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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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    „ Das ist immer noch besser, als tot zu sein! Alles Weitere wird sich fügen, wie die Götter es wollen.“
    Dann trat er wieder ans Steuer und blickte auf die unzähligen Lichter, die jetzt von allen Seiten näher kamen. Und so wartete die kleine Flotte der Überlebenden von Alyra auf die Kriegsflotte Meridias, während in ihrem Rücken ihre Heimat endgültig in den Tiefen des lynischen Meeres versank.
     
    Es dauerte nicht allzu lange, dann waren die Schiffe so nahe, dass die unzähligen Fackeln die Nacht einigermaßen erhellten und sich die Silhouetten der Schiffe als drohende Schatten vor dem Nachthimmel abzeichneten, die rasch anwuchsen. Die Schiffe unserer kleinen Flotte kauerten sich wie eine verängstigte Schafherde nah aneinander und verharrten in ängstlichem Schweigen, begleitet von dem Grollen, das immer noch von Alyra herübergeweht wurde. Wir konnten nur darauf hoffen, dass sie uns Hilfe leisten würden, denn eine lohnende Beute war dieses Häufchen beschädigter Schiffe voller Heimatloser nicht. Als sie herangekommen waren, begannen sie mit geübten Manövern, unsere Schiffe einzukreisen. Verängstigt drückte ich mich, genau wie meine Schwester, an meine Eltern und sah zu, wie sie ganz nah an unserem Schiff vorbeifuhren. Binnen weniger Minuten hatten sie einen Ring um uns gelegt und ich konnte das neben uns liegende Kriegsschiff genauer betrachten. Es war bestimmt dreimal so groß, wie das Handelsschiff, auf dem wir uns befanden, und gehörte trotzdem noch zu den kleineren. Die Reling lag doppelt so hoch wie die unsrige über der Wasseroberfläche und es war mehr als doppelt so lang. Auf dem Deck standen zwei große Masten und noch ein kleinerer dahinter, jeweils mit mehreren Segeln pro Mast, nicht nur einem, wie auf unserem Schiff. Auch der Brückenaufbau war wesentlich höher unserer und an den Seiten waren gewaltige, furchterregende Waffen auf uns gerichtet, die ich noch niemals zuvor gesehen hatte: Übergroße Armbrüste, die Pfeile von der Größe eines ausgewachsenen Mannes verschießen konnten, daneben Kessel mit brennendem Pech, mit dem die Pfeile vorne noch entzündet werden konnten. Außerdem kleine fahrbare Schleudern und ganz vorne, ein gewaltiges Katapult, das riesige Felsbrocken verschießen konnte, die in der Lage waren, das Deck eines Schiffes zu durchschlagen und ein gewaltiges Loch in den Schiffskörper zu reißen.
    Das Schlimmste aber war die Mannschaft, denn anstelle von Kragiern oder Menschen, den beiden großen seefahrenden Völkern Meridias, verrichteten Skelette die Aufgaben an Bord, und noch viel mehr von ihnen standen einfach an den Seiten des Schiffes, alle mit Schwertern, Armbrüsten oder Bögen bewaffnet. Das Grinsen, der einzige Ausdruck, zu dem ein Totenschädel noch fähig war, wirkte besonders erschreckend und bedrohlich auf uns. Einzig auf der Brücke standen zwei andersartige Gestalten, ein Mensch, offenbar der Kapitän und neben ihm eine Gestalt, die in eine lange schwarze Kutte gehüllt war und eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Viele Jahre später wusste ich, dass dies ein Magier gewesen war, dessen Zauberkräfte, obgleich durch das Wasser stark abgeschwächt, die Skelette am Leben erhielten. Das Bild war auf allen Kriegsschiffen dasselbe, überall sah ich die im Fackellicht weiß schimmernden Knochen der Skelette.
    „ Lynia steh' uns bei!“, hörte ich meinen Vater murmeln, während ich angesichts dieses Anblicks entsetzliche Angst empfand. Das musste das Ergebnis finsterer Magie sein und es jagte mir eine Art von Angst ein, die ich nie zuvor in meinem Leben gespürt hatte.
    Im nächsten Moment legten sich überall Planken von den Kriegsschiffen auf die kleinen Schiffe und Skelette wechselten in ruhigen und gleichmäßigen Schritten hinüber. Das Geräusch, das ihre knöchernen Füße auf den Bohlen verursachten, werde ich nie im Leben vergessen, es klang wie das Kratzen von Ratten hinter einer Mauer. Kapitän Rial nahm die einzige Fackel, die die Brücke beleuchtete und stieg auf das Deck hinunter. Mein Vater drehte sich zu mir und Lyria um und schärfte uns flüsternd ein, hier im Halbdunkel zu bleiben, während er nach vorne ging, um die Ereignisse an Deck zu beobachten. Die folgenden Augenblicke schleppten sich wie eine Ewigkeit hin, ich konnte die Stimme Rials hören, der immer wieder Fragen an die Skelette richtete, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten.
    Auf einmal stieg im Hintergrund ein leuchtender Ball in den Himmel und warf

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