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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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versuchte, die Funktionen seines Gehirns aufrecht zu erhalten. Noch hatten die Chips nicht beschlossen, ihn zu töten; sie wollten ihn von seinem Vorhaben abbringen, ohne genau zu wissen, wie seine Pläne aussahen. McGinnis hatte all seine Kräfte aufbieten müssen, um Legroeder und Mahoney die Chance zur Flucht zu verschaffen, und diese Information vor seinen Bio-Optimierern geheim zu halten.
    Seine Hand, die über dem Kontroll-Panel schwebte, zitterte. Jesus, Maria und Josef, er verlor den Kampf. Er schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, sah er, wie sein Finger auf den Knopf drückte, der die Verteidigungslaser mit Energie lud. »Nein, verdammt noch mal!« , flüsterte er. Es war nicht er, Robert McGinnis , der das Ziel erfasste, sondern seine Implantate. Ein Schauder durchlief ihn, doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt. In selben Moment, als der Laserstrahl abgefeuert wurde, lenkte er ihn vom Ziel ab. Ein Speer aus tödlichem Licht löste sich vom Haus …
    … und verfehlte den Flieger.
    McGinnis schaltete die Energie ab und drehte sich mit seinem Sessel um, damit er das Kontroll-Panel nicht sah. Er schlotterte am ganzen Leib. Die Information entströmte seinem Geist, ohne jedoch die Optimierer zu erreichen – bis jetzt! Eiserner Wille. Ich muss einen eisernen Willen aufbieten.
    Die Fakten über die Impris -Verschwörung waren in den Besitz anderer Leute übergegangen, und was weiter geschah, ging ihn nichts mehr an. Mit ein bisschen Glück lebten Legroeder und Mahoney lange genug, um die Spur weiter zu verfolgen, bis hin zu den Verbrechern, die sein Leben zerstört hatten und dieses Schiff in das Netz ihrer Lügen einspannen. Aber die Optimierer wussten immer noch nicht Bescheid. Für Legroeder und Mahoney war es wichtig, dass sie die Wahrheit nicht erfuhren – oder ihr Wissen zumindest nicht nach draußen weitersendeten. Die Gebieter über diese Chips argwöhnten natürlich, dass er sie letzten Endes doch verraten hatte, aber Gewissheit durften sie erst bekommen, wenn Legroeder und Mahoney sich in Sicherheit befanden.
    Der Gedanke verlor sich in einem Schmerz, der ihn wie ein Blitz durchzuckte und aus ungeheurer Ferne zu kommen schien. Jetzt wurde es Ernst; sie würden ihn foltern, um seinen Widerstand zu brechen. Er biss die Zähne zusammen und wandte sich erneut der Konsole zu. Keuchend hieb er ein Mal mit der Faust auf die Schaltflächen ein. Allmählich wurde es Zeit, den Schlussakt einzuleiten. Er hatte immer gewusst, dass dieser Augenblick einmal kommen würde; er war gut gerüstet. Die Schaltkreise waren bereit. Der Vorgang erforderte mehrere Schritte, bei denen er keine Fehler begehen durfte: Schutzkappe vom Schalter entfernen, auf den Knopf drücken, Laser laden.
    Und dann … der Code, mühsam eingetippt, die Lippen in grimmiger Entschlossenheit verzerrt, mit höchster Konzentration, über meine : L-E-I-C-H-E …
    Zitternd vor Schmerzen feuerte er den Laser ab.
    Dieses Mal passierte nichts …
    … bis auf das beabsichtigte Überlasten der Laser-Kondensatoren, die im Untergeschoss explodierten. Eine halbe Sekunde später ging drunten das Feuerwerk los – und mitten im Haus loderten brüllend die Flammen hoch. Eine Flucht war ausgeschlossen, da die Löschanlage deaktiviert und die Tür verriegelt war.
    Er nahm das Kabel für das Interface-Input von der Kontroll-Konsole. Blind vor Schmerzen fasste er hinter sein rechtes Ohr, hob die Haare an und stieß den Kontaktstecker in die Optimierer-Buchse. Ein Sturmwind fegte jaulend durch sein Gehirn.
    Er tastete die nächste Komandosequenz ein. Auf dem Monitor erschien eine leuchtende Schrift:

    MÖCHTEN SIE DAS PRIMÄRE SPEICHERMODUL
    MIT DEN ERINNERUNGSDATEIEN LÖSCHEN?
    BESTÄTIGEN SIE MIT »JA«, GEFOLGT VON
    IHREM NAMEN UND IDENTIFIZIERUNGSCODE.
    Seine Hand flatterte nun so stark, dass er kaum die Tasten niederdrücken konnte. Mit der linken Hand stützte er seine rechte, während er mit einem Finger tippte. Einen Moment lang hielt er inne, um einen stummen Befehl zu rufen: Rufus, lauf weg und bring dich in Sicherheit – nimm mit, was ich dir gegeben habe – pass gut darauf auf, bis … Großer Gott, warum habe ich sie nicht gebeten, dich mitzunehmen? Such die beiden, wenn du kannst.
    Er stieß einen lauten Schrei aus und drückte auf start. Leb wohl, mein Freund …
    Der alles löschende Strom rann wie ein lindernder Wasserschwall durch seinen Schädel. Die Schmerzen flauten ab, indem sich die Programmierung der Chips auflöste.

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