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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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unterschrieben hat. Und sie haben alle Hilfe, die sie brauchen, tut mir leid. Aber sobald jemand anderes um Hilfe bittet, werden Sie die Ersten sein, die ich frage.“
    Otis nahm Lizzies Hand und erhob sich. „Danke, Sir“, sagte er. „Hoffen wir, dass es dann noch nicht zu spät ist, um Baumwolle zu pflanzen.“
    „Hören Sie, ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie mich informiert haben. Und solange Sie noch auf White Oak arbeiten, können Sie den anderen – und mir – vielleicht weiterhin helfen, indem Sie die Ohren offenhalten. Wenn Sie noch etwas hören sollten, wäre ich dankbar, wenn Sie es mir sagen könnten. Vielleicht könnten Sie Ihren Kindern eine Nachricht mitgeben?“
    Lizzie nickte, aber sie wusste, dass das unmöglich war. Hatte er vergessen, dass Otis und sie weder lesen noch schreiben konnten? Sie verabschiedeten sich und machten sich auf den Heimweg, aber Lizzie fühlte sich auch nicht besser oder sicherer als auf dem Hinweg. Und es war ermüdend, die Schienen entlangzugehen. Der raue Schotter stach durch die ausgetretenen Schuhe in ihre Fußsohlen.
    „Ich fühle mich, als wären wir Kaninchen, die in einer Falle sitzen“, sagte sie. „Wir können nirgendwo anders arbeiten, können nicht im Wald leben und können nicht einfach weggehen, weil wir sonst hungern würden.“
    Auch Otis blickte besorgt drein. „Ich wünschte, ich könnte Saul und die anderen wegen der Nachtwachen warnen.“
    „Wir haben noch Zeit, bevor es dunkel wird. Vielleicht können wir ihn suchen. Rufus sagt, er sieht Sauls Jungen manchmal in der Schule, also können sie nicht weit weg sein.“
    Otis blieb stehen. „Lass mich überlegen. Wohin würde er gehen? … Ich weiß, wo seine Lieblingsstelle zum Angeln ist, und sie liegt auf dem Weg nach Hause. Macht es dir etwas aus, mit mir dorthin zu gehen und nachzusehen?“
    Sie fanden Saul und ein paar andere von der Plantage beim Fischen an einem Bach, der in den Pamunkey River mündete. Die Lichtung wurde von einem Dickicht aus Unkraut und Weinstöcken verdeckt und war von der Straße aus nicht einzusehen. „Ich bin froh, dich zu sehen“, sagte Otis zu seinem Bruder. „Wir wussten nicht, wie wir dich erreichen sollten.“
    Lizzie setzte sich auf einen großen Fels am Ufer des Baches, um sich auszuruhen. Es war hier so ruhig und friedlich, dass sie sich wünschte, sie könnten gleich hier eine kleine Hütte bauen und darin wohnen, weit weg von allen Schwierigkeiten. Sie tauchte die Finger in den Bach und zog sie schnell wieder heraus. Das Wasser war eiskalt.
    „Lebt ihr jetzt hier?“, fragte Otis seinen Bruder.
    „Nein, wir sind immer noch im Wald. Aber weiter weg von der Straße.“
    „Das ist nicht sehr klug. Du hast doch gehört, was die Männer gesagt haben. Beim nächsten Mal werden sie nicht über eure Köpfe hinwegschießen – sie werden auf euch zielen. Und wenn sie jemanden töten, wird ihnen wahrscheinlich noch nicht einmal etwas passieren. Niemand wird der Geschichte eines Schwarzen glauben, wenn ein Weißer etwas anderes sagt.
    „Wir werden nicht mehr lange hier sein. Bald bekommen wir ein Stück Land und ziehen für immer aus Virginia weg.“
    „Sprich besser noch mal mit Mr Chandler. Lizzie und ich waren gerade bei ihm und er hat gesagt, dass es vielleicht noch eine Weile dauert, bis die Sache mit dem Land durch ist.“
    Lizzie schloss die Augen und lauschte dem gurgelnden Geräusch des Wassers, das über die Steine floss. Wenn nur jeder Tag so friedvoll sein könnte wie dieser Ort hier. In der Zwischenzeit erzählte Otis Saul und den anderen Männern von den nächtlichen Patrouillen und der Bedrohung für die Schule. Ihre Stimmen klangen, als wären sie weit entfernt.
    „Sag auf jeden Fall allen Bescheid, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit von der Straße wegbleiben sollen.“
    „Wir haben keine Angst und du solltest auch keine haben. Wir sind jetzt freie Männer.“
    „Das Gesetz hat sich vielleicht geändert, aber Massa Daniel und die anderen denken noch genauso wie früher. Sie sind wütend, weil sie den Krieg verloren haben, und brauchen einen Sündenbock, also geben sie uns die Schuld.“
    Als Lizzie die Augen wieder aufmachte, berührte die Sonne die Wipfel der Bäume und malte den Himmel rot. Sie stand auf, ging zu der Stelle, wo die Männer immer noch redeten, und zog an Otis’ Hand. „Wir müssen nach Hause gehen, bevor es dunkel ist.“
    Auf dem Heimweg gingen sie ein wenig schneller und das friedvolle Gefühl,

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