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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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tausendmal lieber.»
    «Für mich?», fragte Gage verblüfft. «Wozu denn? Ich brauche nichts.»
    «Wie wär’s mit einem neuen Auto? Deine alte Karre hat doch schon hundert Jahre auf dem Buckel.»
    «Heh», sagte Gage. «Lass mein Auto zufrieden. Wie spät ist es gestern im Hotel geworden?»
    «Womit wir wieder bei mir wären», seufzte Jessie. «Es ging bis zwei Uhr morgens.» Sie setzte ihren Kaffeebecher an den Mund. Gage sah, dass ihre Fingernägel abgebissen waren, und erschrak. Wenn Jessie an ihren Fingernägeln kaute, hieß das, dass sie nachts wieder Albträume hatte. Während er noch mit sich debattierte, ob er sie darauf ansprechen sollte, holte er Brot, Milch und Eier, stellte die Milch vor Jessie ab und schlug die Eier in einer Schüssel auf. «Wie sind denn deine Semesternoten so?», fragte er und begann die Eier zu verquirlen.
    «Gut.» Jessie füllte ihren Kaffeebecher mit Milch auf. «So gut, dass ich vielleicht von der Zwischenprüfung in diesem Semester befreit werde.»
    «Du hast den klügsten Kopf von allen in unserer Familie.» Gage und seine Brüder hatten in der Schule um ihre guten Noten kämpfen müssen, doch Jessie schien alles zuzufliegen. «Wie fühlst du dich denn sonst so?»
    «Normal.»
    Gage legte den Quirl beiseite und drehte sich um. «Was heißt ‹normal›?»
    «Herrgott, Gage, es heißt, dass ich Freunde habe, regelmäßig esse und Sport mache.»
    Wie Gage wusste, waren das die Punkte, die ihr Therapeut ins Spiel brachte, wenn er von einem gesunden Menschen sprach. «Du weichst mir aus.»
    «Tu ich nicht», widersprach Jessie und senkte den Blick.
    «Jessie!» Der warnende Unterton in seiner Stimme besagtedeutlich, dass Gage sich nicht so einfach abspeisen lassen würde.
    «Okay», murmelte Jessie. «In letzter Zeit habe ich manchmal so ein komisches Gefühl. Es ist wie damals nach der Entführung. Da habe ich auch überall Gespenster gesehen.»
    «Hast du überlegt, welchen Grund es dafür geben könnte?», fragte Gage so ruhig, wie er konnte.
    «Stress?», gab Jessie unsicher zurück. «Weil ich vielleicht doch zu viel mache? Nach dem Semester ist es bestimmt wieder vorbei.»
    «Wirst du es mir sagen, wenn es anders ist?»
    «Versprochen», entgegnete Jessie mit schwachem Grinsen.
    Gage atmete ein paarmal tief durch. Am liebsten hätte er Jessie im Haus eingesperrt und mit seinen Brüden abwechselnd Wache gehalten, nur damit ihr nie wieder etwas geschah.
    «Als ich eben gekommen bin, warum warst du da so schlecht gelaunt?», erkundigte sich Jessie, sichtlich bemüht, das Thema zu wechseln.
    «Weil mir ein Fall zu schaffen macht.» Gage steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster und gab die Eier aus der Schüssel in eine Pfanne.
    «Was für ein Fall?»
    Gage fasste den Fall der beiden Skelette auf dem Land der Thorntons zusammen.
    «Adrianna Barrington?», fragte Jessie mit funkelnden Augen. «Mit der bist du doch vor vier Jahren mal gegangen.»
    In einem Anfall von Schwäche hatte Gage ihr damals von seiner Beziehung erzählt, was er jetzt bitter bereute, denn Jessie würde nicht lockerlassen, bis sie alles, was sie wissen wollte, aus ihm herausgekitzelt hatte.
    «Redet ihr denn jetzt noch über die alten Zeiten? Hat sie dir gesagt, weshalb sie dich damals verlassen hat?»
    «Das muss sie mir nicht mehr sagen. Es war wegen des Mannes, mit dem sie vor mir zusammen war.»
    «Ach», meinte Jessie geknickt, lebte aber gleich wieder auf. «Und dann hat sie dich einfach fallenlassen?»
    «So ungefähr.» Gage dachte an Adriannas Erklärung am vergangenen Abend, die er noch immer verarbeiten musste.
    «Ja, aber weshalb ist sie denn zu ihm zurückgegangen?»
    «Wahrscheinlich weil sie ihn schon seit langem kannte. Oder weil er der Mann war, den seine Mutter für sie wollte. Oder weil sie ohne ihn nicht leben konnte, was weiß ich.»
    «Na ja», sagte Jessie bekümmert. «Wenn sie ohne ihn nicht leben konnte, war das dein Pech. Aber der Rest klingt ziemlich bescheuert.»
    Gage lachte und merkte, wie gut es ihm tat. Es machte das Gewicht ein wenig leichter, das ihm seit Tagen auf die Brust drückte. «Es war nicht nur ihre Schuld. Zu der Zeit habe ich zu viel gearbeitet. Sicherlich hat sie sich damals vernachlässigt gefühlt.»
    «Darüber hätte sie mit dir reden müssen», sagte Jessie unerbittlich.
    «Ja, vielleicht. Heute würde sie es wahrscheinlich tun. Sie hat sich verändert. Der Mann, zu dem sie zurückgekehrt ist, hatte einen Unfall und ist im vergangenen Dezember

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