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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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nicht noch verschlimmert wird?«, gab Friedman zu bedenken.
    Ehe Legroeder antworten konnte, hielt Deutsch, der zusammen mit Friedman auf der Brücke weilte, entgegen, dass sie sich bereits auf direktem Wege ins Chaos befänden; und es sei besser, eine riskante Aktion zu wagen als überhaupt nichts zu tun. Jamal trat vor und schnitt ihm das Wort ab. Seine Augen waren weit aufgerissen, als er sagte: »Wir sollen also zu diesem Ding hinfliegen, von dem wir träumen?« Gestikulierend wandte er sich an Poppy, der stocksteif und mit ängstlichem Gesicht dastand.
    »Wir hatten bereits darüber gesprochen, wissen Sie das nicht mehr?«, warf Legroeder ein und dachte: Es war vor knapp einer Stunde …
    »Doch, aber ich hatte nicht angenommen, dass wir diesem Monster direkt in den Rachen fliegen!«, protestierte Jamal. »Und wir hatten dem Plan nicht ausdrücklich zugestimmt.«
    »Nein, das haben wir nicht!«, flüsterte Poppy im Hintergrund.
    Legroeder tat einen tiefen Atemzug; am liebsten hätte er die Augen geschlossen und sich gewünscht, er wäre weit weg. »Wir unterhielten uns, dass dies unumgänglich sein könnte.«
    Palagren stellte sich neben ihn, um ins Mikrofon zu sprechen. Beim Anblick des Narseil wurden Jamals Augen noch größer. »Sie haben Recht, der Plan ist gefährlich«, begann Palagren. »Aber wir alle wissen, was passiert, wenn wir bleiben. Die Situation wird immer verzweifelter. Anstatt Sie zu retten, sitzen auch wir hier fest und können uns gegenseitig beim langsamen Sterben beobachten.«
    »Aber …« Jamal blickte abwehrend drein, sprach indessen nicht aus, was er sagen wollte.
    Friedman verschwand aus dem Bild und war gleich darauf wieder da. »Auf eines möchte ich noch hinweisen: Wir haben gesehen, wie Leute an Bord starben – und es war schrecklich.«
    Mittlerweile kannten sie alle die Geschichte: In seiner Not hatte sich ein Junge mit einer schnell wirkenden toxischen Substanz vergiftet – jedenfalls glaubte er das. Aufgrund der temporalen Verzerrungen dauerte es nach der Schiffszeit ein Jahr, bis er verschied. Zum Schluss hatte ihn der Captain auf die Brücke transportieren lassen, wo die Zeit schneller verging, um den Tod zu beschleunigen.
    Die beiden Rigger der Impris schwiegen. Ihnen fiel keine Entgegnung ein.
    »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht«, fuhr Friedman fort, »aber ich finde, einhundertvierundzwanzig Jahre sind genug! Lassen Sie uns zur Tat schreiten.«
    Poppy und Jamal tauschten Blicke, dann sahen sie Deutsch an. »Wird er mit uns fliegen?«, fragte Jamal.
    »Einen besseren Riggerkameraden können Sie sich nicht wünschen«, entgegnete Legroeder.
    »Aber er ist mit diesen Dingern ausgestattet«, wandte Poppy ein.
    Legroeder sog den Atem ein. »Ja. Und diese Dinger sind notwendig, damit wir einen Weg nach Hause finden. Gebt ihm eine Chance. Ihr werdet überrascht sein. Richtig, Freem'n?«
    Ehe Deutsch etwas erwidern konnte, sagte Friedman: »Keine weiteren Diskussionen mehr. Die Sache ist beschlossen. Rigger, klarmachen zum Absegeln!«
    Poppy und Jamal blickten erbittert drein. Doch sie fügten sich und steuerten widerwillig auf ihre Stationen zu.
    *

    Der Abflug verzögerte sich, bis die Techniker ihre Arbeit an den Triebwerken der Impris beendet hatten. Legroeders Besorgnis wuchs, doch ehe sie aufbrachen, mussten der Flux-Reaktor und die Feld-Komponenten dieses Schiffs fein aufeinander abgestimmt sein. Zwei weitere Male blendete sich die Impris einfach aus, und der Brückencrew auf der Phoenix stockte der Atem. Als die Impris beim zweiten Mal wieder auftauchte, teilten ihnen die dort tätigen Cyber-Techniker mit, das Schiff sei startklar, und die Rigger eilten auf ihre Posten.
    Als sich seine Rigger-Station schloss, dachte Legroeder daran, wie erschöpft er sich fühlte und wie gern er eine Nacht durchgeschlafen hätte. Es war leichtsinnig, in diesem Zustand zu fliegen. Aber warten konnten sie nicht, da sich die Lage dauernd verschlechterte. (Egal, womit ihr sonst noch beschäftigt seid, passt gut auf, dass ich wach bleibe, okay?) ◊ Verstanden. Befehl wird ausgeführt ◊ , lautete die Antwort.
    Im Netz der Phoenix saßen außer Legroeder noch Palagren und Ker'sell. Cantha nahm Deutschs Platz ein. Sie fanden, dass Canthas Unerfahrenheit im Netz durch sein Wissen über den Quanten-Riss wettgemacht würde; sie wiesen ihm den Posten im Ausguck zu, damit er beobachten und Ratschläge erteilen konnte. Legroeder übernahm wieder das Kommando und flog an seiner üblichen Position

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