälle wenden konnte.
    »Wars das, Sie nervtötendes Subjekt? Darf ich jetzt meine Arbeit machen?«
    »Ja, und zwar mit meiner Hilfe, Herr Fischer. Als der Kraftprotz hier in der Kneipe auftauchte, kam mir nämlich ein Gedanke. Sie erinnern sich doch an die Handbewegung des Attentäters nach den Schüssen. Sein Griff an den Helm.«
    »Natürlich.«
    »Könnte es sein, dass der Schütze einen Stöpsel im Ohr hatte? Das Headset eines Handys, eine Funkverbindung oder so was?«
    Kurzes Schweigen. Dann brummte Fischer: »Denkbar, sicher. Aber weshalb?«
    »Na, um Anweisungen von außen zu empfangen. Wann er losschlagen sollte.«
    »Anweisungen?«
    »Es ist bloß eine Theorie. Irgendwo auf dem Uniplatz wartet ein Komplize und gibt dem Attentäter per Funk oder per Handy ein Zeichen, sobald die Gelegenheit günstig ist. Nach den Schüssen bläst der Komplize zum Rückzug, und zwar so laut, dass sich der Schütze reflexartig ans Ohr fasst.«
    »Wie bitte?«, bellte der Kommissar. »Ein Komplize? Der Beatrice Petazzi in der ersten Reihe stehen sieht und daraufhin das Kommando gibt? Singen Sie jetzt auch im italienischen Opernchor, Koller? Mafia ante portas, wie? Mensch, strengen Sie Ihren Grips ein bisschen an, anstatt wilde Verschwörungstheorien zu spinnen. Dem Täter über einen Knopf im Ohr einzuflüstern, wann er wen und wo umlegen soll – darüber nachzudenken, ist mir wirklich zu blöde. Während unsereins mit aller Macht hinter diesen Neonazis …«
    »Haben Sie denn eine bessere Erklärung parat?«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Für den Griff zum Kopf? Ja! Es hat ihn gejuckt. Haare nicht gewaschen.«
    »Sie könnten der Idee wenigstens nachgehen. Eine Überprüfung wäre sie wert.«
    »Natürlich wäre sie das, natürlich. Falls ich in den nächsten Wochen fünf Minuten Zeit finde, was BKA und Generalbundesanwalt verhindern werden, nehme ich mir Ihre Theorie gerne vor. Ob mir die Herren von der Arischen Front allerdings Auskunft über ihre diversen Kommunikationswege geben werden, weiß ich nicht.«
    »Gut, dann frage ich sie selbst.«
    »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher