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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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gnadenlos zu verschlingen. Und dabei stürzte ihr Schiff unaufhaltsam in die Tiefe …
    Jamal riss die Augen wieder auf. Er atmete tief durch, während er in Gedanken bis zehn zählte. Ich darf nicht in Panik geraten, ermahnte er sich. Das ist nur ein Traum.
    Nur ein Traum.
    Ein Nachtmahr, der ihre bereits albtraumhafte Existenz ausfüllte, die darin bestand, dass sie in einem Schwebezustand feststeckten, ohne Hoffnung auf Erlösung. War es vielleicht sein Unterbewusstsein, das die Vision von der Schlange produzierte? Oder wurde er langsam wahnsinnig? Nein, es musste sich um einen Albtraum handeln.
    Aber wieso träumten alle an Bord dasselbe? Steckten sie sich gegenseitig mit ihrer Angst an – wie mit einem psychogenen Virus? Wenn sie nicht aufpassten, konnte die Furcht die Oberhand gewinnen.
    Wäre das so schlimm? Was könnte schrecklicher sein als diese Art von temporalem Gefängnis?
    Er wollte die Augen so lange offen halten, bis das beängstigende Bild von der Schlange aus seinem Kopf verschwunden war; doch er war übermüdet, sein Körper und sein Geist verlangten nach Schlaf, und hilflos glitt er zurück in die dämmrige, gefahrvolle Welt seines Traums …
    AUF DER JAGD NACH DER IMPRIS

    Jakus Bark fand, es gäbe nur wenige Dinge, die langweiliger waren als ein Patrouillenflug für die Piraten. Man lag auf der Lauer, dehnte das Rigger-Netz hinaus in die Leere des Weltraums, und das Schiff flog ziel-und planlos dahin. Von Zeit zu Zeit rafften sich die Rigger auf und scannten den fernen Flux nach vorbeiziehenden Schiffen. Obwohl das eigentlich nicht nötig war, denn wenn ein Raumkreuzer in erreichbare Nähe kam, wurde er sofort von der ins Netz integrierten Künstlichen Intelligenz gemeldet. Während der letzten vier Wochen war dies nur zweimal passiert – nur damit sie eine einzige Prise aufbrachten, einen uralten Frachter, bei dem sich die Bergung nicht lohnte. Das andere Schiff hatte sich davongemacht, ehe sie es einholen konnten.
    Jakus hielt es für glatte Zeitverschwendung, wenn sie heimlich die Nebel durchkämmten und nach den schattenhaften, verstreuten Spuren der Impris forschten, die verschollen und unerreichbar in irgendeiner unheimlichen isolierten Nische des Flux festsaß. Gleichzeitig sollten sie Schiffe anvisieren, die vielleicht von diesem Spuk angelockt wurden. Das war kleinkarierte Piraterie, sich in einen Hinterhalt zu verkriechen und Schiffen aufzulauern, die die Handelsrouten entlang der Grenzen zum Golen Space befuhren und eventuell auf einen Notruf reagierten. Wieso preschten sie nicht einfach los und griffen ihre Beute an?
    Aber vermutlich ergab diese Vorgehensweise einen Sinn, andernfalls hätten die Bosse längst darauf verzichtet. Diese Notsignale schienen wie ein Zauber zu wirken, sowohl die echten Rufe von der Impris als auch die vorgetäuschten Signale von der Hunter , die sie abspielten, wenn die Beute zu weit entfernt war, um die realen aufzufangen. Die Impris zog auf völlig unberechenbaren Bahnen dahin. Mal rückte sie weit über ihnen ins Blickfeld, dann wieder tauchte sie drunten in der Tiefe auf. Das machte es den Skippern der Zentristen unmöglich, bestimmte Zonen als gefährlich einzustufen, selbst wenn sie absolute Gewissheit über die Existenz der Impris gehabt hätten. Und für Jakus Bark war dies der einzige interessante Aspekt an dem Patrouillenflug, wenn nämlich das Gespensterschiff unversehens auf der Bildfläche erschien und sie die Verfolgung aufnahmen. Nun ja – das und der Angriff natürlich.
    Jakus lechzte nach Taten. Die Warterei zerrte an seinen Nerven, doch die eigentliche Jagd beflügelte ihn.
    Er hatte nicht immer so empfunden. Er war ja nicht immer Pirat gewesen, nicht mal im Herzen. Aber seit seiner Gefangenschaft in DeNoble hatte er sich verändert. Anfangs war er nur ein gewöhnlicher Gefangener gewesen, der zwangsweise in den Netzen der Piratenschiffe riggte. Doch zu seiner Überraschung berauschte er sich an der blutigen Hetzjagd; das Aufspüren der Beute, die Pirsch, der Kampf, das Plündern und Zerstören begeisterten ihn. Besonders nachdem er von dem hinterwäldlerischen Nest DeNoble nach Kilo-Mike/Carlotta versetzt wurde, wo wirklich die Fäden der Macht zusammenliefen. Selbstverständlich unterstützten ihn seine Optimierer, stachelten seinen Eifer an, wann immer seine Entschlossenheit nachzulassen drohte. Allerdings stand er nicht unter der Kontrolle der Implantate; er traf immer noch die Entscheidungen, nicht irgendwelche gottverdammte

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