Altwerden ist nichts für Feiglinge - Fuchsberger, J: Altwerden ist nichts für Feiglinge
darüber reden!«
Sie sieht mich mit ihren großen, blauen Augen an, unangenehm berührt, will das Thema verdrängen. Dabei sind die schwierigen Fragen längst geregelt,
beim Notar, wie sich das gehört, weil man so die Rechtsgültigkeit am sichersten erreicht.
Diesmal geht es um die emotionale Seite. Was macht der allein bleibende Partner nach sechsundfünfzig glücklichen Ehejahren? Nach über einem halben Jahrhundert gemeinsamer Entscheidungen, wobei es kein »Ich« mehr gab, sondern nur ein »Wir«, ein gemeinsames Leben mit geteilter Freude, geteiltem Leid?
Wie verkraftet man, dass plötzlich nicht mehr da ist, was immer da war? Der Mensch, der ein Leben lang neben dir geatmet, geweint, gelacht, gelobt, kritisiert, gezürnt und verziehen hat? Die Welt ist ohne den anderen nicht mehr vorstellbar. Also genieße jeden Augenblick, der dir noch geschenkt wird, denn jeder neue Tag, den du mit zweiundachtzig erlebst, ist ein Geschenk.
Wo war ich stehen - oder besser gesagt liegen geblieben? Ach ja - bei der Einlieferung auf die Intensivstation.
Also weiter im Text.
Ich erinnere mich an den Besuch von Aenne Burda in meiner ARD-Talkshow »Heut’ Abend...«!
Über meinen Berater Eckhart Schmidt ließ sie mich wissen, dass sie während des Gesprächs nach ihrem
Alter gefragt werden möchte! Wie bitte? Ja, sie besteht darauf. Nun frag mal eine ältere Dame vom Kaliber Aenne Burda, in einer Fernsehsendung vor Millionen Zuschauern, nach ihrem Alter. Da könntest du auch gleich auswandern. Im besten Fall hielte man dich für einen Flegel, der mit dem ICE durch die Kinderstube gebraust ist. Die wussten ja nicht, dass wir seit vielen Jahren befreundet waren und uns duzten.
»Aenne«, begann ich diesen verbalen Ritt über den Bodensee, »ich tu das sehr ungern, aber du möchtest, dass ich dich nach deinem Alter frage!«
»Ja - warum denn nicht?«
»Weil ich ungern als Flegel vor der Nation dastehen möchte.«
»Also gut«, wendet sie sich an die Zuschauer im Studio, »ich hab ihm g’sagt, dass er mich das fragen soll. Ich bin fünfundsiebzig und denke, ab jetzt ist jeder Tag ein Geschenk des Himmels. Ha ja, es kann doch sein, dass ich mich über die Fragen vom Blacky so aufreg’, dass mich jeden Moment der Schlag trifft und ich tot vom Stuhl falle!«
Raunen im Publikum.
»Nein, nein«, beschwichtigte sie, in ihrem Sprach-Mix aus Badisch und Schwäbisch, »habbe Se keine Angscht, des passiert schon net! Mir macht’s Leben noch viel zu viel Spaß und die Arbeit auch! Deshalb
mach ich noch so viel und freu mich jeden Tag, wenn ich aufwach’ und merk’, dass ich noch g’scheit denken kann. Geht’s Ihnen nicht auch so?«
Die Zuschauer im Studio jubeln ihr zu. Was für eine Frau!
Gundel und ich hatten die Ehre, zu ihrem 80. Geburtstag an ihrem Tisch in Brenner’s Parkhotel in Baden-Baden zu sitzen, staunend, mit welcher Souveränität sie die ultimativen Lobhudeleien über sich ergehen ließ und manch einem der Hudler eine entwaffnende Abfuhr erteilte.
Wenn’s dem Esel zu gut geht...
Prägende Erlebnisse meiner Kindheit, in den frühen Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts. Ein Flugtag auf dem Flugplatz Mannheim, mit anschließendem Rundflug mit einer offenen »Klemm 34«. Danach, richtig aufregend, Besichtigung des größten Flugbootes der Welt, der »DO-X«, erbaut vom genialen Luftfahrtpionier Claude Dornier.
Der tödliche Unfall von Bernd Rosemeyer, neben Rudolf Carraciola Star der damaligen Formel 1. Carraciola fuhr Mercedes, Rosemeyer Auto Union.
Auf dem Flugplatz Mannheim warteten Tausende froh gestimmter Menschen auf den damals berühmtesten Kunstflugpiloten der Welt, Ernst Udet.
Höchst dekorierter Kampfflieger des Ersten Weltkriegs, später General in der wieder erstandenen Luftwaffe, in die Literatur eingegangen als Zuckmayers Romanfigur »Des Teufels General«.
Es ist 10.00 Uhr, an einem Vormittag vor ungefähr zwanzig Jahren. Die genaue Zeit spielt eigentlich keine Rolle. Vielmehr das, was an diesem Tag geschah.
Mit meinem Sohn Thomas ging ich auf dem Münchner Oberwiesenfeld um ein kleines, sehr elegantes Flugzeug, eine »SWIFT« De Havilland herum, kontrollierte vorschriftsmäßig Fahrgestell, Landeklappen, Höhen- und Seitenruder und alles, was man vor einem Start beachten sollte. Der Tag war nicht gerade zum Heldenzeugen schön, aber für einen Flug entlang der Voralpenkette, mit einer Landung in Bad Reichenhall, reichte der Wetterbericht allemal. Eine Tasse Kaffee und
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