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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Kopf, bevor er abstieg, und begrüßte sie mit einem Grinsen. „Wie geht es Ihnen an diesem schönen Tag?“ Sie gewöhnte sich allmählich an s einen Yankee-Akzent und hatte keine Mühe mehr, ihn zu verstehen. Aber wie alle Yankees sprach er zu schnell, sodass die einzelnen Worte ineinan der übergingen. Josephine sah in ihm immer noch einen Yankee und ihren Feind, aber diese Meinung musste sie ändern. Er war Mrs Blake sehr behilflich gewesen und es gab keinen Grund, unfreundlich zu ihm zu sein.
    „Danke, Mr Chandler, mir geht es gut. Und Ihnen?“
    „Hervorragend.“ Er band sein Pferd an dem Pfosten fest und blieb an der untersten Treppenstufe stehen. „Laufen die neuen Vereinbarungen soweit gut?“
    „Ja. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar Mrs Blake und ich für all Ihre Hilfe sind. Heute Morgen hat zum ersten Mal jemand Frühstück für uns gemacht. Bisher hatten wir uns mehr schlecht als recht durchgeschlagen, da keine von uns beiden Erfahrung in der Küche hatte.“
    „Ich freue mich, dass ich helfen konnte. Die Blakes sind die erste Familie in dieser Gegend, die die Dienstleistung unseres Amts in Anspruch genommen hat, und es war für mich auch sehr befriedigend, das alles in Gang zu bringen. Ich hoffe, Ihre Begeisterung wirkt ansteckend.“ Er grinste immer noch wie ein Schuljunge, dem man gerade eine Rolle Pfefferminzbonbons geschenkt hat.
    „Das hoffe ich auch. Meine Plantage könnte auch Hilfe gebrauchen. Ich wünschte, mein Bruder Daniel würde sich anhören, was Sie zu sagen haben, und –“
    Josephine verstummte. Als sie Mr Chandlers jungenhaftes Grinsen sah, wurde ihr plötzlich bewusst, wie falsch Harrisons Lächeln gewesen war und wie abrupt seine Meinungsänderung. Menschen änderten sich nur selten so schnell. Angst schlug über ihr zusammen wie eiskaltes Wasser.
    „Miss Weatherly? Ist irgendetwas?“
    „Ich … entschuldigen Sie mich bitte.“ Josephine lief ins Haus und in Harrisons Zimmer, während ihr Herz heftig hämmerte und sie fast über ihre zerrissenen Schuhe stolperte. Das Erste, was sie sah, als sie die Tür öffnete, war ein großer dunkelroter Fleck auf dem Bettlaken, als hätte ein Kind einen Topf Farbe ausgeschüttet. Aber es war keine Farbe, sondern Blut. Harrisons Blut. Es ergoss sich aus einer tiefen Schnittwunde an seinem Handgelenk und strömte seinen Arm hinunter auf das Bett. Er nahm das Rasiermesser in die linke Hand und wollte gerade auch seine andere Pulsader aufschneiden, als sie aufschrie: „Nein! Hör auf! Harrison, hör auf!“
    Josephine sprang auf sein Bett und umklammerte die Hand, die das Rasiermesser hielt, mit ihren beiden Händen. Seine Hände und Unterarme waren glitschig von dem warmen Blut, das schon bald auch über ihre Hände lief.
    „Lass mich in Ruhe! Verschwinde!“, brüllte er, der verbitterte, zornige Harrison, den sie so gut kannte. Sie rang weiter mit ihm und versuchte verzweifelt, ihm das Rasiermesser zu entreißen und die Blutung zu stillen. Er war erstaunlich stark. Sie spürte einen stechenden Schmerz, als die Klinge versehentlich in ihre Hand schnitt. Harrison würde gewinnen. Sein Wunsch würde sich erfüllen. Er würde sterben.
    „Hilfe! Ich brauche Hilfe!“, schrie sie in der Hoffnung, dass einer der Dienstboten sie hören würde. Man hatte ihnen zwar gesagt, sie sollten sich von Harrisons Zimmer fernhalten, aber bestimmt würden sie ihr zu Hilfe kommen, oder etwa nicht? „Helft mir! Bitte!“
    Endlich hörte sie eilige Schritte und dann Mr Chandlers Stimme. „Miss Weatherly? Was –?“
    „Helfen Sie mir, ihm das Rasiermesser wegzunehmen! Schnell!“
    Mr Chandler lief an ihre Seite und packte Harrisons Arm. Dann bog er die Finger des anderen Mannes auf und wand das Messer aus seiner Hand. Josephine hörte, wie es hinter dem Bett gegen die Wand flog und dann scheppernd zu Boden fiel, als Mr Chandler es fortschleuderte. Er war stärker als Harrison und so konnte sie schließlich loslassen und einen Schritt zurücktreten, während er Harrisons um sich schlagende Arme festhielt.
    „Verschwinden Sie!“, brüllte Harrison und beschimpfte Mr Chandler. „Lasst mich in Ruhe! Lassen Sie mich los!“ Er kämpfte vergeblich. Der Yankee war zu stark für ihn. Aber noch immer rann Blut aus Harrisons Handgelenk und bei dem Anblick wurde Josephine ganz schlecht vor Angst. Sie wusste nicht, wie sie die Blutung aufhalten sollte. Er würde verbluten.
    „Miss Weatherly, bitte …“, sagte Mr Chandler keuchend. „Sie müssen

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