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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Familie zu kochen, anstatt sich aufzureiben und für Miz Eugenia Tischdecken zu bügeln und Möbel zu polieren. Ihre Kinder konnten von hier aus auch zur Schule gehen, oder nicht? Sie wollte Otis gerade danach fragen, als er seinen Bruder entdeckte und auf ihn zueilte. Lizzie ging zu Dolly und Cissy, die mit ihr zusammen im großen Haus gearbeitet hatten, um sich mit ihnen zu unterhalten.
    „Hallo, Lizzie! Setz dich zu uns“, sagte Dolly. „Erzähl uns, was es für Neuigkeiten gibt.“
    Dass ein Baby in ihr heranwuchs, bestimmte immer noch Lizzies Gedanken, aber das wollte sie den anderen noch nicht erzählen. „Lebt ihr gerne hier draußen im Wald?“, fragte sie, als die Frauen für sie am Lagerfeuer Platz gemacht hatten.
    „Na ja, es gibt Dinge, an die man sich gewöhnen muss“, sagte Dolly. „Zum Beispiel ohne Töpfe und Löffel und Schüsseln und so zu kochen.“
    „Und es gibt jede Menge Moskitos“, fügte Cissy hinzu und schlug in die Luft.
    „Habt ihr euch überlegt, ob ihr auch herkommen wollt?“, fragte Dolly. „Habt ihr endlich die Nase voll von Miz Eugenia?“
    „Nein, Otis will Saul und euch anderen fragen, ob ihr nicht wieder nach White Oak kommen und in euren alten Hütten wohnen wollt.“
    „Wir sind jetzt alle frei, Schätzchen. Warum wollt ihr weiter für die Weatherlys arbeiten?“
    Lizzie wusste nicht, was sie antworten sollte. „Ich … ich will nicht für Miz Eugenia arbeiten, aber Otis sagt, im Moment ist es am besten, wenn wir dortbleiben.“ Lizzie sah zu, wie Cissy noch ein Stück Holz auf das Feuer legte und mit einem langen Stock die Kohlen schürte. „Habt ihr gehört, dass ein paar von den Leuten von Miz Blakes Plantage wieder zurückgehen, um für sie zu arbeiten?“
    „Ja“, sagte Dolly achselzuckend. „Ich kenne ein paar von ihnen. Aber Pete und ich warten hier, bis wir unser eigenes Land im Westen bekommen. Sobald die Sache durch ist, ziehen wir von hier weg.“
    „Warum wollt ihr irgendwohin gehen, wo ihr noch nie vorher wart?“, fragte Lizzie. „Otis sagt, es gibt eine Möglichkeit, wie ihr auf White Oak für euch selbst arbeiten könnt, ohne Massa oder Aufseher.“
    Dolly schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Sagt Miz Eugenia dir denn nicht mehr, was du tun sollst?“
    Bevor Lizzie antworten konnte, hörte sie ein lautes Rascheln im Wald, ein Wühlen in trockenen Blättern und ein Knacken von toten Zweigen. „Schhh!“, sagte jemand. Der Geiger hörte auf zu spielen. Alle wurden ganz still und lauschten. Lizzie hörte ein Pferd schnauben, und als sie in die entsprechende Richtung blickte, sah sie das Licht einer Fackel zwischen den Bäumen flackern. Es kam näher. Sie wandte den Kopf und sah noch eine Fackel, nur einen Steinwurf von der ersten entfernt, dann noch eine daneben und noch eine … bis die Flammen einen Ring um das Lager bildeten. Sie waren umzingelt.
    Lizzie und die anderen standen instinktiv auf, bereit zur Flucht. Das Geräusch von Pferdehufen, die durch das Unterholz trampelten, wurde lauter, als der Ring aus Lichtern sich zusammenzog.
    Plötzlich ertönte ein Gewehrschuss. Der laute Knall ließ Lizzie zusammenfahren. Dann wurden mehrere Schüsse abgefeuert, einer nach dem anderen, bis der ganze Wald von Gewehrschüssen widerhallte.
    Die Frauen kreischten, die Kinder und Säuglinge weinten vor Angst, die Männer suchten im Dunkeln nach ihren Familien und einem Ort, an den sie sich retten konnten. Lizzie rollte sich zu einem Ball zusammen und hielt sich die Ohren zu. Würde sie hier draußen sterben? Wer würde für ihre Kinder sorgen? Dann spürte sie Otis’ Arme um sich, die sie beschützten.
    „Gott helfe uns!“, flüsterte er.
    „Keiner rührt sich!“, rief jemand, als die Gewehrsalven endlich aufhörten. „Bleibt genau da, wo ihr seid!“ Lizzie wagte es, den Blick zu heben, und sah einen Ring aus maskierten Reitern, die sie umringt hatten und ihre Gewehre auf sie gerichtet hielten. Ihre Fackeln loderten. Sie hörte Weinen und Stöhnen überall um sie herum.
    „Ihr müsst von hier verschwinden!“, rief die Stimme. „Alle, bis zum letzten Mann! Ihr könnt nicht mehr in diesem Wald wohnen, verstanden? Das hier ist ein Privatgrundstück. Wenn wir wiederkommen müssen, um euch loszuwerden, schießen wir nicht mehr über eure Köpfe hinweg.“
    Einige der Reiter stiegen ab und fingen an, mit Äxten und Knüppeln und ihren Gewehrkolben die Hütten einzureißen. Andere ritten mit ihren Pferden über die Zelte und zertrampelten

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